Dienstag, 31. Juli 2012

19. Etappe: Hayingen – Friedingen


Wegverlauf: Hayingen – Glastal – Wimsener Höhle – Loretto - Zwiefalten – Upflamör – Friedingen

Weglänge: 26 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Munderkingen. Von dort mit dem Bus nach Hayingen.

Rückfahrt: Keine. Übernachtung in Friedingen.

Gelaufen am: 31.07.2011

In Munderkingen hatte ich viel Zeit bis zum Bus und bin ein bisschen über den Fluss in die Stadt gelaufen. Die Fachwerkhäuser sind ziemlich schön dort. Ich wäre gerne noch ein bisschen rumgelaufen, bin dann aber lieber zurück, um nicht Gefahr zu laufen, den Bus zu verpassen. Und da stand er schon als ich zum Bahnhof komme. Ein kleiner Bus mit großem Anhänger. Ich hatte einen der Freizeitbusse erwischt, die im Sommer auf der Alb verkehren. Der Busfahrer steigt an jeder Haltestelle aus und lädt die Fahrräder der Ausflügler in den Anhänger. Es ist eine lustige Mannschaft, jeder ist gut drauf und freut sich auf den Tag. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, was will man mehr? Als ich in Hayingen aussteige habe ich eine lange Anfahrt hinter mir, aber das stört mich nicht, weil ich weiß, daß ich gleich zur Wimsener Höhle laufen werde, die ich schon von anderen Wanderungen kenne.

Es geht zunächst durch den Ort und am Ortsausgang neben der Straße einen Wanderweg ins weite Tal hinunter. Links von mir Mais und auf der anderen Straßenseite wunderschöne Blumenwiesen. Weiter hinten Wacholderheiden. Es kommen Jugendliche den Berg hinauf mit riesigen Rucksäcken, an denen sie Schlafsäcke festgebunden haben. Ob es hier wohl ein Schullandheim gibt? Aber die Ferien haben schon angefangen. Wohl eher ein Freizeitheim?

Im Tal angekommen geht es gleich links an der Hayinger Brücke ins Glastal. Ein wunderschönes Tal, das ich immer wieder gerne durchlaufe. Auch im Winter lohnt sich das. Auf dem Parkplatz davor macht sich gerade eine große Gruppe Senioren wanderbereit. Ohje, schnell weg. Dass Senioren immer in Rudeln auftreten müssen! Ich merke aber schnell, dass das flüchten vor einer großen Gruppe nicht besonders erholsam ist, weil ich mich dauernd frage, ob ich schon genügend Abstand habe. Daher steige ich an der Bärenhöhle links den Hang hinauf und warte dort bis die Gruppe vorbei gelaufen ist. Laut schnatternd laufen sie den Weg entlang, ohne mich oder die Höhle zu bemerken. An was man so vorbeiläuft, wenn man im Pulk läuft! Mir jedenfalls gefällt mein Platz und ich erkunde die Höhle mit der Taschenlampe, die nun mein ständiger Begleiter ist. Sehr groß ich die Höhle nicht, aber am Hang schön hinter Bäumen gelegen mit einem netten Vorplatz.

Wieder im Glastal laufe ich wesentlich entspannter. Ab und zu kommen Wanderer vorbei oder auch Radfahrer. Kurz darauf bin ich schon an der Glashöhle, einem schönen offenen Raum im Fels auf der rechten Seite. Im Winter tropft hier das Wasser auf den Boden und gefriert dort als Stalagmit. Man kann deren Bildung im Zeitraffer anschauen, wo es sonst mit Kalk Jahrhunderte braucht. Jetzt im Sommer ist davon nichts zu sehen. Das Tal wird nun enger und die umliegenden Berge steiler. Ich sehe Felsen herausragen. Und dann ist die Rinne am Wegesrand endlich mit Wasser befüllt. Sie wird immer breiter je weiter ich laufe und immer faszinierender. Ich mache unzählige Photos mit verschiedenen Belichtungen. Das Wasser ist glasklar und die Felsen sind direkt am Wasser. Was für eine tolle Kombination! Ich bleibe lange und löse mich nur ungern. Aber die Tour geht ja noch ein bisschen weiter. Das Tal öffnet sich wieder und ich komme am Schloss Ehrenfels vorbei. Offenbar wird es als Veranstaltungsort genutzt. Die Gesellschaft sieht sehr nach Hochzeit aus.

Und dann komme ich zu der Straße, die für Lauffaule zur Wimsener Höhle führt. Direkt daneben ist der kleine aber schöne Wimsener Wasserfall, der sich breit über ein paar Steine ergießt. Und dann bin ich da! Wimsener Höhle und Friedrichsmühle mit Gaststätte. Einer meiner Lieblingsplätze auf der Alb. Ich kann mich gar nicht entscheiden was ich zuerst mache. Die lange Schlange an der Höhle nimmt mir jedoch die Entscheidung ab. Besser anstehen bevor noch mehr Leute kommen. Die Wimsener Höhle ist Deutschlands einzige befahrbare Wasserhöhle. Je nach Wasserstand kommt man weiter hinein oder eben nicht. Man fährt mit kleinen Booten rein, ein Führer manövriert es indem er sich mit den Händen am Fels in der Höhle abstößt. An einigen Stellen muss ich den Kopf einziehen. Es ist teilweise recht eng. Von draußen sieht man das Licht hereinfallen und sich im Wasser spiegeln. Hi und da sind Lampen angebracht, die den "Höhlengeist" beleuchten und eine schöne Stimmung erzeugen. Heute komme ich weit in die Höhle. So weit war ich noch nie. Mit der Taschenlampe leuchte ich an die Felsen und ins Wasser.

Wieder draußen geht es mir noch besser. Ich finde es immer wieder schön zu beobachten, wie ein Naturerlebnis den Menschen ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Als ich einmal in Alaska auf einer Bergkuppe Rast gemacht habe kam ein Wanderer voller Energie angelaufen, rief mir zu "What a wonderful day!", lief beschwingt an mir vorbei und verschwand wieder. Draußen sein ist einfach das Größte.

Obwohl ich Vesper dabei habe beschließe ich mich am Bach in den Biergarten des Gasthofs Friedrichshöhle zu setzen. Ich bestelle einen Salat mit Balsamico Reduktion und einen Höhlengeist. Der Salat und besonders die Soße ist herrlich. Neben mir schwimmen Forellen im Bach und die Mühle spiegelt sich im Wasser. Auf der Alb gibt es viele Gasthöfe mit guten Köchen, die biologisch orientiert kochen.

Nun geht es weiter am Bach entlang. Mal weiter oben auf schmalen Pfaden, dann wieder direkt am Wasser, das auch hier von seiner Klarheit nichts verliert. Ich sehe deutlich die intensiv grünen Pflanzen und die Fische, die wie Schatten darin aussehen. An einer Stelle führt eine Brücke über einen Teich. Und dann öffnet sich das Tal wieder, es geht auf Gossenzugen zu und an Weidewiesen vorbei. Ich beschließe dort den HW2 kurz zu verlassen und einen Abstecher zum Loretto zu machen. Eine Freundin hatte mir schon lange davon vorgeschwärmt, weil sie dort teilweise arbeitet und ich bin neugierig geworden. Nach Jahren gehe ich nun endlich hin. Der Weg ist gut ausgeschildert. Erst geht es zur Kirche hoch und dann immer den Wegzeichen hinterher. Am Schluss laufe ich eine Wiese den Berg hinauf und komme dann am Garten des Lorettos auf den Hof. Was für ein schöner Einlass! Dort steht ein kleines Häuschen, aus dem bereits einige Leute herausströmen und diverse Leckereien auf ihren Tabletts haben. Auf dem Hof wird Ziegenkäse und Holzofenbrot selbst gemacht. Wenn ich heute Abend nicht auf der Alb übernachten würde, würde ich jetzt einen Großeinkauf tätigen. So laufe ich neugierig hinein und frage mich, ob ich heute überhaupt etwas von meinem Vesper essen würde wenn das so weiter geht. Ich sehe die Freundin gleich hinter der Theke stehen und Kuchen schneiden. Wir haben uns lange nicht gesehen und freuen uns beide uns wieder zu sehen. Schließlich laufe ich mit einem Getränk und einem Träubleskuchen wieder raus und esse ihn dort. Später kommt die Freundin noch raus, um Zutaten im garten zu schneiden und wir unterhalten uns noch ein bisschen bis ich mich schließlich wieder auf den Weg mache.

Zurück in Gossenzugen laufe ich wieder auf dem HW2 und stelle fest, dass ich viel zeit vertrödelt habe und rufe meine Unterkunft an, dass ich etwas später ankommen werde. Auch wenn ich das Wandern in einzelnen Tagestouren genieße ist es heute doch entspannend zu wissen, abends keinen langen Heimweg mehr zu haben (besonders auf der Südseite der Alb kann der für mich relativ lang sein). ich kann gemütlich rumtrödeln.

In Zwiefalten ist jede Menge los. Es ist Wochenende und schönes Wetter. Motorradfahrer sind unterwegs, die Cafes gefüllt und auch am Zwiefalter Kloster ist viel Betrieb. Auch wenn ich die Kirche schon ein paar Mal gesehen habe, so will ich doch wieder rein, weil sie mich jedes Mal fasziniert. Und heute ist das erste Mal das Gitter offen! Ich kann endlich in den Innenraum. Was für ein Glück. Das ist noch viel beeindruckender als die Kirche hinter dem Gitter zu bewundern. An der hohen Decke sind barocke Malereien. Als ich wieder in den Vorraum gehe zünde ich eine Kerze für meine Wanderung an.

Der weitere Weg führt leider an der Straße entlang. Sie liegt eng eingeschnitten zwischen Felsen, ist ohnehin schon schmäler als Straßen sonst sind und ohne Platz für einen Fußweg. Ich fühle mich dabei nicht sonderlich wohl, auch wenn die Straße nicht sehr befahren ist. Der Weg durch Upflamör ist ereignislos und auch den Rest des Weges lege ich ohne viel zu schauen zurück, da es zum einen spät wird und die Landschaft nach so vielen Highlights richtig banal wirkt. Nach Friedingen hin läuft sich der Weg regelrecht aus.

Dank Google Maps weiß ich dass der Gasthof Adler direkt an der Durchgangstraße liegt und finde ihn gleich. Mein Klingeln wird nicht gehört, so gehe ich Richtung Garten und finde die Besitzerin dort. Sie bereitet ein Grillfest für ihren Sohn und seine Freunde vor. Ich bin heute der einzige Gast bis auf einen Verwandschaftsbesuch, die mich unbedingt zu einem Fest mitnehmen will. Ich ziehe jedoch einen ruhigen Abend vor, packe meine Sachen aus, dusche und laufe dann nochmals aus dem ort hinaus und lege mich dort an einem Hang in die Wiese und genieße einfach nur die Abendsonne. Sie ist noch so richtig warm. Was für ein Leben!

Zurück im Gasthof überrascht mich die Gastgeberin in der Stube mit einem super Abendessen. Vegetarische Gemüsesoße zu Spaghetti und eine riesigen Schüssel Salat mit der bestellten Flasche Orangensaft. Das Essen ist super lecker und mehr als reichlich. Es hätte bestimmt für zwei gereicht. Den Salat verputze ich ganz, aber von den Nudeln und der köstlichen Soße muss ich was übrig lassen.

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