Freitag, 9. März 2012

4. Etappe: Neuffen – Bissingen an der Teck

Wegverlauf:
Neuffen – Erkenbrechtsweile-Hochwang – Brucker Fels – Owen – Burg Teck – Breitenfels – Bissingen an der Teck

Weglänge: 25 km


Anfahrt:
Mit dem Zug von Stuttgart nach Nürtingen und dort umsteigen in die Tälesbahn nach Neuffen.

Rückfahrt:
Mit dem Bus nach Kirchheim unter Teck und von dort mit der S-Bahn nach Stuttgart.

Gelaufen am: 08.03.2011

Wenn ich mich das letzte Mal ein bisschen über die vielen Aufstiege beschwert habe, so muss ich sagen: es geht noch mehr. Diese Tour zum Hohenneuffen, später rauf zur Burg Teck (sehr steil!) und zum Abschluss zum Breitenfels fordert einen noch mehr. Noch anstrengendere Aufstiege hatte ich erst ganz am Schluss wieder Richtung Plettenberg. Alles andere ist dagegen echt ein Spaziergang.

Und auch heute hatte ich wieder einen Tag mit strahlendem Sonnenschein und endlich war es dazu passend auch wärmer, so dass ich oft beide Jacken ausgezogen habe. (Ich laufe mit einer Doppeljacke, die innen eine herausnehmbare Fliesjacke hat.) Die ersten Frühlingsblumen lassen sich bereits sehen!

Also wieder den steilen Berg zum Hohenneuffen rauf und zurück zum HW1 wo ich ihn das letzte Mal verlassen hatte, um wieder nach Hause zu kommen.

Dort geht es nun wieder am Waldrand entlang Richtung Erkenbrechtsweiler. Man kommt hier an einem nachgebauten Zangentor des Heidegrabens vorbei. Der Heidegraben stammt aus keltischer Zeit und ist hier auf der Hochebene immer wieder zu sehen. Man erkennt ihn sehr leicht, wenn man erstmal weiß, dass die grünen  Wälle nicht einfach so von den Bauern aufgehäuft wurden, sondern einmal zur Befestigung eines keltischen Oppidums (Stadt) dienten. Und hier bei Erkenbrechtsweiler wurde ein Zangentor nachgebaut, wie es als Stadttor verwendet wurde. Kam jemand Ungebetenes, konnte man ihn hier regelrecht in die Zange nehmen und von drei Seiten angreifen. Ziemlich effektiv. Wer ein bisschen mehr über die Kelten in Süddeutschland und deren Hinterlassenschaften wissen möchte, dem sei das locker geschriebene Buch Teutates & Konsorten von Johannes Lehmann ans Herz gelegt. Hier kann man alle Hintergründe erfahren und wo es noch mehr auf der Alb dazu zu besichtigen gibt.

Vom Zangentor geht es dann im Wald zum Brucker Felsen, der einen tollen Ausblick auf die Burg Teck und das Lenninger Tal bietet. Ein wunderbares Tal, das man unbedingt mal besuchen sollte. Hier kann man auch schön Rad fahren. Hier oben auf der Bassgeige stand einmal eine Burg, aber von der ist nichts mehr zu sehen. Es geht nun steil bergab. Auf den Weg fallen immer wieder Gesteinsbrocken. Der Fels scheint hier nicht sehr stabil zu sein. Und auch nicht miteinander verwachsen. Er ist viel mehr bröselig und zerteilt sich schnell in kleine Steine. Man muss hier sehr auf den Weg achten. Ein bisschen abenteuerlich ist das, wenn man dann das gleiche auch auf den schmalen Hangwegen hat. Kommt man aus dem Wald raus geht es aber sanft ins Tal runter nach Owen (Auen ausgesprochen – bloß kein faut-pas begehen und „Ooohwenn“ sagen!). Owen ist das Tor zum Lenninger Tal. Und das sieht auch von hier unten richtig gut aus. Soll ich da rein laufen und einen erneuten HW1 Umweg machen? Reizen würde mich das ja schon sehr. Aber mittlerweile bin ich auf der 4. Etappe und die Idee, den Weg bis nach Donauwörth zu gehen, hat sich unweigerlich in meine Gedanken geschlichen. Soll ich abbiegen oder nicht? Nein, ich werde ein andermal hierher zurückkommen und ganz durchs Tal laufen oder vielleicht auch mit dem Fahrrad.

Das Tal ist richtig lieblich und hier sehr weitläufig. Noch ahnt man nicht welch Aufstieg zur Burg Teck gleich kommt. In Owen führt der Weg direkt am Bahnhof vorbei. Das wäre jetzt praktisch gewesen, wenn meine Etappe hier enden würde. Aber ich bin ja erst mittendrin. Am Bahnhof suche ich vergeblich ein Klo. Das Bahnhofsgebäude ist wie so oft heute abgeschlossen und wird anderweitig verwendet. In Owen gehe ich noch in die Drogerie und kaufe mir etwas zum Trinken. Dadurch, dass es heute so warm ist brauche ich mehr als gedacht.

Und dann geht es im Grunde genommen geradeaus die Teck hoch. Ja genau, das ist ein Berg mit ordentlicher Steigung, aber der Weg geht nahezu gerade aus, nur ab und an im Zickzack, wie man das sonst von solchen Bergen gewohnt ist. Zunächst noch etwas harmlos, dann überquert man die Fahrstraße zum Burgparkplatz zum ersten Mal. Und während diese Fahrstraße in einer großzügigen Kurve sanfter den Berg hoch geht, geht der Wanderer immer noch gerade aus quer durch die Wiesen. Diesesmal steiler als vorher. Schließlich überquert man die Fahrstraße ein zweites Mal und kann sich auf der Wiese ein wenig niederlassen, um schon mal den Blick zu genießen und ein letztes Mal vor dem richtig steilen Anstieg auszuruhen. Die einzige Genugtuung: die Autos können auch nicht mehr weit fahren, dann müssen auch deren Fahrer laufen. Und jetzt geht es richtig steil bergauf. Ich keuche und fluche, dass ich kaum, dass ich runter bin schon wieder hoch muss, aber es hilft alles nichts. Ab und an mal Pause machen und weiter. Und als ich dann oben bin ist die Freude umso größer! Ich habe es geschafft! Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich packe alles hier! Juhu! Egal was kommt, ich werde es erlaufen!!!! Kein Weg wird mich unterkriegen, kein Berg wird mir zu steil sein, ich schaffe alles!

Oben auf der Teck ist es schön warm. Der Gastrobetrieb beginnt bereits und hier gibt es auch das ersehnte Klo. Ich sonne mich auf der östlichen Mauer, ziehe die Socken aus und lass die Füße baumeln und schaue an den Bergen entlang, um ein Gespür dafür zu bekommen, wo mich der weitere Wegverlauf hinbringen wird. Ich finde es immer wieder faszinierend die Bergkette entlang der Alb anzuschauen. Man sieht sehr weit. Und wenn ich zurück schaue bin ich immer wieder richtig stolz darauf wie viel ich bereits gelaufen bin. Ich verspeise mein Vesper und fühle mich so richtig wohl. Der Sommer kann kommen.

Die Teck ist übrigens ein Wanderheim des schwäbischen Albvereins. Die Burg wurde von dem Verein aufgekauft und erst dann wurde der weithin sichtbare Turm gebaut. Man kann dort auch gut übernachten.

Aber alles Schöne hat ein Ende und so zog ich irgendwann schweren Herzens die Socken wieder an und ging weiter. Unterhalb der Burg Teck gibt es im Übrigen das Sibyllenloch, eine Höhle, die man erreicht, indem man nach dem Burgtor links den schmalen Weg hinunter steigt. Die Höhle ist ausgeschildert und lohnt sich auf alle Fälle. Ich habe sie an diesem Tag nur ausgelassen, da ich schon zweimal dort war.

Auf der Karte habe ich nur kurz geschaut wie der Weg weiter geht. Eben nur kurz, sonst wäre mir aufgefallen, dass es nicht nur auf dem Bergrücken, der von der Alb wie ausgestreckt vor zur Teck reicht, weiter geht und dann zum Breitenfels, sondern nach dem Bergrücken erstmal runter in die Wanne, um dann abermals aufzusteigen! Ich war echt platt als mir das bewusst wurde. Schon wieder ein Aufstieg! Ich schaue mir ja nie irgendwelche Höhenprofile meiner Touren im Voraus an, weil ich nicht wissen will wie oft ich den Berg rauf muss, aber diesesmal hätte ich es glaube ich ganz gerne gewusst. Da ich so überrascht davon war fiel mir der Aufstieg relativ schwer. Und ich musste zugeben, dass ich diesen Weg kannte, da ich vor ein paar Jahren mal mit einem Freund von Bissingen über den Breitenfels und die Wanne zur Teck gelaufen bin. Manche Erinnerungen kommen eben spät

Als ich oben war, war ich natürlich wieder stolz wie Bolle. Das war nun wirklich der letzte Aufstieg für heute. Drei richtig intensive Aufstiege an einem Tag. Das kann sich sehen lassen. Heute Abend werde ich gut und glücklich schlafen.

Den Breitenfels hatte ich noch in guter Erinnerung und freute mich schon richtig darauf. Das ist einer der Orte, an den man immer und immer wieder kommen kann und es wird nie langweilig. Im Gegenteil ist es jedes Mal wieder so phantastisch wie beim ersten Mal. Der Breitenfels sieht von weitem aus wie wenn jemand eine Ritter Sport Schokolade beim Aufmachen abgeknickt hätte und der Breitenfels das größere Stück der Schokolade ist während der erste Riegel vorne bereits gegessen ist. Er fällt steil ab und so muss man an der Kante schon sehr vorsichtig sein. Die Kante ist auch sehr langgezogen, so dass sich der meist recht rege Besucherstrom gut verteilt. Und der Blick vom Breitenfels war wie immer unschlagbar! Einfach einer der schönsten Felsen auf der Alb.

An diesem Felsen gibt es für die Albumrundung auch einen Gedenkstein für das 100 jährige Bestehen des Weges in 2007. 365km sind es von Tuttlingen nach Donauwörth auf dem Nordrandweg offiziell. Ich werde ein bisschen mehr laufen, da ich bereits ein paar Umwege gelaufen bin. Das stört mich aber nicht weiter.

Hier verlasse ich den HW1 und steige entlang der blauen Markierung hinab nach Bissingen, um dort meinen Bus zu bekommen, der mich zurück nach Kirchheim bringt. Der Abstieg ist nicht ganz leicht zu finden und ich bin mir auch erst unsicher. Ich bin hier noch nie runter, aber schon einmal rauf. Und der Weg ist an der Abzweigung nicht markiert. Ich beschließe dort runter zu gehen was mir am ehesten nach Weg aussieht und liege prompt richtig! Der Weg schlängelt sich im Zickzack an Felsen vorbei, was mir sofort gefällt. Ein schmaler Hangweg mit Felsen. Welcher Abstieg könnte schöner sein? Die Felsen hören irgendwann auf und es geht weiter durch den Wald. Ich drehe mich oft um, aber den Breitenfels sehe ich nicht. Es dämmert schon leicht und ich muss schauen, dass ich aus dem Wald raus komme. Das schaffe ich auch grad so und als ich auf den Obstwiesen anlange sehe ich endlich hinter mir den steil aufragenden und imposanten Breitenfels! Auch wenn er jetzt bei der Dunkelheit nur noch schwarz ist bin ich tief beeindruckt. Der Himmel malt dazu eine schaurig schöne Szenerie. Gegenüber sehe ich die Burg Teck auch nur noch schwarz gegen den ebenfalls nahezu schwarzen Himmel sich gerade noch so abheben. Bilder, die mir immer im Kopf bleiben werden. Der Ort beginnt, ein See ist hier und dort ist auch schon die Bushaltestelle. Aber ich bin zu früh, der Bus kommt erst in einer Weile und so laufe ich noch ein Stück in den Ort hinein bis zum Marktplatz und setze mich dort an die Bushaltestelle. Zuvor habe ich noch in der Bäckerei Brot gekauft. Ein Mitbringsel der anderen Art.

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