Freitag, 25. Mai 2012

13. Etappe: Unterfinningen – Dischingen


Wegverlauf: Unterfinningen – Oberfinningen – Demmingen – Dischingen

Weglänge: 15 km


Anfahrt: Keine. Übernachtung in Unterfinningen.

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Heidenheim, von dort mit dem Zug nach Aalen und dann in den Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 25.05.2011

Schon am Abend zuvor hatte ich mir fast gedacht, dass es ein Fehler war, die Schuhe im Biergarten nicht auszuziehen. Sie hätten einfach Luft und mehr Raum gebraucht, aber so waren sie weiter bis spät in die Nacht eingeschlossen. All das Ölen hatte nicht viel geholfen, sie taten immer noch weh. Zu allem Überfluss hatte ich am kleinen Zeh eine Blase, die ich mit einem Blasenpflaster zuklebte. Diese Blasenpflaster sind phänomenal. Sie wirken desinfizierend, man muss die Blase nicht aufstechen und man kann mit ihnen relativ gut weiter laufen. Nie wieder etwas anderes bei Blasen. Mit den Schuhen 28km zu laufen war wohl doch keine gute Idee. Die großen Zehen haben wehgetan und dort wo der Stiefelschaft ist waren die Muskeln verhärtet. Am liebsten wäre ich nicht weiter gelaufen, aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich das auch durch. Das nächste Ziel war Oggenhausen!

Die Nacht war leider auch nicht besonders gut. Das Zimmer zwar schön und das Bett bequem, aber die Kühlanlage der Gaststätte laut und die Kirchenglocken haben alle Viertelstunde geschlagen. Zweimal die Viertelstunde gab es auch noch ein unidentifizierbares Geräusch, das wie eine leise Toilettenspülung klang. Ich bin dann ein Stockwerk höher (ich war der einzige Gast in dieser Nacht) und hab in einem anderen Bett geschlafen, wo man nur die Kirche gehört hat. Morgens bin ich dann wieder in mein Zimmer geschlichen. Eine kurze Nacht war es allemal. 

Das Frühstück war herrlich und die Hausherrin füllte mir auch meine beiden Wasserflaschen wieder auf. Ich nahm noch belegte Semmeln für unterwegs mit, da sie mir sagte, dass es erst in Demmingen einen Bäcker gäbe. In Unterfinningen gab es außer dem Schlössle nichts. Ein reines Wohndorf. Nach kurzer Zeit war ich schon in Oberfinningen und über Felder ging es zum nächsten Wald, der mich wieder nach Baden-Württemberg brachte. Es war ein schöner warmer und sonniger Morgen und der Wald herrlich. Die Sonnenstrahlen kamen vereinzelt rein und es waren viele Insekten unterwegs. Aber meine Füße taten unglaublich weh. Allmählich begann ich zu verstehen, dass ich es heute nicht bis nach Oggenhausen schaffen würde. Immer wieder kamen Schilder mit Entfernungsangaben und ich merke, dass ich doppelt so lange brauchte als sonst. Es war eine echte Quälerei! Diese Schuhe würden noch heute Abend in Rente gehen. Nun brauche ich also nicht nur neue Halbschuhe, sondern auch neue Bergstiefel. Der Einkauf würde nun also doppelt so teuer werden.

In Demmingen gab es leider keine brauchbare Bushaltestelle. Zudem hatte ich in dem Ort eine kleine Hochphase, die mich wieder von Oggenhausen träumen ließ. Im nächsten Wald war das endgültig vorbei. Ich versuchte die Füße etwas zu schützen, indem ich mehr Kraft auf die Stöcke verlegte und sehr langsam lief. Im Wald lief ich wieder ein Stück durch Bayern, dann auf der Grenze und wieder in Baden-Württemberg. Wie ist nur diese Schlangenlinien verlaufende Grenze entstanden? Witzig so zwischen zwei Bundesländern zu laufen. Bayern hat ja mehr Feiertage als Baden-Württemberg. Manche Dorfbewohner werden vielleicht enttäuscht sein, dass sie bereits in Baden-Württemberg liegen wenn sie zur Arbeiten gehen müssen und die Bayern ausschlafen können.

Vor Trugenhofen habe ich mich ins Gras gelegt. Ich konnte einfach nicht mehr. Dort habe ich lange Pause gemacht, in der Sonne gelegen und gelesen und intensiv die Natur genossen, die ich zu Hause nicht vor der Türe habe. Das war richtig gut. Zwei Arbeiter der Stadtgärtnerei kamen in ihrem orangefarbenen Auto vorbei und strichen die Bank auf der Wiese. Ihnen war auch heiß. Ab und zu kam ein Radfahrer vorbei.

Irgendwann bin ich dann doch weiter gelaufen. Hinter Trugenhofen geht es durch den englischen Garten, der zum Schloss Taxis gehört. Das Schloss ist imposant. Ich habe es mir nicht nehmen lassen trotzdem vor den Eingang zu laufen und die tollen Türme zu betrachten. Leider kann man nicht rein. Es wird heute immer noch als Sommerresidenz verwendet. Ein echtes Highlight auf dieser Tour. Und dann war ich auch schon in Dischingen. 15 km bin ich heute nur gelaufen. Mehr wäre aber auch nicht gegangen. Ich hab überhaupt kein Bild gemacht auf dieser Etappe. Irgendwie war ich nicht in Stimmung.
Ich musste nicht lange warten bis der Bus kam. Ein bisschen Glück muss man dann eben doch haben. schade, dass die Tour bereits vorbei ist. Ich hatte mich auf mehr gefreut.

Donnerstag, 24. Mai 2012

12. Etappe: Donauwörth – Unterfinningen


Wegverlauf: Donauwörth – Riedlingen – Reichertsweiler – Oppertshofen – Oberliezheim – Unterliezheim – Unterfinningen

Weglänge: 27 km

Karte: Keine

Anfahrt: Mit dem Zug nach Aalen und dort in den Zug nach Donauwörth umsteigen.

Rückfahrt: Keine. Übernachtung in Unterfinningen.

Gelaufen am: 24.05.2011

Als ich in Donauwörth ankam war ich in Hochstimmung. Ich hatte es tatsächlich geschafft, was ich anfangs nur für eine wage Möglichkeit gehalten hatte. Und wie es so ist habe ich in dieser Hochstimmung sofort beschlossen auch noch den Südrandweg zu laufen und natürlich anschließend das Stück Nordrandweg, das mir noch fehlte: von Tuttlingen zum Traifelberg. Gesagt getan: im Internet habe ich mich informiert wie viele Etappen der Südrandweg hat und habe mir gleich die ersten beiden ausgesucht: von Donauwörth nach Unterfinningen und dann weiter nach Oggenhausen. Ich habe schnell festgestellt, dass ich auch hier abends nicht nach Hause zurück komme und habe im Internet auch gleich das Schlössle Finningen als Unterkunft gefunden. Gebucht war schnell, und so ging ich bereits zwei Wochen nach Ankunft in Donauwörth wieder los. Man kommt sich vor wie auf großer Fahrt. Es ist phantastisch.

Nachdem mir nach der zweitägigen Wanderung die Füße so wehgetan hatten, habe ich mich mit einem Kollegen unterhalten, der Wanderungen über die Alpen führt. Er meinte es sei besser Schuhe mit harten Sohlen zu haben, wenn man mehr Gepäck auf den Schultern trägt. Dann würden die Füße nicht so schnell ermüden. Ich habe also meine alten Bergschuhe rausgeholt, mit denen ich im Januar noch Schneeschuhwandern war und habe sie auf die nächsten beiden Etappen mitgenommen. Meine Trekkingschuhe waren zudem schon ziemlich verschliessen und ich dachte auch hier über neue nach.

In Donauwörth ging ich gleich am Bahnhof los Richtung Süden anstatt wieder zu der Tafel am Zeughaus zurück zu kehren, an der der Südrandweg eigentlich beginnt, da ich von dieser zum Bahnhof schon letztes Mal gelaufen war. Bloß keine Lücke auf dem Weg lassen. Ich will jeden Zentimeter laufen. Eine Karte für die Tour zu finden gestaltete sich schwierig. Ich hatte meinen Donauwörther Stadtplan, auf dem der Beginn des HW 2 bis raus aus dem Ort eingezeichnet war, was gut durch die Stadt half. Aber für danach gab es keine Karte im Wandermaßstab 1:50.000 - außer ich hätte die komplette HW1/2 Karte kaufen wollen. Und so habe ich mir aus dem Internet eine Karte runter geladen, die zwar nicht sonderlich genau war, aber mir den Weg einigermaßen vorgab. Da Fernwanderwege meist gut beschildert sind, stellte das auch kein sonderliches Problem dar.

Ein bisschen komisch war es schon nun "zurück" zu laufen - zumindest was die Himmelsrichtung anging. Ich hatte zuvor auf einer größeren Karte beide Wege miteinander verglichen. Wo ich am Südrandweg sein würde und was dem am Nordrandweg entspräche. Sehr spannend. Und eine kleine Orientierungsschule.

In Donauwörth ging es durch Riedlingen hoch zum Wald und von dort an auch fast ausschließlich im Wald. Ich schaute von einer Anhöhe rüber nach Wörnitzstein. Dort war ich gelaufen! Faszinierend. Schon bald aber machten mir meine Stiefel Probleme. Ich muss wohl auf meinen vielen Wanderungen die Füße platt gelaufen haben. Jedenfalls passten mir die Stiefel, welche ich noch im Januar auf einer Schneeschuhwanderung ohne Probleme an hatte, in der Länge nicht mehr richtig. Wie konnte das sein? Nach nicht mal dreihundert Kilometern? Ich war erstaunt wie schnell so etwas geht. Später hat mir in einem Laden ein anderer Wanderer bestätigt, dass er das gleiche Problem hat. Ja, schön. Kein Vorteil (Spaß am Wandern) ohne Nachteil. Ich versuchte so gut wie möglich durchzuhalten. Diese Etappe nach Unterfinningen musste ich unbedingt schaffen. Ich konzentrierte mich auf den Wald und versuchte die Füße auszublenden. Der Wald war wunderschön. Hirschkäfer liefen über den Weg, auch Weinbergschnecken und Nacktschnecken. Die ersten Hummeln lagen wieder tot am Wegesrand. Es schien als habe die Tierwelt auch ihre Jahreszeiten. Erst so viele Hummeln, von denen die ersten wieder starben und nun die Schnecken. So etwas war mir noch nie zuvor aufgefallen. Auch die Haut einer Blindschleiche fand ich. Durch die Jahreszeiten zu wandern hat was.

Ab und an kam ich aus dem Wald heraus und wurde meist von Gesternfeldern begrüßt. Optisch ist Gerste mein Lieblingsgetreide. Ich mag es wie seine Federn im Wind hin und her wogen und wie das Gerstenfeld in der Sonne schimmert. Das gibt schöne Photomotive und eine idyllische Stimmung. Vor Oppertshofen war auch ein solches Feld, das Dorf lag weiter unten in einer sanften Senke und dahinter erhob sich die Landschaft wieder leicht mit weiteren Feldern. Ein perfekter Ort für eine Pause! Ich mag es an stimmungsvollen Plätzen zu essen.

Dann wieder Wald und wieder ein Örtchen namens Oberliezheim. Ein richtig nettes Dorf, aber natürlich mit einer riesigen Kirche wie es sich das für Bayern gehört. Sie war auf und der Innenraum willkommen kühl. Das Wetter war wieder phantastisch und ideal für kurze Hose, T-Shirt und Sonnenbrand. In der Nähe der Kirche gibt es einen Dorfteich, in dem Frösche quaken. Davor ist eine Bank, auf die ich mich setzte und erleichtert die Schuhe auszog. Sie passten einfach nicht mehr richtig und die Füße beschwerten sich immer mehr. Das Ignorieren half nur noch streckenweise. Ich hoffte einfach, dass die Füße sich über Nacht erholen würden, damit ich auch die morgige Etappe laufen würde können. In meinem Rucksack hatte ich eine Flasche Arnikaöl mit dabei. Das sollte dabei helfen.

Die letzten Kilometer nach Unterfinningen waren jedoch eine Qual. Ich stützte mich mehr auf meine Stöcke beim Laufen und war froh als ich das Schlössle Finningen sah. Es sieht wunderschön aus. Ein toll renoviertes altes Haus mit einem einladenden Biergarten davor, in dem eine Gesellschaft mit Sekt anstieß. Ich kam mir mit meiner Wandererkluft etwas deplaziert vor, aber die Menschen begrüßten mich freundlich und freuten sich eine Wanderin da zu haben. Mein Zimmer war wunderschön und ich freute mich über die tolle Unterkunft.

An die Füße dachte ich leider wenig als ich im Bierarten saß. Die Schuhe waren immer noch eng angeschnürt und als ich mein Bier trank winkten mich die beiden vom Nachbartisch rüber. Die Gesellschaft war gegangen und wir drei die einzigen im Biergarten. Ich bestellte eine große Portion Schnitzel mit Salat und ein weiteres Bier. Es stellte sich heraus, dass der Ältere von beiden der Besitzer des Schlössles war und dieses nun an seinen Sohn und dessen Frau übergab. So kam ich in den Genuss einiger Geschichten über diesen Ort. 

Der Zweite war Mössingen und machte mit seinem Segelflugzeug "segelwandern". Er wollte eigentlich bis nach Mössingen zurück, hat es aber mit den herrschenden Winden nicht geschafft und wartete auf seine Rückholer. Natürlich bin ich mit zum Maisfeld, in dem er gelandet ist und habe geholfen das Segelflugzeug im Anhänger zu verstauen. Wie spannend! Ich bin auch einmal drin gesessen. Gar nicht so unbequem. Und dass ein so großes Segelflugzeug in einen solchen relativ kleinen Anhänger passt ist phantastisch. Es gibt also noch weitere Abenteurer auf der Alb.

Sonntag, 20. Mai 2012

Frühlingsblumen der Alb


Die Blumen auf der Alb sind im Frühling sehr schön. Wenn im April alles zu blühen beginnt macht das Wandern gleich noch mehr Spaß. Ende Mai ist einiges davon schon wieder verblüht und die Blumen weichen dem üppigen Grün. Ich habe mich lange nicht für die Blumen und deren Namen interessiert, aber seitdem ich den Beginn der Blüte wie auf der Albumrundung gesehen habe, wollte ich auch die Namen der Blumen wissen. Meine Mutter war mir da sehr behilflich. Sie kennt viele der Namen. Ich habe ihr per Email die Bilder geschickt, die ich auf den Touren gemacht habe. Und zu Hause habe ich ein Buch, das ähnlich wie der Kosmos Klassiker „Was blüht dennda“ die Blumen nach Farbe geordnet hat, so dass man eine unbekannt Blume recht schnell findet: „Der Fotopflanzenführer“.

Vom Schwäbischen Albverein gibt es ein Buch „Die Pflanzenwelt der Schwäbischen Alb“, das die Pflanzen nach Ort sortiert. Es wird darüber geschrieben welche auf Felsnasen wachsen, auf den Heiden oder im Wald, etc. Ein sehr interessantes Buch.

Hier nun einige der Blumen, die ich bis Mai gesehen habe.



Schneeglöckchen – eine der ersten Blumen nach dem Winter. Man sieht sie im Wald in tiefer gelegenen Höhen und natürlich viel in den Gärten der Albdörfer.











Märzenbecher – blühen im März wie der Name sagt und sehen den Schneeglöckchen zum Verwechseln ähnlich. Man kann sie aber leicht erkennen, wenn man die Größe der beiden Blüten vergleich. Die Märzenbecher sind größer.








Leberblümle – blüht ganz früh und ist eine sehr zarte Pflanze.













Veilchen – meine absoluten Lieblingsblumen unter den Waldblumen, weil sie so zart sind.












Der Lerchensporn ist einer der ersten Blüher nach den Schneeglöckchen und Märzenbechern und wächst  viel am Wegesrand auf dem Trauf. Es gibt ihn in weiß oder viel häufiger in lila.















Anemonen oder auch Buschwindröschen genannt wachsen flächig auf dem Waldboden. Man sieht sie in weiß oder weiß mit rosa.











Wiesenschaumkraut – es wächst in Mengen auf den vielzähligen Albwiesen zusammen mit anderen Blumen.
















Schlüsselblumen – sie habe ich auch auf den hoch wachsenden Albwiesen gesehen, aber auch am Wegrand im Wald oder auf Wacholderheiden.















Die Wolfsmilch habe ich zunächst gar nicht als Blume erkannt, weil die Blüten hellgrün sind. Sie wächst viel im Wald direkt am Wegesrand.
















Frühlingsblatterbse – eine Blume, die mich von Anfang an fasziniert hat. Ihren Namen finde ich einfach nur witzig. Ihre Farbe geht von blau in lila über.










Wildes Silberblatt – sehr unscheinbar, funkelt aber etwas silbern, wenn es frisch wächst und die Sonne drauf scheint.
















Weißwurz – das findet man auch in Gärten.













Bärlauch – ok, kein Blume, wächst aber wie Unkraut an den Waldhängen und sobald er anfängt zu blühen riecht der ganze Wald danach – wie Knoblauch.










Rote Lichtnelke – diese Blume habe ich auf einer Wacholderwiese am Volkmarsberg gesehen.
















Frühlingsenzian – eine phantastische Blume mit ihrem leuchtenden blau. Wannimmer ich sie sehe muss ich ein Photo machen. Wächst auf Felsnasen und Wacholderwiesen.










Taubnesseln kommen dann im Mai.


















Große Steinmiere – ein Name, den ich mir Anfangs nicht merken konnte. Aber seitdem ich sie im Mai quasi überall gesehen habe auch in den ländlichen Gegenden um Stuttgart herum, vergesse ich den Namen nicht mehr.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Donauwörth


Donauwörth ist eine tolle Stadt. Ein Besuch lohnt allemal. Man kann hier auch gut ein paar Tage verbringen. Mir gefällt besonders die Reichsstraße, jene Straße, an der alle Geschäfte sind. Die Fronten der Häuser sind richtig toll. Sie sind auch schön gepflegt und wenn man sie so sieht denkt man gar nicht, dass im zweiten Weltkrieg die gesamte Reichsstraße zerbombt wurde und nur das Cafe Engel stehen blieb. Aber es wurde alles wieder originalgetreu aufgebaut. Schade, dass das nicht mehrere Städte so gemacht haben. Wenn ich sehe wie schön Stuttgart vor der Zerbombung war und wie viele hässliche Häuser dort direkt nach dem Krieg gebaut wurden tränt mir das Auge. In Donauwörth kann man oben im Turm des Münsters zu unserer lieben Frau Bilder der Zerstörung des zweiten Weltkriegs sehen. Auf den Turm kann man Samstags und Sonntags (Uhrzeiten findet man auf der Donauwörther Homepage). Die Führung kostet gerade mal einen Euro. Man läuft enge Stiege nach oben und muss sich an einer Stelle richtig vorbei quetschen und kommt dann auch an den Glocken vorbei. Oben befindet sich die frühere Wohnung desjenigen, der die Stadt vor Feuer gewarnt hat wenn er eines gesehen hat. Man hat hier wirklich eine tolle Sicht über die Stadt vom Balkon, der rund um den Turm verläuft. Einmal wurde ein Feuer gesichtet und der Feuerwehr Alarm gegeben, aber sie fanden es nicht, es war wohl ein Fehlalarm bei Vollmond. Seitdem heißen sie die Mondspritzer. Ein Bonbon mit demselben Namen erinnert noch daran.

Auch die Heiligkreuzkirche ist eine Pracht. Dort wird ein Partikel vom Kreuz Jesu aufbewahrt. Direkt daneben befindet sich die ehemalige Knabenschule. In Donauwörth mussten die Kinder lange noch getrennt zur Schule. Auch heute gibt es diese Knabenschule mit Internat noch, ebenso wie ein Mädchenschule St. Ursula mitten in der Stadt.

Auf der Reichsstraße kann man auch herrlich draußen sitzen bei Cafe und Kuchen. Oder aber auch auf der Riedinsel. Dort befinden sich die abendliche Gastronomie und ein Kino. Von der Riedinsel kann man schön an der Promenade an der Wörnitz entlang laufen. Im Sommer blühen an der alten Stadtmauer Rosen und man kommt am alten Färbertörl vorbei.

Wer zur Donau will muss etwas weiter. Man sieht dort die Wörnitz in die große Donau fließen, die hier schon eine beachtliche Fließgeschwindigkeit hat. An der Donau entlang kann man weit laufen und auch Rad fahren. Man kommt in südlicher Richtung an der Firma Eurocopter vorbei, die zivile und militärische Hubschrauber baut und dafür in aller Welt bekannt ist. Man sieht und vor allem hört immer welche fliegen. Eine öffentliche Werksführung ist leider nicht möglich.

Auf der anderen Donauseite ganz in der Nähe von Eurocopter ist der Baggersee, in dem man baden kann. Und weiter südlich gibt es ein Wehr, das den Fluss breit aufstaut. Hier schwimmen Enten und Graureiher fliegen durch die Luft. Ein idyllischer Ort.

Käthe Kruse hat in Donauwörth nach dem Krieg ihre Puppen fertigen lassen. Es gibt auch ein Käthe Kruse Museum. Man kann auch die Werkstätten besichtigen.

Als Outdoorler ist Donauwörth ein bisschen der Dreh- und Angelpunkt in der Gegend. Mehrere Wege führen durch Donauwörth. Natürlich der Albnordrandweg und Albsüdrandweg, aber auch der Main-Donauweg, der Jakobsweg, die romantische Straße, die man per Pedes oder mit dem Fahrrad machen kann. Auch die Via Claudia Augusta. Vor dem Zeughaus wo auch das große Schild für die Albumrundung angebracht ist findet man viele Wegweiser, die die vielen Wege aufzeigen.

Freitag, 11. Mai 2012

11. Etappe: Mönchsdeggingen – Donauwörth


Wegverlauf: Mönchsdeggingen – Eisbrunn – Harburg – Reismühle – Wörnitzstein – Felsheim – Donauwörth

Weglänge: 27,5 km

Karte: UK 50-21 Ries Hesselberg Umgebungskarte 1:50.000 und Stadtplan Donauwörth

Anfahrt: Keine, Übernachtung in Mönchsdeggingen

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Aalen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen

Gelaufen am: 11.05.2011

Die letzte Etappe! Ich kann es kaum glauben. Nach einem Einkauf im Supermarkt mit frischem Wasser, Tomaten und belegten Semmeln versorgt starte ich in den neuen Tag, der zum Wandern für mich erstaunlich früh und entspannt beginnt. Sonst habe ich immer eine lange Anfahrt, heute geht es gleich vor der Haustüre los. Zuerst laufe ich zum Kloster, um es zu besichtigen. Im Klosterhof begegnet mir der Messdiener, der gerade die Kirche aufmacht. Er fragt mich wo ich her komme und gibt mir dann eine kleine Privatführung. Es kommen offenbar nicht mehr viele Leute hierher. Früher kamen ganze Ausflugsbusse, aber heute hat auch die Klosterschenke geschlossen. Und so freut er sich mir die Kirche zu zeigen und ich mich über die persönliche Führung. Es ist ein herrlicher Morgen. Die Sonne scheint schon und der Himmel ist blau. Den anfänglich getragenen Pullover verstaue ich gleich im Rucksack. Hinter dem Kloster geht es direkt in den Wald und der HW1 hat mich wieder. Leider besteht die Strecke vorwiegend aus breiten Waldwegen. Und so laufe ich vor mich hinträumend durch den Wald, weil es nichts anderes zu sehen gibt. Zweimal sehe ich eine Blindschleiche. Die zweite lebte leider nicht mehr. Und ein paar Maikäfer sehe ich. Die Sonne scheint durch das Laub, das bereits recht dicht geworden ist. Die Natur ist wieder zugewachsen. Der Weg ist ansonsten relativ ereignislos. Die Alb ist hier schon recht flach, man läuft sozusagen aus. 

Kurz vor Eisbrunn habe ich ein Déjà-Vu. Das war doch ein kleines Wildschwein, das da den Weg rüber gelaufen ist! Ich schaue nochmals hin, natürlich ist jetzt keines mehr da, aber vor meinem geistigen Auge sehe ich den Schatten nochmals über den Weg hoppeln. Ja, das kann nur ein junges Wildschwein gewesen sein. Nicht schon wieder. Ich warte eine Weile, aber keine Mama in Sicht. Also laufe ich weiter und schaue immer wieder rechts und links in den Wald hinein. Kein Wildschwein. Es scheint weiter gelaufen zu sein. Zum Glück. Erleichtert laufe ich Richtung Eisbrunn. So gegen zehn Uhr bin ich dort. Viel zu früh für einen solchen schönen Biergarten. Den hätte ich mir am Ende der Tour gewünscht. Er ist herrlich großzügig angelegt mit einem stattlichen Holzhaus. Sehr gepflegt und mit Spielplatz für die Kinder. Hier lässt es sich bestimmt gut einen lauen Sommertag verbringen. Werde ich mir merken falls ich mal wieder in der Gegend bin.

Nach einem Stück durch den Wald geht es auf einen "Berg" hinauf, auf den Bockberg. Der Anstieg ist ganz nett, aber es ist nicht wirklich ein Berg, eher ein Hügel. Dafür mit einem Gipfelkreuz. Ich könnte mich kringelig lachen. Stolze 570m ist der Bockberg hoch. Das sind 200m weniger als am Traifelberg. Und das Gipfelkreuz ist einfach herrlich. Ich habe gleich ein Photo gemacht. Aber der Ausblick ist in der Tat phantastisch. Man hat einen ungeheuer weiten Blick rüber ins Donautal. Und ich habe von hier zum ersten Mal die beiden Kirchtürme von Donauwörth gesehen! Das Ziel ist in greifbarer Nähe. Ein toller Augenblick.

Der Bockberg ist von den Felsen und dem kargen Gras ein schöner Albberg. Als ich runter laufe und auf das offene Feld komme sehe ich auch schon die Harburg. Diese Burg hat mich schon immer beeindruckt. Auch von unten wenn man mit der Bahn an dem Ort vorbei fährt sieht sie immer toll aus. Und das Photomotiv ist perfekt mit einem Schäfer und seiner Herde auf den Wiesen davor. Die Sonne zaubert eine schöne Atmosphäre darüber. 

Man läuft nun eine ganze Weile auf die Harburg zu und kann so den Anblick voll genießen. Ganz nach meinem Geschmack. Ich bin nun an der Rückseite der Burg und sehe nicht ohne weiteres wo der Eingang ist. Denn eigentlich habe ich mir vorgenommen die Burg auf meiner Tour zu besichtigen. Allerdings ist die Zeit schon etwas fortgeschritten und ich bin mir nicht mehr sicher, ob das langt. Etwas unentschlossen suche ich mir einen Platz im Schatten, der sogar eine Bank bietet. Hier esse ich die Cherrytomaten und eine belegte Semmel. Solche kleinen Tomaten sind eine tolle Erfrischung. Ich beschließe die Burg nicht an diesem Tag zu besichtigen. Hektik ist nicht mein Ding. Der Weg führt nun an einem waschechten Albtrauf entlang. Die Alb hat sich hier doch ein Stück vom umliegenden Ries abgehoben. Damit habe ich nicht gerechnet und bin hin und weg. Es ist ein wunderschöner Weg. Und von hier oben hat man einen tollen Blick runter auf die Wörnitz und das Städtchen Harburg. Und wenn man um die Ecke schaut auch wieder auf die Burg.

In Stadelhof wird der HW1 umgeleitet. Das ist etwas verwirrend, weil man nun in zwei Richtungen die roten Dreiecke hat. Als moderner Mensch hat man aber eine gute Gedächtnisstütze dabei: mit der Kamera mache ich ein Bild von dem Umleitungsschild, so dass ich auf dem Display immer wieder nachsehen kann. Mit ein bisschen Anlaufschwierigkeiten finde ich auch den neuen Weg. Weiter hinten wird der Weg nochmals umgeleitet und dort sehe ich auch warum: das Sprenggebiet des Steinbruchs wurde vergrößert und der HW1 lief mitten durch das neue Gebiet. Eine Sprengung habe ich leider nicht gehört. Das hätte mir gefallen.

Und dann fängt es an zu regnen. Oh nein, denke ich. Nicht an meiner letzten Etappe. Ich würde doch gerne im Sonnenschein ankommen. Aber der Regen wird stärker und Wind kommt auf, so dass ich doch den Regenschirm aufspanne und sogar den Regenschutz über den Rucksack ziehe. Im Wald setze ich mich an eine geschützte Stelle und warte ab was passiert. Es sieht gut aus hier im Wald, der Regen, der Wind, die Blätter, die durch die Luft wirbeln. Und dann wird der Regen weniger und ich kann weiter laufen. Und als ich aus dem Wald laufe hört der Regen ganz auf. Der Weg führt an den Bahngleisen entlang nach Wörnitzstein, nun in brütender Hitze. Die Luft ist schwül. In der Ortschaft ziehe ich an der Bushaltestelle gleich meine Regensachen aus und packe auch den Regenschutz des Rucksacks wieder ein. Zum Glück hat mich keiner gesehen. Es ist immer etwas peinlich, wenn man sich in der Öffentlichkeit als Wanderer umzieht. Von nun an geht es nur noch über offenes Land. In Wörnitzstein geht es über eine schöne Brücke und an einer Kapelle vorbei und dann in den Vorort Felsenheim. Ab hier verwende ich den Stadtplan von Donauwörth. Komisch ist nämlich, dass es vom bayrischen Landesvermessungsamt für die Gegend ganz ordentlich Karten gibt, aber Donauwörth dabei ausgelassen wird. Zumindest auf den Karten mit dem Maßstab 1:50.000. Aber ich habe Glück und der HW1 sowie der Beginn des HW2 sind auf dem Stadtplan eingezeichnet. 

Und dann sehe ich schon die Parkstadt von Donauwörth und gleich darauf von weitem wieder die beiden Kirchtürme der Kreuzkirche und des Münsters zur lieben Frau und freue mich riesig. Ich laufe nun auf einem Radweg, der der Wörnitz, die hier viele Kurven beschreibt, mit etwas Abstand folgt. Die Rapsfelder blühen in einem strahlenden gelb und der Himmel ist blau. Was für ein Empfang! Besser hätte ich es mir nicht wünschen können. Das sieht phantastisch aus. Ich laufe richtig beschwingt durch die Gegend. Am Friedhof vorbei führt der Weg dann in die Stadt. Ich! Bin! In! Donauwörth! Ist das nicht großartig? Von Reutlingen nach Donauwörth zu Fuß!!! Einer der besten Augenblicke in meinem Leben. Am Ruhetal geht es nun durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, in dem der Trachtenverein Räume hat. Der Tunnel ist ziemlich ungemütlich, feucht, dunkel und unheimlich. Abends möchte ich hier nicht durchlaufen. Interessant ist auch der Eingang. Ich dachte erst ich sei falsch, weil das Halbrund des Tunnelportals zugemauert ist, das Schild des Trachtenvereins an der Wand und ein Fenster mit altmodischen Gardinen die Wand ziert. Und rechts ist ein türgroßer Durchlass neben dem das rote Dreieck aufgemalt ist.

Auf der Promenade laufe ich durch Donauwörth, dann nach rechts an einem Wilkommensschild vorbei durch ein Stadttor und dann ist der Weg zu Ende. Am Zeughaus hängt links an der rosaroten Wand eine steinerne große Tafel, die zum hundertjährigen Jubiläum der Albrandwege angebracht wurde. Ein Pfeil zeigt nach links, in die Richtung aus der ich gekommen bin: Nordrandweg. Und ein anderer Pfeil zeigt nach rechts: Südrandweg. ich stehe am Scheidepunkt. Ist es nicht Wahnsinn, dass hier entschieden wird in welcher Richtung man um die Alb läuft? Rechts nach Süden, links nach Norden. Auf der Tafel ist der Weg um die Alb eingezeichnet und ich sehe wo ich losgelaufen bin, verfolge den Weg nach rechts. Es ist ein weiter Weg nach Donauwörth und ich habe ihn geschafft. Was für eine Distanz! Ich bin mächtig stolz auf mich. Ich simse sofort an ein paar Freunde, dass ich es geschafft habe und rufe meine Eltern an, um sie raten zu lassen wo ich stehe.

Donauwörth ist eine schöne Stadt. Ich kaufe noch zwei Ansichtskarten und laufe auf der Reichsstraße entlang und genieße den Augenblick. Ich bin da.

Donnerstag, 10. Mai 2012

10. Etappe: Bopfingen – Mönchsdeggingen


Wegverlauf: Bopfingen – Flochberg – Schweindorf - Christgarten – Anhausen – Mönchsdeggingen

Weglänge: 30 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Aalen und dort in den Zug Richtung Donauwörth umsteigen, in Bopfingen aussteigen.

Rückfahrt: Keine. Übernachtung in Mönchsdeggingen

Gelaufen am: 10.05.2011

Die nächsten beiden Etappen werde ich an zwei Tagen hintereinander laufen und am Abend dazwischen in Mönchsdeggingen übernachten. Das ist das erste Mal auf der Albumrundung, dass ich das mache. Bisher war keine Notwendigkeit dafür, weil ich immer einen Weg zurück gefunden habe am Abend. Aber bei Mönchsdeggingen ist das nicht möglich. Hier fährt zwar ein Bus zur Bahnlinie runter, aber zu einer schlechten Zeit und ohne zweite Möglichkeit. Das erschien mir zu riskant und auch zu unentspannt, wenn man bei einer langen Etappe dauernd auf die Uhr achten muss. Daher entschied ich mich für die Übernachtung. Im Internet habe ich viele verschiedene Möglichkeiten gefunden und im Voraus ein Zimmer gebucht.

In Bopfingen geht es am Bahnhof rechts bis zur Straße, dann über den Bahnübergang und dann Achtung: geradeaus. Ich bin links gelaufen, weil ich das rote Dreieck falsch interpretiert habe. Nach 200m kam mir der Weg nicht richtig vor und ich sah auch kein weiteres rotes Dreieck bis ich begriff, dass ich unterhalb des Schlossbergs stand und das falsch war. Also lief ich wieder zurück zur Strasse und bin links hoch gelaufen. Man kommt in den Vorort Flochberg. Und weil es Mai ist stand dort ein wunderschöner Maibaum wie man ihn vor allem aus Bayern kennt. Da ich unbedingt auf die Ruine wollte bin ich hier nach links abgebogen. Der Weg zur Ruine hoch ist mit braunen Schildern ausgewiesen. Den kann man wirklich nicht verfehlen. Und es hat sich gelohnt! Zu dieser Ruine werde ich sicherlich nochmals gehen. Dadurch dass bereits Mai war, war das grüne Gras schön saftig. Die Mauerreste ragten aus dieser üppigen Vegetation heraus wie Ruinen in Cornwall. Grillen zirpten. Ein Paradies. Man kann oben viel herumlaufen und hat auch einen schönen Ausblick. Ich habe die Umgebung erst einmal genossen und bin eine Weile dort sitzen geblieben.

Wenn man dann durch Flochberg läuft muss man sehr auf die Beschilderung achten. Sie ist hier nicht optimal. Ich habe sie auch oft verpasst, weil ich die Umgebung angeschaut habe anstatt darauf zu achten wann ich wo abbiegen muss. Und dann laufe ich durch das Wohngebiet aus Flochberg hinaus. Ein Schild an einem Holzstab zeigt geradeaus über das Feld Richtung Wald. In der Nähe wäre noch ein Berg gewesen mit dem Auswurf des Meteoriten, der im Nördlinger Ries vor Millionen Jahren nieder gegangen ist. Man erkennt das Gestein mit ein bisschen Übung. Es ist erst auseinander gebrochen durch den Aufprall und dann durch die Hitze zusammen geschmolzen. Und so sieht es anders aus als das Gestein, das man sonst auf der Alb sieht. Nun geht es lange durch den Wald. Eine eher ereignislose Strecke. Durch den Wald laufe ich meistens auf breiten Waldwegen, was ein bisschen schade ist. Mit dem Traufweg bei Urach hat das nicht mehr viel gemein. Die Ostalb ist einfach nicht ganz so reizvoll. 

Dann komme ich auf eine freie Feldfläche vor Schweindorf und bin der bayrischen Grenze ganz nahe. Ein lustiger Stadtname. Es ist ein richtig warmer Tag und mein Rucksack ist heute schwerer, weil ich Gepäck für die Übernachtung mit dabei habe. Ich suche mir am Sportplatz vor der Schule daher ein schattiges Plätzchen auf dem Gras und esse mein Vesper. Ich bin froh um den Schatten. Die abnehmbaren Beine meiner Hose kann ich nun abmachen. Und das T-Shirt reicht auch aus. Was für ein Unterschied zu meiner ersten Tour im Schnee!

Ich schaue rüber zum Wald hinter Schweindorf. Dort ist die bayrische Grenze. Wie lustig. Die Reise in ein anderes Land. Ich verlasse heimisches Territorium. Als ich über die Grenze laufe komme ich bald an einen Zaun und simse einer Kemptener Freundin noch aus Spaß, dass ich nun die Grenze überquere und hier sogar ein Grenzzaun, jedoch ohne Wachtürme ist. Die spinnen die Bayern. Kurz darauf denke ich, ich steh im Film. Von weitem höre ich bereits Schüsse. Und ich stehe mitten in einem Wildschutzgebiet. Ich hatte mich schon gewundert, dass ein Hauptwanderweg mitten durch ein solches Gebiet läuft, mir aber nichts dabei gedacht, sondern mich auf das Wild gefreut, dass ich nun vielleicht leichter sehe und habe schon einmal meine Wanderstöcke eingeschraubt. Denn wenn man leiser durch den Wald geht sieht man eher Wild. Deswegen sehe ich auch oft Wild, wenn ich alleine unterwegs bin. Wenn man zu zweit wandert redet man jedoch auch und sieht so seltener die Tiere. 

Und dann sehe ich sie: eine Gruppe Wildschweine mitten auf dem Weg. Ich habe sie gerade noch rechtzeitig gesehen bevor sie mich sehen. Sie sind zwanzig Meter vor mir. Ich drehe leise um und schleiche mich davon, biege nach rechts ab und setze mich erst einmal auf ein paar Baumstämme. Was soll ich machen? Wenn Wildschweine Junge haben können sie sehr unangenehm werden. Zumindest habe ich das gehört. Selbst erlebt habe ich das zum Glück noch nie. Man sagt, man solle sich auf keinen Fall zwischen eine Wildschweinmutter und ihr Junges stellen. Aber wie verhält man sich? Rennen sie weg, wenn man Lärm macht? Und was wenn nicht? Ich beschloss erstmal eine Weile zu warten, holte mein Buch aus dem Rucksack und las eine Stunde auf den Baumstämmen. Dann lief ich zum Weg zurück, aber die Wildschweine waren immer noch da. Ein Blick auf die Karte hatte mir gezeigt, dass ich nicht auf dem Weg mit den Baumstämmen weiter laufen konnte, dass es eigentlich gar keinen anderen Weg als den der Wildschweine gab. Nach unten ging auch ein Weg und dort war eine Waldlichtung. Ich hörte wieder Schüsse. Na toll, da kann ich mich also entscheiden zwischen Wildschweinen, die ihren Nachwuchs verteidigen und einem Jäger, der mich abknallt. Zum Glück habe ich einen signalblauen Rucksack auf. Vielleicht erkennt mich der Jäger dann als Mensch. Ich war in einer Zwickmühle. Ob die Wildschweine tatsächlich Junge hatten konnte ich nicht sehen, darauf bauen, dass sie bei Lärm weglaufen wollte ich genauso wenig, aber abgeschossen werden wollte ich auch nicht. Am Tor stand ja das Betreten sei auf eigene Gefahr, man betritt ein Wildgehege des Fürsten Wallersteins. Das war wohl wörtlich gemeint. Ich nahm all meinen Mut zusammen und lief langsam und möglichst lautlos den Weg nach rechts runter zur Lichtung und dann links zwischen Wald und Lichtung entlang, also parallel zum eigentlichen Weg. Von dort aus lief ich der Nase nach durch den Wald so weit wie ich die Wildschweine vermutete. Im Hintergrund hörte ich wieder Schüsse. Prost Mahlzeit. Im Wald sehe ich massenweise Wildschweinspuren, auch eine matschige Vertiefung, in der sie sich wohl geaalt haben. was wenn es ein zweites Rudel Wildschweine im Wald gibt und die von rechts kommen? Dann schaue ich nach links und sehe hinter den Bäumen die Wildschweine auf dem Weg. Sie haben tatsächlich Junge dabei. Zum Glück habe ich das mit dem Lärm machen nicht ausprobiert! Ich schleiche mich weiter durch den Wald. Die Wildschweine stehen auf einer Art Anhöhe und der Weg fällt danach ab. Irgendwann biege ich wieder auf den Weg, blicke nach links und sehe tatsächlich keine Wildschweine. Ich bin erleichtert und schraube wieder meine Wanderstöcke auf, setze sie jedoch noch nicht, um keinen Lärm zu machen. Man weiß nie. Und dann höre ich plötzlich neben mir links im Gebüsch Geräusche von einem Eber. Ich sehe ihn nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas anderes ist. Ich gerate in Panik. Der Ebert klingt nicht freundlich und er klingt ein wenig aufgebracht. Ich habe ihn sicher nicht erregt, aber wer weiß was passiert ist. Und die Geräusche sind verdammt nah. Ich nehme meine Stöcke in Habachthaltung und beschließe mich im Notfall zu verteidigen, laufe aber gleichzeitig so schnell und leise wie ich kann. Es ist ein schnelles Gehen, kein Rennen, da ich trotz allem auf keinen Fall die Aufmerksamkeit auf mich ziehen will. Bloß nicht auf einen Ast treten. Der Weg ist steinig und schwer und der Eber läuft in die gleiche Richtung wie ich. Umkehren will ich aber auch nicht. Ich laufe den Weg runter und da ist das rettende Tor. Ich laufe hindurch und schließe es hinter mir. Das Schild "Betreten auf eigenen Gefahr - Fürst Wallerstein" schließt hinter mir. Na von dem Fürst habe ich erstmal die Nase voll. So etwas habe ich echt noch nie erlebt! Ich war erleichtert aber trotzdem hatte ich so eine Art Hochgefühl, weil ich das Abenteuer erfolgreich bestanden hatte. Ein wenig paradox ist das schon, aber so etwas eignet sich natürlich hervorragend zum Angeben. Ein Grinsen mischt sich in die Erschöpfung.

Gleich drauf komme ich zu Christgarten, das eine Kirchen- und Klosterruine beherbergt. Es ist ein Bild wie aus dem Paradies und so sehr ein Gegensatz zu dem was ich gerade erlebt habe, dass ich dankbar die friedliche und blühende Landschaft in mich aufsauge. Überall blühen gelbe Blumen, es ist ein Meer aus gelben Blumen. Der Weg führt über einen hölzernen Steg, die Luft trübt ein wenig die Sicht, ich laufe wie mit einer Weichzeichnerlinse vor den Augen. Die Ruinen sind romantisch jenseits jeglicher Vorstellung und wirken wie aus einer weit zurück gelegenen Geschichte. Ich lasse mich nieder und schaue auf den blühenden Friedhof. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich von dem Schrecken zu erholen und habe Christgarten in vollen Zügen genossen. Christgarten ist wirklich sehr idyllisch gelegen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich Nördlingen gar nicht von oben gesehen habe, obwohl ich an der Stadt (zumindest von weitem) vorbei gelaufen bin. Schade, der Daniel, Nördlingens hoher Kirchturm, hätte bestimmt auch von hier oben gut ausgesehen.

Der Rest des Weges verlief harmlos. Bei Anhausen sehe ich hinten eine schöne Wacholderwiese und laufe am Karlshof vorbei, einem idyllisch gelegen Bauernhof und treffe hier auf den Main Donau Weg, der mich eine ganze Weile begleiten wird. Auch eine gute Idee. Diesen Weg werde ich mir merken, vielleicht laufe ich ihn eines Tages. Hier muss ich die Karte wechseln. Zum ersten Mal verwende ich eine Karte vom bayrischen Landesvermessungsamt. Ich finde sie ist übersichtlicher gestaltet, weil nicht so viele Zeichen untergebracht sind, die den Blick auf den Weg versperren. Allerdings hat man so keine Freizeitinformation auf der Karte. So oder so, jede hat etwas für sich. Es geht erfreulich ereignislos lange durch den Wald. Leider ist der Weg auch etwas langweilig. Und dann sehe ich sogar den Kirchturm von Nördlingen. 

Vor Mönchsdeggingen komme ich an eine Quelle mit einer Madonnenstatue und treffe eine Radlerin, die ihren Hund auf dem Rücken im Rucksack hat. Wir unterhalten uns und sie erzählt (mit deutlich bayrischen Dialekt - ich bin endgültig in einem anderen Bundesland angekommen), dass sie einen Ausflug manchmal nicht anders machen kann, wenn sie lange Strecken ohne Auto zurücklegen muss. Da muss der Hund eben in den Rucksack. Ich habe nicht den Eindruck, dass ihn das stört. Ganz im Gegenteil.

Kurz danach sehe ich schon das Kloster von Mönchsdeggingen. Ich bin da! Langsam wird es für meine Füße auch Zeit. Ich spüre die lange Strecke und den schwereren Rucksack. Diese Kombination bin ich nicht gewöhnt. Ich laufe an einem typischen Albhang entlang, der mit Wacholderbüschen bewachsen ist und dann rein nach Mönchsdeggingen. Dank google Maps habe ich auch einen Stadtplan dabei. Ich übernachte im Ferienhof Monika Reinnisch und habe ihn auch gleich gefunden. Auf dem Weg dorthin ist mir ein Gasthof aufgefallen mit einer interessanten Speisekarte. Frau Reinnisch zeigt mir meine Zimmer, denn eigentlich habe ich eine kleine Ferienwohnung zu einem Spottpreis gemietet. Es ist eben noch nicht richtig Saison. Hier kann man Ferien auf dem Bauernhof machen. Hasen, eine Gans, Katzen und ein Pony waren auch da und ein Misthaufen im Hof. Und eine Küche in der Ferienwohnung gab es auch. Richtig nett. Ich bin aber nochmals zurück in den Ort, habe erkundet wo es einen Supermarkt gibt, damit ich weiß wo ich morgen ein Vesper und Wasser kaufen kann, und bin dann in einem Gasthof eingekehrt. Zuerst war ich der einzige Gast und die Eigentümerin hat mir erzählt wie sie ein Kunde heute Nachmittag um 20 Euro betrogen hat. Sie war immer noch ganz von den Socken. Ich bestellte ein Bier und das einzige vegetarische Gericht. Gebackener Camembert und Salat. Der Salat war ausgezeichnet. Es kamen noch zwei Gäste, die Fußball schauten und sich darüber unterhielten, dass die Schulgebäudesanierung teurer wird als angenommen und keine Gelder dafür da sind. Lokaler Tratsch und ich werde sogar darin eingebunden. Das hat mir gefallen.

Montag, 7. Mai 2012

Wandertipp: Rund um den Ipf

Wegverlauf: Bopfingen Bahnhof - Oberdorf - Keltengräber - Ipf - Bopfingen Bahnhof

Weglänge:19 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Aalen, dort in den Zug Richtung Donauwörth umsteigen und in Bopfingen aussteigen.

Rückfahrt: Mit dem Zug von Bopfingen nach Aalen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Rund um den Ipf gibt es einen archäologischen Weg, der aber nur so einigermaßen ausgeschildert ist. Der Weg ist mit einer keltischen Münze gekennzeichnet. Ich bin ihn gelaufen und schildere ihn hier so, wie man die Wege auch auf der Landkarte findet. Eine Karte ist für diesen Weg unerlässlich. In der genannten Karte findet man den Weg um Bopfingen mit den roten Punkten. Allerdings sind dort auch mehrere Varianten verzeichnet, aber in Kombination mit meiner Beschreibung sollte man alles finden.

Man startet am Bahnhof in Bopfingen und läuft der roten Gabel folgend in den Stadtkern. Man kann hier in das Museum im Seelhaus gehen und dort die keltische Ausstellung anschauen. Man stößt dann auf eine größere Straße mit orangefarbenen Schildern und biegt links ab. Dann rechts runter dem Schild mit der keltischen Münze folgend Richtung Bach und dann am Bach entlang nach Oberdorf. Dann links hinauf in das Wohngebiet über eine Treppe. Auch hier findet man die Schilder noch gut, auch eine Infotafel zu einem römischen Kastell. Oberdorf verlässt man auf dem Weg mit der roten Gabel, biegt aber bevor man in ein Waldstück käme nach rechts ab und läuft dann ein Stück an der Landstraße entlang und kommt zum Gebiet Buckleshau. 

Hier gibt es die erste interessante keltische Station. Man muss schon recht genau hinschauen, um es zu sehen, aber mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür. Hinter dem Maschendrahtzaun erstreckt sich direkt in Sichtweite des Ipfs ein Feld mit ca. 40 keltischen Hügelgräbern. Dieses Feld stammt aus der Hallstattzeit.

Man läuft am Zaun links entlang, stößt wieder auf eine Landstraße und biegt auf diese für ein kurzes Stück nach links ab, verlässt sie aber gleich darauf wieder rechts nach vor Edelmühle. Man läuft nun zum Jagstheimer Holz. Dort biegt man nach links in den Wald ab und findet am Weg- und Waldende eine keltische Vierecksschanze. Nach der Besichtigung läuft man den Weg durch den Wald zurück. Man sieht nun den Blasenberg direkt vor einem und läuft nach links Richtung Kirchheim. In die Ortschaft läuft man nicht hinein, sondern folgt dem geteerten Weg in die Rechtskurve, dann nochmals rechts und dann unterhalb des Blasenbergs entlang. Auf dem Kamm kann man leider nicht laufen, aber ien kleiner Abstecher nach oben lohnt sich, da die Landschaft so schön ist.

Man kommt dann auf direktem Wege an den Fuß des Ipfs, an dem ein Infopavillon steht. Der Ipf selbst ist kahl, aber der Weg nach oben von Bäumen gesäumt. Es ist ein steiler Aufstieg. Der Ipf ist ein Zeugenberg, der bezeugt, dass hier vor der Abtragung die Alb war. Auf dem Ipf soll einmal eine keltische Siedlung gewesen sein. Die Rätsel um den Ipf sind jedoch nicht vollständig geklärt. Und so behält er etwas Mystisches (Hier kann man dazu noch mehr lesen: Flyer zum Ipf / Förderverein keltischer Fürstensitz Ipf). Von oben hat man einen tollen Blick in die Umgebung. Es ist ein Hochplateau und man kann sich gut vorstellen wie hier einmal Menschen gelebt haben.

Man läuft auf dem gleichen weg wieder hinunter und folgt dem weg mit der roten Gabel nach Bopfingen hinein und zum Bahnhof.

Wer mehr über die Kelten lesen möchte, dem sei das Buch Teutates und Konsorten von Johannes Lehmann empfohlen.