Montag, 2. Juli 2012

16. Etappe: Ulm – Blaubeuren


Wegverlauf: Ulm – Allewind - Beiningen – Blaubeuren

Weglänge: 23,5 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Ulm.

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Ulm, dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 02.07.2011

Ich war richtig froh heute am Ulmer Bahnhof beginnen zu können und nicht den Großteil der Tour durch Ulm zu laufen. Durch Ulm zu laufen fand ich auf der einen Seite unschön, weil es eine Großstadt ist und der HW2 ein Naturweg. Auf der anderen Seite aber großartig, denn ich konnte sagen: ich bin nach Ulm gewandert! Und durch und weiter. Wahnsinn. Ich habe oft zurück geschaut und den Blick auf das Münster gesucht. Ansonsten ist es aus Ulm heraus nicht wirklich prickelnd. 

Nachdem ich die Stadt verlassen hatte lief ich zwischen Felder über eine schöne Landschaft. Ich hatte wieder nach Süden einen tollen weiten Blick, da ich leicht erhöht lief. Im Süden war alles flach. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass irgendwann die Alpen kommen. Aber München ist auch platt, obwohl es so nah an den Alpen liegt. Ganz im Gegensatz zu Stuttgart mit seinem Talkessel. Auch die Wege werden wieder schöner im Wald. Schmäler und auf Waldboden statt breit und geschottert. Ich genieße den Weg. Er ist zwar ereignislos, aber schön an sich. Ich laufe durch Allewind, das überhaupt nicht windig ist wie ich vom Namen her gedacht hätte. Über Felder, am Wald vorbei, durch den Wald und denke mir so gar nichts beim Laufen. Mein Kopf entleert sich richtig. Volle Entspannung.

Und dann stehe ich vor Beiningen an einem Maisfeld und kann nach Blaubeuren schauen. Phantastisch! Beiningen ist auf einem Berg und Blaubeuren mit seinem Tal, durch das das Flüsschen Blau fließt, weit unten. Ich habe auch hier einen tollen weiten Blick. Ich sehe wie sich von Ulm bis hierher die Alb so langsam wieder erhebt und schon im Osten vor Blaubeuren richtig schöne Täler zwischen den bewaldeten Bergen entstehen. Wenn man sich eine topographische Karte anschaut, oder auf den elektronischen Karten mal auf Relief umschaltet kann man diesen Effekt auch beobachten. Wie wenn im Osten ein Riese die Albfläche runtergedrückt hätte.

In Beiningen laufe ich an einem schönen alten Backhaus vorbei, das toll renoviert ist. Und nach dem Ort steige ich nach Blaubeuren ab. Schön langsam über einen verwunschenen großzügig geschwungenen Weg, zu einer tollen alten Brücke, die total überwuchert ist und ich im Wald so nicht erwartet hätte. Auch wenn der Weg nicht darüber verlief musste ich doch einen Abstecher über die Brücke machen. Hat mir sehr gefallen. Vielleicht war das eine alte Straße, die schon lange nicht mehr benutzt wurde?

Meine Etappe wäre nun offiziell am Bahnhof in Blaubeuren zu Ende gewesen. Der HW2 führt tatsächlich nicht durch Blaubeuren durch. Auf dem Südrandweg verstehe ich manchmal die Streckenführung nicht, gerade hier. Wer nicht weiß, dass Blaubeuren absolut sehenswert ist und viel zu bieten hat, läuft glatt dran vorbei, ohne es jemals zu erfahren. Den Abstecher muss man einfach machen. Vom Hang über Blaubeuren läuft man über eine Brücke, dann vor zum Bahnhof und dort rechts rüber in die Senke. Man kommt schnell zur Blau. Sie schlängelt sich hier im Tal Naturbelassen durch die Landschaft. Unter der Bahnbrücke durch kann man rechts über einen Steg direkt tief unter der Bahnbrücke auf die andere Seite der Blau laufen und hat so einen tollen Blick auf den glasklaren Fluss. und tatsächlich, er hat eine bläuliche Farbe. Im Sonnenlicht strahlt er regelrecht. Ich bleibe lange dort stehen und schaue verträumt auf das Wasser hinaus. An der Bahnlinie bin ich dann lange auf einem Hügel gesessen. Der Platz gefällt mir gut. Der Zug fährt direkt unter mir vorbei. Ich sehe ihn schon lange bevor er mich erreicht. Ein toller Blickwinkel. Und überhaupt ein richtiger Albhügel wieder einmal. Ich bin zurück!

Von hier aus geht es der roten Gabel entlang den Berg hinauf. Ich laufe auf altbekannten schmalen Serpentinenwegen zur Ruine Rusenschloss.  Auf dem Weg dorthin komme ich an einen großen Felsvorsprung, auf dem ich mich eine Weile sonne. Ich rufe eine Ulmer Freundin an, mit der ich vereinbart hatte, mich heute zu treffen. Wir verabreden uns am Blautopf, so dass für mich noch genug Zeit bleibt den Weg dorthin mit allen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die Ruine des Stauferschlosses hat einiges zu bieten. Ein Vater kommt mir mit seiner kleinen Tochter entgegen. Die beiden haben sichtlich Spaß. Ich auch. Alte Gemäuer lassen einen träumen wie es wohl damals gewesen sein musste. Ich frage ihn, ob er weiß wie ich zur Großen Grotte ist. Das soll eine Höhle direkt unterhalb des Schlosses sein, in der Tierknochen aus der Zeit der Neandertaler gefunden wurden. Ganz so einfach scheint es nicht zu sein. ich solle wieder ein Stück zurückgehen, dann rechts runter, sobald ich ein Metallseil am Felsen und einen schmalen Abgang sehe. Ein richtig toller Abgang. Man muss gut auf seine Schritte achten und wieder ein kleines Abenteuer. Es geht dann wieder in Richtung des Schlosses, aber eben unterhalb. Die Wege sind schmal und nur etwas für Leute, die trittsicher sind. Der Hang ist steil. Von weitem höre ich schon Kletterer. An einer Felsausbuchtung klettern sie den steilen Fels hinauf. Einige stehen unten und halten die Seile derer, die in der Wand sind. Irrtümlicherweise habe ich gedacht, das sei die Große Grotte. Wie ich später festellen musste war sie es leider nicht, ich hätte noch ein Stück weiter laufen müssen. Schade. Aber an dem Tag dachte ich, ich hätte sie gefunden. Glaube ist was Wunderbares.

Ich ging den gleichen Weg zurück und stieg dann ins Tal hinab. An der Blau entlang gibt es keinen Weg und so entschloss ich mich über die Wiese zu laufen und den Windungen der Blau zu folgen. Ein Bauer war gerade dabei die riesige Fläche mit seinem Traktor zu mähen. Schließlich kam ich an einer Mühle vorbei, bog ums Eck und sah den blaugrün schimmernden Blautopf. Dieser Quelltopf übt eine unglaubliche Faszination aus. Ich konnte kaum meine Augen davon lösen. Solange ich auf meine Freundin wartete stand ich am Wasser und schaute hinein. Was für eine Farbe! Der Blautopf ist eine der größten Karstquellen Deutschlands.

Wir laufen auch gemeinsam noch einmal um den Blautopf, besuchen die Hammerschmiede und gehen dann über den Klosterhof in die historische Altstadt, um dort ein Eis zu essen. Was für ein wunderschöner Tag! Die Beschilderung war heute wieder besser. Auf der Westalb scheint das besser zu laufen mit den Schildern. Auf der Ostalb war die Beschilderung im Allgemeinen auch gut, aber es gab einige Stellen, an denen ich die Karte konsultieren musste. Auf der Westalb dagegen gibt es so viele Schilder, dass man fast ohne Karte laufen könnte. Man kann sich dort eigentlich nicht verlaufen.

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