Freitag, 11. Mai 2012

11. Etappe: Mönchsdeggingen – Donauwörth


Wegverlauf: Mönchsdeggingen – Eisbrunn – Harburg – Reismühle – Wörnitzstein – Felsheim – Donauwörth

Weglänge: 27,5 km

Karte: UK 50-21 Ries Hesselberg Umgebungskarte 1:50.000 und Stadtplan Donauwörth

Anfahrt: Keine, Übernachtung in Mönchsdeggingen

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Aalen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen

Gelaufen am: 11.05.2011

Die letzte Etappe! Ich kann es kaum glauben. Nach einem Einkauf im Supermarkt mit frischem Wasser, Tomaten und belegten Semmeln versorgt starte ich in den neuen Tag, der zum Wandern für mich erstaunlich früh und entspannt beginnt. Sonst habe ich immer eine lange Anfahrt, heute geht es gleich vor der Haustüre los. Zuerst laufe ich zum Kloster, um es zu besichtigen. Im Klosterhof begegnet mir der Messdiener, der gerade die Kirche aufmacht. Er fragt mich wo ich her komme und gibt mir dann eine kleine Privatführung. Es kommen offenbar nicht mehr viele Leute hierher. Früher kamen ganze Ausflugsbusse, aber heute hat auch die Klosterschenke geschlossen. Und so freut er sich mir die Kirche zu zeigen und ich mich über die persönliche Führung. Es ist ein herrlicher Morgen. Die Sonne scheint schon und der Himmel ist blau. Den anfänglich getragenen Pullover verstaue ich gleich im Rucksack. Hinter dem Kloster geht es direkt in den Wald und der HW1 hat mich wieder. Leider besteht die Strecke vorwiegend aus breiten Waldwegen. Und so laufe ich vor mich hinträumend durch den Wald, weil es nichts anderes zu sehen gibt. Zweimal sehe ich eine Blindschleiche. Die zweite lebte leider nicht mehr. Und ein paar Maikäfer sehe ich. Die Sonne scheint durch das Laub, das bereits recht dicht geworden ist. Die Natur ist wieder zugewachsen. Der Weg ist ansonsten relativ ereignislos. Die Alb ist hier schon recht flach, man läuft sozusagen aus. 

Kurz vor Eisbrunn habe ich ein Déjà-Vu. Das war doch ein kleines Wildschwein, das da den Weg rüber gelaufen ist! Ich schaue nochmals hin, natürlich ist jetzt keines mehr da, aber vor meinem geistigen Auge sehe ich den Schatten nochmals über den Weg hoppeln. Ja, das kann nur ein junges Wildschwein gewesen sein. Nicht schon wieder. Ich warte eine Weile, aber keine Mama in Sicht. Also laufe ich weiter und schaue immer wieder rechts und links in den Wald hinein. Kein Wildschwein. Es scheint weiter gelaufen zu sein. Zum Glück. Erleichtert laufe ich Richtung Eisbrunn. So gegen zehn Uhr bin ich dort. Viel zu früh für einen solchen schönen Biergarten. Den hätte ich mir am Ende der Tour gewünscht. Er ist herrlich großzügig angelegt mit einem stattlichen Holzhaus. Sehr gepflegt und mit Spielplatz für die Kinder. Hier lässt es sich bestimmt gut einen lauen Sommertag verbringen. Werde ich mir merken falls ich mal wieder in der Gegend bin.

Nach einem Stück durch den Wald geht es auf einen "Berg" hinauf, auf den Bockberg. Der Anstieg ist ganz nett, aber es ist nicht wirklich ein Berg, eher ein Hügel. Dafür mit einem Gipfelkreuz. Ich könnte mich kringelig lachen. Stolze 570m ist der Bockberg hoch. Das sind 200m weniger als am Traifelberg. Und das Gipfelkreuz ist einfach herrlich. Ich habe gleich ein Photo gemacht. Aber der Ausblick ist in der Tat phantastisch. Man hat einen ungeheuer weiten Blick rüber ins Donautal. Und ich habe von hier zum ersten Mal die beiden Kirchtürme von Donauwörth gesehen! Das Ziel ist in greifbarer Nähe. Ein toller Augenblick.

Der Bockberg ist von den Felsen und dem kargen Gras ein schöner Albberg. Als ich runter laufe und auf das offene Feld komme sehe ich auch schon die Harburg. Diese Burg hat mich schon immer beeindruckt. Auch von unten wenn man mit der Bahn an dem Ort vorbei fährt sieht sie immer toll aus. Und das Photomotiv ist perfekt mit einem Schäfer und seiner Herde auf den Wiesen davor. Die Sonne zaubert eine schöne Atmosphäre darüber. 

Man läuft nun eine ganze Weile auf die Harburg zu und kann so den Anblick voll genießen. Ganz nach meinem Geschmack. Ich bin nun an der Rückseite der Burg und sehe nicht ohne weiteres wo der Eingang ist. Denn eigentlich habe ich mir vorgenommen die Burg auf meiner Tour zu besichtigen. Allerdings ist die Zeit schon etwas fortgeschritten und ich bin mir nicht mehr sicher, ob das langt. Etwas unentschlossen suche ich mir einen Platz im Schatten, der sogar eine Bank bietet. Hier esse ich die Cherrytomaten und eine belegte Semmel. Solche kleinen Tomaten sind eine tolle Erfrischung. Ich beschließe die Burg nicht an diesem Tag zu besichtigen. Hektik ist nicht mein Ding. Der Weg führt nun an einem waschechten Albtrauf entlang. Die Alb hat sich hier doch ein Stück vom umliegenden Ries abgehoben. Damit habe ich nicht gerechnet und bin hin und weg. Es ist ein wunderschöner Weg. Und von hier oben hat man einen tollen Blick runter auf die Wörnitz und das Städtchen Harburg. Und wenn man um die Ecke schaut auch wieder auf die Burg.

In Stadelhof wird der HW1 umgeleitet. Das ist etwas verwirrend, weil man nun in zwei Richtungen die roten Dreiecke hat. Als moderner Mensch hat man aber eine gute Gedächtnisstütze dabei: mit der Kamera mache ich ein Bild von dem Umleitungsschild, so dass ich auf dem Display immer wieder nachsehen kann. Mit ein bisschen Anlaufschwierigkeiten finde ich auch den neuen Weg. Weiter hinten wird der Weg nochmals umgeleitet und dort sehe ich auch warum: das Sprenggebiet des Steinbruchs wurde vergrößert und der HW1 lief mitten durch das neue Gebiet. Eine Sprengung habe ich leider nicht gehört. Das hätte mir gefallen.

Und dann fängt es an zu regnen. Oh nein, denke ich. Nicht an meiner letzten Etappe. Ich würde doch gerne im Sonnenschein ankommen. Aber der Regen wird stärker und Wind kommt auf, so dass ich doch den Regenschirm aufspanne und sogar den Regenschutz über den Rucksack ziehe. Im Wald setze ich mich an eine geschützte Stelle und warte ab was passiert. Es sieht gut aus hier im Wald, der Regen, der Wind, die Blätter, die durch die Luft wirbeln. Und dann wird der Regen weniger und ich kann weiter laufen. Und als ich aus dem Wald laufe hört der Regen ganz auf. Der Weg führt an den Bahngleisen entlang nach Wörnitzstein, nun in brütender Hitze. Die Luft ist schwül. In der Ortschaft ziehe ich an der Bushaltestelle gleich meine Regensachen aus und packe auch den Regenschutz des Rucksacks wieder ein. Zum Glück hat mich keiner gesehen. Es ist immer etwas peinlich, wenn man sich in der Öffentlichkeit als Wanderer umzieht. Von nun an geht es nur noch über offenes Land. In Wörnitzstein geht es über eine schöne Brücke und an einer Kapelle vorbei und dann in den Vorort Felsenheim. Ab hier verwende ich den Stadtplan von Donauwörth. Komisch ist nämlich, dass es vom bayrischen Landesvermessungsamt für die Gegend ganz ordentlich Karten gibt, aber Donauwörth dabei ausgelassen wird. Zumindest auf den Karten mit dem Maßstab 1:50.000. Aber ich habe Glück und der HW1 sowie der Beginn des HW2 sind auf dem Stadtplan eingezeichnet. 

Und dann sehe ich schon die Parkstadt von Donauwörth und gleich darauf von weitem wieder die beiden Kirchtürme der Kreuzkirche und des Münsters zur lieben Frau und freue mich riesig. Ich laufe nun auf einem Radweg, der der Wörnitz, die hier viele Kurven beschreibt, mit etwas Abstand folgt. Die Rapsfelder blühen in einem strahlenden gelb und der Himmel ist blau. Was für ein Empfang! Besser hätte ich es mir nicht wünschen können. Das sieht phantastisch aus. Ich laufe richtig beschwingt durch die Gegend. Am Friedhof vorbei führt der Weg dann in die Stadt. Ich! Bin! In! Donauwörth! Ist das nicht großartig? Von Reutlingen nach Donauwörth zu Fuß!!! Einer der besten Augenblicke in meinem Leben. Am Ruhetal geht es nun durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, in dem der Trachtenverein Räume hat. Der Tunnel ist ziemlich ungemütlich, feucht, dunkel und unheimlich. Abends möchte ich hier nicht durchlaufen. Interessant ist auch der Eingang. Ich dachte erst ich sei falsch, weil das Halbrund des Tunnelportals zugemauert ist, das Schild des Trachtenvereins an der Wand und ein Fenster mit altmodischen Gardinen die Wand ziert. Und rechts ist ein türgroßer Durchlass neben dem das rote Dreieck aufgemalt ist.

Auf der Promenade laufe ich durch Donauwörth, dann nach rechts an einem Wilkommensschild vorbei durch ein Stadttor und dann ist der Weg zu Ende. Am Zeughaus hängt links an der rosaroten Wand eine steinerne große Tafel, die zum hundertjährigen Jubiläum der Albrandwege angebracht wurde. Ein Pfeil zeigt nach links, in die Richtung aus der ich gekommen bin: Nordrandweg. Und ein anderer Pfeil zeigt nach rechts: Südrandweg. ich stehe am Scheidepunkt. Ist es nicht Wahnsinn, dass hier entschieden wird in welcher Richtung man um die Alb läuft? Rechts nach Süden, links nach Norden. Auf der Tafel ist der Weg um die Alb eingezeichnet und ich sehe wo ich losgelaufen bin, verfolge den Weg nach rechts. Es ist ein weiter Weg nach Donauwörth und ich habe ihn geschafft. Was für eine Distanz! Ich bin mächtig stolz auf mich. Ich simse sofort an ein paar Freunde, dass ich es geschafft habe und rufe meine Eltern an, um sie raten zu lassen wo ich stehe.

Donauwörth ist eine schöne Stadt. Ich kaufe noch zwei Ansichtskarten und laufe auf der Reichsstraße entlang und genieße den Augenblick. Ich bin da.

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