Wegverlauf:
Mönchsdeggingen – Eisbrunn – Harburg – Reismühle – Wörnitzstein – Felsheim –
Donauwörth
Weglänge:
27,5 km
Karte:
UK 50-21 Ries Hesselberg Umgebungskarte 1:50.000 und Stadtplan Donauwörth
Anfahrt: Keine,
Übernachtung in Mönchsdeggingen
Rückfahrt: Mit
dem Zug nach Aalen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen
Gelaufen am: 11.05.2011
Die letzte Etappe! Ich
kann es kaum glauben. Nach einem Einkauf im Supermarkt mit frischem Wasser,
Tomaten und belegten Semmeln versorgt starte ich in den neuen Tag, der zum
Wandern für mich erstaunlich früh und entspannt beginnt. Sonst habe ich immer
eine lange Anfahrt, heute geht es gleich vor der Haustüre los. Zuerst laufe ich
zum Kloster, um es zu besichtigen. Im Klosterhof begegnet mir der Messdiener,
der gerade die Kirche aufmacht. Er fragt mich wo ich her komme und gibt mir
dann eine kleine Privatführung. Es kommen offenbar nicht mehr viele Leute
hierher. Früher kamen ganze Ausflugsbusse, aber heute hat auch die
Klosterschenke geschlossen. Und so freut er sich mir die Kirche zu zeigen und
ich mich über die persönliche Führung. Es ist ein herrlicher Morgen. Die Sonne
scheint schon und der Himmel ist blau. Den anfänglich getragenen Pullover
verstaue ich gleich im Rucksack. Hinter dem Kloster geht es direkt in den Wald
und der HW1 hat mich wieder. Leider besteht die Strecke vorwiegend aus breiten
Waldwegen. Und so laufe ich vor mich hinträumend durch den Wald, weil es nichts
anderes zu sehen gibt. Zweimal sehe ich eine Blindschleiche. Die zweite lebte
leider nicht mehr. Und ein paar Maikäfer sehe ich. Die Sonne scheint durch das
Laub, das bereits recht dicht geworden ist. Die Natur ist wieder zugewachsen.
Der Weg ist ansonsten relativ ereignislos. Die Alb ist hier schon recht flach,
man läuft sozusagen aus.
Kurz vor Eisbrunn habe
ich ein Déjà-Vu. Das war doch ein kleines Wildschwein, das da den Weg rüber
gelaufen ist! Ich schaue nochmals hin, natürlich ist jetzt keines mehr da, aber
vor meinem geistigen Auge sehe ich den Schatten nochmals über den Weg hoppeln.
Ja, das kann nur ein junges Wildschwein gewesen sein. Nicht schon wieder. Ich
warte eine Weile, aber keine Mama in Sicht. Also laufe ich weiter und schaue
immer wieder rechts und links in den Wald hinein. Kein Wildschwein. Es scheint
weiter gelaufen zu sein. Zum Glück. Erleichtert laufe ich Richtung Eisbrunn. So
gegen zehn Uhr bin ich dort. Viel zu früh für einen solchen schönen Biergarten.
Den hätte ich mir am Ende der Tour gewünscht. Er ist herrlich großzügig
angelegt mit einem stattlichen Holzhaus. Sehr gepflegt und mit Spielplatz für
die Kinder. Hier lässt es sich bestimmt gut einen lauen Sommertag verbringen.
Werde ich mir merken falls ich mal wieder in der Gegend bin.
Nach einem Stück durch
den Wald geht es auf einen "Berg" hinauf, auf den Bockberg. Der
Anstieg ist ganz nett, aber es ist nicht wirklich ein Berg, eher ein Hügel.
Dafür mit einem Gipfelkreuz. Ich könnte mich kringelig lachen. Stolze 570m ist
der Bockberg hoch. Das sind 200m weniger als am Traifelberg. Und das
Gipfelkreuz ist einfach herrlich. Ich habe gleich ein Photo gemacht. Aber der
Ausblick ist in der Tat phantastisch. Man hat einen ungeheuer weiten Blick
rüber ins Donautal. Und ich habe von hier zum ersten Mal die beiden Kirchtürme
von Donauwörth gesehen! Das Ziel ist in greifbarer Nähe. Ein toller Augenblick.
Der Bockberg ist von den
Felsen und dem kargen Gras ein schöner Albberg. Als ich runter laufe und auf
das offene Feld komme sehe ich auch schon die Harburg. Diese Burg hat mich
schon immer beeindruckt. Auch von unten wenn man mit der Bahn an dem Ort vorbei
fährt sieht sie immer toll aus. Und das Photomotiv ist perfekt mit einem
Schäfer und seiner Herde auf den Wiesen davor. Die Sonne zaubert eine schöne Atmosphäre
darüber.
Man läuft nun eine ganze
Weile auf die Harburg zu und kann so den Anblick voll genießen. Ganz nach
meinem Geschmack. Ich bin nun an der Rückseite der Burg und sehe nicht ohne weiteres
wo der Eingang ist. Denn eigentlich habe ich mir vorgenommen die Burg auf
meiner Tour zu besichtigen. Allerdings ist die Zeit schon etwas fortgeschritten
und ich bin mir nicht mehr sicher, ob das langt. Etwas unentschlossen suche ich
mir einen Platz im Schatten, der sogar eine Bank bietet. Hier esse ich die
Cherrytomaten und eine belegte Semmel. Solche kleinen Tomaten sind eine tolle
Erfrischung. Ich beschließe die Burg nicht an diesem Tag zu besichtigen. Hektik
ist nicht mein Ding. Der Weg führt nun an einem waschechten Albtrauf entlang.
Die Alb hat sich hier doch ein Stück vom umliegenden Ries abgehoben. Damit habe
ich nicht gerechnet und bin hin und weg. Es ist ein wunderschöner Weg. Und von
hier oben hat man einen tollen Blick runter auf die Wörnitz und das Städtchen
Harburg. Und wenn man um die Ecke schaut auch wieder auf die Burg.
In Stadelhof wird der
HW1 umgeleitet. Das ist etwas verwirrend, weil man nun in zwei Richtungen die
roten Dreiecke hat. Als moderner Mensch hat man aber eine gute Gedächtnisstütze
dabei: mit der Kamera mache ich ein Bild von dem Umleitungsschild, so dass ich
auf dem Display immer wieder nachsehen kann. Mit ein bisschen
Anlaufschwierigkeiten finde ich auch den neuen Weg. Weiter hinten wird der Weg
nochmals umgeleitet und dort sehe ich auch warum: das Sprenggebiet des
Steinbruchs wurde vergrößert und der HW1 lief mitten durch das neue Gebiet.
Eine Sprengung habe ich leider nicht gehört. Das hätte mir gefallen.
Und dann fängt es an zu
regnen. Oh nein, denke ich. Nicht an meiner letzten Etappe. Ich würde doch
gerne im Sonnenschein ankommen. Aber der Regen wird stärker und Wind kommt auf,
so dass ich doch den Regenschirm aufspanne und sogar den Regenschutz über den
Rucksack ziehe. Im Wald setze ich mich an eine geschützte Stelle und warte ab
was passiert. Es sieht gut aus hier im Wald, der Regen, der Wind, die Blätter,
die durch die Luft wirbeln. Und dann wird der Regen weniger und ich kann weiter
laufen. Und als ich aus dem Wald laufe hört der Regen ganz auf. Der Weg führt
an den Bahngleisen entlang nach Wörnitzstein, nun in brütender Hitze. Die Luft
ist schwül. In der Ortschaft ziehe ich an der Bushaltestelle gleich meine
Regensachen aus und packe auch den Regenschutz des Rucksacks wieder ein. Zum
Glück hat mich keiner gesehen. Es ist immer etwas peinlich, wenn man sich in
der Öffentlichkeit als Wanderer umzieht. Von nun an geht es nur noch über
offenes Land. In Wörnitzstein geht es über eine schöne Brücke und an einer
Kapelle vorbei und dann in den Vorort Felsenheim. Ab hier verwende ich den
Stadtplan von Donauwörth. Komisch ist nämlich, dass es vom bayrischen
Landesvermessungsamt für die Gegend ganz ordentlich Karten gibt, aber
Donauwörth dabei ausgelassen wird. Zumindest auf den Karten mit dem Maßstab
1:50.000. Aber ich habe Glück und der HW1 sowie der Beginn des HW2 sind auf dem
Stadtplan eingezeichnet.
Und dann sehe ich schon
die Parkstadt von Donauwörth und gleich darauf von weitem wieder die beiden
Kirchtürme der Kreuzkirche und des Münsters zur lieben Frau und freue mich
riesig. Ich laufe nun auf einem Radweg, der der Wörnitz, die hier viele Kurven
beschreibt, mit etwas Abstand folgt. Die Rapsfelder blühen in einem strahlenden
gelb und der Himmel ist blau. Was für ein Empfang! Besser hätte ich es mir
nicht wünschen können. Das sieht phantastisch aus. Ich laufe richtig beschwingt
durch die Gegend. Am Friedhof vorbei führt der Weg dann in die Stadt. Ich! Bin!
In! Donauwörth! Ist das nicht großartig? Von Reutlingen nach Donauwörth zu
Fuß!!! Einer der besten Augenblicke in meinem Leben. Am Ruhetal geht es nun
durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, in dem der Trachtenverein Räume hat.
Der Tunnel ist ziemlich ungemütlich, feucht, dunkel und unheimlich. Abends
möchte ich hier nicht durchlaufen. Interessant ist auch der Eingang. Ich dachte
erst ich sei falsch, weil das Halbrund des Tunnelportals zugemauert ist, das
Schild des Trachtenvereins an der Wand und ein Fenster mit altmodischen
Gardinen die Wand ziert. Und rechts ist ein türgroßer Durchlass neben dem das
rote Dreieck aufgemalt ist.
Auf der Promenade laufe
ich durch Donauwörth, dann nach rechts an einem Wilkommensschild vorbei durch
ein Stadttor und dann ist der Weg zu Ende. Am Zeughaus hängt links an der
rosaroten Wand eine steinerne große Tafel, die zum hundertjährigen Jubiläum der
Albrandwege angebracht wurde. Ein Pfeil zeigt nach links, in die Richtung aus
der ich gekommen bin: Nordrandweg. Und ein anderer Pfeil zeigt nach rechts:
Südrandweg. ich stehe am Scheidepunkt. Ist es nicht Wahnsinn, dass hier
entschieden wird in welcher Richtung man um die Alb läuft? Rechts nach Süden,
links nach Norden. Auf der Tafel ist der Weg um die Alb eingezeichnet und ich
sehe wo ich losgelaufen bin, verfolge den Weg nach rechts. Es ist ein weiter
Weg nach Donauwörth und ich habe ihn geschafft. Was für eine Distanz! Ich bin
mächtig stolz auf mich. Ich simse sofort an ein paar Freunde, dass ich es
geschafft habe und rufe meine Eltern an, um sie raten zu lassen wo ich stehe.
Donauwörth ist eine schöne Stadt. Ich kaufe noch
zwei Ansichtskarten und laufe auf der Reichsstraße entlang und genieße den
Augenblick. Ich bin da.
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