Montag, 31. Dezember 2012

28. Etappe: Mössingen-Talheim – Traifelberg



Wegverlauf: Talheim – Riedernberg - Bolberg - Roßberg - Genkingen - Nebelhöhle - Gießstein - Schloss Lichtenstein - Traifelberg

Weglänge: 27 km


Anfahrt: Mit dem Zug direkt nach Mössingen, dort in den Bus nach Talheim umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Reutlingen und von dort mit dem Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 27.10.2011

Die letzte Etappe! Ich bin etwas aufgeregt und will natürlich einen perfekten Tag. In Mössingen hätte ich fast den Bus verpasst, weil man vom Bahnhof aus durch eine lange Unterführung muss, um dann noch weiter von der Bushaltestelle weg zu sein. Und nachdem es die letzten Tag noch recht schön war, zeigt sich heute der Herbst sehr neblig. Die Blätter sind noch alle bunt, aber ab der Nebel hängt voll in den Bergen drin. Nun, man kann nicht alles haben. Mit dem Bus hatte ich ja schon dank der netten Busfahrerin noch Glück und dann wird das eben eine richtige Herbstwanderung.

Nachdem ich von Talheim den Berg rauf gelaufen bin, habe ich den Großteil des Nebels hinter mir gelassen. Im Wald ist nicht mehr viel davon zu sehen, aber einen Blick nach unten habe ich nicht. Ich sehe die Albtraufkante, aber dahinter nichts. Nur milchige Suppe. Von hier aus hat man, glaube ich, einen guten Blick. Aber heute ist nichts zu machen. Ich laufe im Nirgendwo. Im Wald ist kein Nebel, aber sobald ich aus dem Wald trete ist er wieder da. An Aussichtspunkten und auf Wiesenstücken. Eine dieser Wiesen muss ich überqueren. Der breite Weg führt direkt in den Nebel hinein. Was dahinter ist, sehe ich nicht. Als ich in den Nebel trete, sehe ich hinter mir den Wald nicht mehr, aber vor mir taucht verschwommen ein Baum auf. Auch am Bolberg gibt es heute keine Aussicht. Die Wanderhütte sehe ich auch nur hinter einem Schleier. Gespenstisch.

Als ich zum Roßberg laufe, ist der Nebel verschwunden. Gott sei dank. Eine Nebelwanderung ist zwar auch schön, aber nicht unbedingt auf meiner letzten Etappe! Der HW1 führt nicht direkt über den Roßberg, aber ich wollte schon immer mal hoch und so mache ich das heute auch. Oben gibt es ein Restaurant und einen Turm. Da ich mein Vesper wieder mit dabei habe, interessiert mich das heute nicht besonders. Aber der Ausblick umso mehr. Der erste schöne Ausblick von der Alb runter heute!

Unten angekommen laufe ich noch ein bisschen auf dem Roßfeld herum. Es ist eine dieser schönen Albwiesen, auf der man gut picknicken kann. Nach Genkingen geht es dann zum Endspurt. Eine Gegend, die ich gut von anderen Wanderungen kenne. Da es hier viel zu sehen gibt, will ich natürlich alles mitnehmen - Nebelhöhle, Schloss Lichtenstein und und und. Die Nebelhöhle ist meine erste Station. ich löse ein Ticket und laufe gleich nach unten. Man kann in die Höhle ohne Führung rein, was es umso spannender macht. Man kann in aller Ruhe alles entdecken. Und davon gibt es eine Menge. Die Nebelhöhle hat meiner Meinung nach die schönsten und meisten Tropfsteine auf der Alb. Hinter jeder Ecke gibt es weitere und es scheint gar nicht aufzuhören. Ich mache ein Photo nach dem anderen. An einer Stelle wurde ein Tropfstein abgesägt. Zum einen ist das zwar schade um den prachtvollen Tropfstein, denn die Bodenplatt dürfte einen Durchmesser von fast einem Meter haben, zum anderen ist es aber auch faszinierend und spannend den Stumpf und sein Muster anzuschauen.


Ich habe sehr viel Zeit in der Höhle verbracht und bin mir nun nicht mehr sicher, ob ich alles schaffen werde. Daher laufe ich nun etwas schneller. Der Weg rüber zum Gießstein ist sehr schön. Man läuft in einer Art Hohlweg, rechts von einem freie Albfläche, links geht es den Hang hinunter. Am Gießstein angekommen genieße ich den Blick rüber nach Reutlingen und runter nach Unterhausen und dann - mein Atem stockt! Ich sehe den Anfang meiner Albumrundung. Die Felsen vom Traifelberg und die Senke, in der die Bushaltestelle liegt, an der ich vor einem Dreivierteljahr ausgestiegen bin. Vor meinem inneren Auge sehe ich die gesamte Albumrundung, folge ihr und sehe sie in der Senke sich schließen. Ich muss blinzeln. Bin ich das wirklich alles gelaufen? Noch mal hinschauen. Ja, das ist mein Weg. Ich sehe Szenen der Wanderungen, sehe die Südalb, Donauwörth, die Wälder und Wiesen. Die Felsen des Traifelbergs und die Senke wo sich der Kreis schließt. Ich bin da.

Ich weiß, dass mir eine Menge Zeit verloren geht, aber ich muss einfach eine Weile hier stehen und staunen. Das Schloss werde ich wannanders besichtigen. Dieser Augenblick ist kostbar.

Irgendwann laufe ich doch weiter. Leute vom SWR bauen den Funkmast am Gießstein neu auf. Ich laufe weiter durch den Wald. Es ist doch weiter zum Schloss als ich dachte. Das Forsthaus. Das hat mir schon immer gut gefallen. Hier möchte ich einmal essen gehen. Und dann Schloss Lichtenstein. Ein wahres Märchenschloss. Auch wenn ich es längst gewusst habe, hatte ich doch die leise Hoffnung gehabt, eine Besichtigung würde mir heute noch reichen. Aber es ist Oktober und die Sonne steht schon tief am Horizont. Ich schaue durch das Tor im Innenhof und dann muss ich aber weiter. Ich habe zwar eine Taschenlampe dabei, aber ich möchte gerne noch bei Tageslicht die Tour beenden.

Das Hauffdenkmal schaue ich nur kurz an und laufe dann in das letzte Waldstück hinein. Hier geht es bergab. Der Weg ist mir gut bekannt. Dann am Waldparkplatz vorbei und den Berg hinauf. Es beginnt zu dämmern. Schade, dass es im Herbst so schnell dunkel wird. Ich hätte gerne noch etwas getrödelt, die letzte Etappe noch etwas hinausgezögert. Aber ich spute mich, die Sonne wird nicht mehr lange halten. Und dann trete ich aus dem Wald heraus. Ich bin da! Unglaublich. ich bin wirklich da! Ich habe es geschafft. Ich stoße einen Jubelschrei aus und bin froh, dass keiner in der Nähe ist. Ich habe es geschafft! Das sind drei Ausrufezeichen wert!!! Die Tour ist zu Ende. Ich bin einmal um die Alb herum gelaufen. 715km, in weniger als einem Jahr. Dort ist die Bushaltestelle, an der ich ausgestiegen bin. Es beginnt dunkel zu werden. Ich schaue mich um. Hier bin ich den Weg hoch gelaufen zur ersten Etappe. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich im gleichen Jahr einmal um die Alb herum wandern werde. Ich sehe mich von hinten wie ich den Weg hinauflaufe und an dem großen Haus nach links abbiege. Ich bin da.