Donnerstag, 18. Oktober 2012

27. Etappe: Jungingen – Mössingen-Talheim


Wegverlauf: Jungingen – Köhlberg – Weilerwaldkopf – Salmendinger Kapelle – Dreifürstenstein – Mössinger Bergrutsch – Talheim

Weglänge: 26 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen. Dort in die HZL nach Jungingen umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Mössingen. Von dort mit der HZL nach Tübingen und dann in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 18.10.2011

Nur noch zwei Etappen. Langsam wird mir bewußt, was ich geleistet habe und daß sich diese wunderbare Tour dem Ende nähert. Auf der einen Seite finde ich es großartig, diesem Augenblick entgegenzufiebern. Auf der anderen Seite würde ich jederzeit weiter laufen. In Gedanken formen sich bereits neue Ideen. Es gibt auf der Hohenzollernalb den Hohenzollernweg und auch den Albdonauweg. Und mitten über die Alb den Weg entlang der Wasserscheide. Und dann bietet Deutschland noch viele weitere Fernwanderwege. Schluchtensteig, Malerweg, Rheinsteig. Die Möglichkeiten sind groß!

In Jungingen geht es gleich wieder den Berg hinauf. Auf einer dieser schönen Albwiesen. Das Grad ist taunass. Als ich halb oben bin ist die Sonne durchgebrochen. Ich drehe mich um und schaue auf die Junginger Umgebung hinunter. Auf der letzten Etappe hatte der Herbst gerade mal angeklopft. Aber jetzt setzt er sich schon deutlich durch. Die Bäume sind bunt und das Licht intensiv wie es nur im Herbst sein kann. Als ich oben bin laufe ich wieder zwischen Waldrand und Wiese entlang. Und wieder sehe ich durch die Äste die Hohenzollernburg. Auch das immer wieder einen Blick wert.

Als ich mir überlegt hatte wie ich die letzten Etappen zum Traifelberg, meinem Startpunkt vom Februar, aufteile, ist mir aufgegangen, daß ich entweder eine sehr kurze Etappe dazwischen schieben muss oder irgendwo noch eine extra Schleife drehen muss. Und natürlich habe ich mich für den zusätzlichen Weg entschieden. Was sonst? Auch ist das Wetter heute wunderbar. Es wird immer wärmer. Anfang habe ich mich noch in Pullover und Doppeljacke inegewickelt, aber je weiter ich laufe, desto mehr ziehe ich aus. Bereits vier Kilometer nach Start habe ich nur noch den Pullover an. Umso leichter fällt es mir, mich erneut für einen kompletten Tag draußen in der Natur zu entscheiden und verlängere diese Etappe um einen Abstecher von 8 bis 9km zur Salmendinger Kapelle (und zurück). An dieser Kapelle war ich schon einmal vor langer Zeit und sie hat mir gut gefallen. Seitdem ist sie mir immer mal wieder als Wanderziel im Kopf herumgespukt. Und als ich gesehen habe, daß der HW1 ganz in ihrer Näher vprbei läuft, habe ich mich entschieden, beides miteinander zu verbinden.

Zu finden ist der Weg dorthin ziemlich leicht. Die Kapelle sehe ich bereits von weitem. Sie liegt auf einem Hügel, dem Kornbühl, der sich deutlich von den flachen Äckern um ihn herum abhebt. Ich laufe bis zu einer Stelle, an der ich die Wiesen verlasse und in den Wald hinein laufe. Auf der Karte ist hier ein weg nach rechts mit der roten Gabel verzeichnet. Ich muss ein wenig suchen, welcher der Trampelwege der gekennzeichnete Weg ist, finde ihn aber bald. Es geht nun am Waldrand entlang, direkt auf die Kapelle zu. Als ich zu den Äckern komme erinner ich mich wie hier das letzte Mal ein Bauer mit seinem Trecker das Feld gepflügt hat und schaue nach links, sehe ihn vor meinem inneren Auge. Und dann sehe ich etwas gnaz anderes. Einen Fuchs! Er sieht mich auch und duckt sich sofort, in der Hoffnung ich würde ihn so nicht mehr sehen. Hätte ich ihn vorher nicht schon entdeckt, wäre er mir auch nicht aufgefallen. Rehe sieht man doch recht häufig, aber einen Fuchs nicht so oft. Dieses Jahr ist es der dritte Fuchs, den ich sehe. Diesesmal versuche ich erst gar nicht meinen Photoapparat herauszuholen und beobachte ihn einfach, mache sozusagen ein Photo in mir drin. Als ich ihn eine weile beobachte, läuft er geduckt über das Feld in den Wald hinein, immer hinter sich schauend, ob ich auch stehen bleibe. Es ist ein junger Fuchs.

Ich laufe nun zur Salmendinger Kapelle. Es führt ein gewundener Weg auf den Kornbühl. Der Himmel ist mittlerweile klar und strahlend blau. Die Sonne ist warm, aber oben weht ein Wind. Man kann in die Kapelle hinein und ich schaue mich dort eine weile um. Die Sitzbänke sind durch ein Gitter vom Eingang abgetrennt. So kann man nur schauen. Draußen stehen drei große Kreuze, die hoch in den Himmel ragen. Und vor der Kapelle sind zwei Bänke, auf denen ich Rast mache. Was für ein schöner Tag. Ich genieße lange den Ausblick und die Sonne.

Zum HW1 geht es auf dem gleichen Weg zurück und dann rein in den Wald. Der Weg ist sehr schön zu laufen. Und bald komme ich zum Dreifürstenstein. Die Legende besagt, dass sich hier die drei Fürsten von getroffen haben Fürstenberg, Hohenzollern und Württemberg, und dass ihre Fürtsentümer genau hier zusammenliefen. Sie bereiten sich an einem Tisch, der genau auf der Grenze der drei Fürtsentümer stand und bleiben so alle drei auf eigenem Territorium.

Für mich hat er eine ganz andere Bedeutung. Denn hier begann eigentlich alles. Als ich auf die Hohenzollernburg in weiter Ferne schaue erinnere ich mich wie ich hier schon einmal saß. Auf dem Weg zur Salmendinger Kapelle. Zwei Wanderinnen waren da. Und ein einzelner Wanderer in waldgrüner Kluft und Schlapphut auf. Ungefähr mein Alter. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er den Hauptwanderweg eins läuft. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, dass es hier Hauptwanderwege gibt. Und er zeigte mir ein Buch, in dem dieser beschrieben war. Er erzählte, dass er die eine oder andere Etappe schon gelaufen sei, aber nicht in der Reihenfolge, sondern so wie er Lust habe und am Morgen wisse er noch nicht wo ihn der Weg hinführt. Manchmal auch gar nicht am HW1 entlang, sondern wo ganz anders hin, weil ihn vor Ort etwas anderes zu interessieren begonnen hatte. Und tatsächlich habe ich ihn damals auch an der Salmendinger Kapell wieder getroffen. Er ist dort weiter gelaufen, also gar nicht mehr zum HW1. Ein Wanderer nach Lust und Laune. Das hatte mir imponiert. Ein bißchen mache ich das heute auch. Nicht am HW1, aber an anderen Orten auf der Alb, die mich interessieren. Einfach mal loslaufen und dann schauen wo es mich hinbringt. Die Begegnung ist nun vier Jahre her. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ob er auch ganz um die Alb herum ist weiss ich nicht.

Jedenfalls sind heute auch zwei Frauen aus Belsen hier und sehr gesprächig. Nach einer Weile verabschieden wir uns, jeder in seine Richtung. Für mich geht es nun weiter zum Hirschkopf. Heute wird dieser auch der Mössinger Bergrutsch genannt, da in den 1980er Jahren hier über Nacht der komplette Berg abgerutsch ist. Der Bergrutsch wurde komplett der Natur überlassen. Man kann so beobachten, wie die Natur sich nach solchen Ereignissen selbst regeneriert. Man läuft mit dem HW1 direkt an der Kante über dem Bergrutsch. Es gibt aber auch einen Weg hinunter, dorthin wo die Masse aus Geröll, Matsch und wild durcheinander stehenden Bäumen hingerutscht ist. Da ich diesen Weg bereits gelaufen bin, gehe ich ihn nicht erneut. Aber über die Kante hinunter zu schauen ist auch diesesmal wieder interessant. Seit dem letzten Mal ist wieder mehr zugewachsen. Der abgebrochene Fels ist aber immer noch sher deutlich zu erkennen. Einzig die Gegend, in der der abgebrochene Berg zum Stehen gekommen ist, verschmilzt nundurch den Bewuchs mit der Umgebung. Bald wird man keinen Unterschied mehr sehen. Wer weiss an wievielen uralten Bergrutschen ich anderenorts bereits vorbeigekommen bin und es aus dem gleichen Grund nicht bemerkt habe.

Es ist nun schon spät geworden und ich verwerfe den ursprünglichen Plan noch zusätzlich auf den Farrenberg zu gehen. Ich hatte heute viele Highlights. Der Weg schwingt nun sanft nach Talheim ab und die Sonne scheint immer noch stark. Eine richtig grosse Heuschrecke sonnt sich auf dem Asphalt. Da hier auch ab und an Autos fahren schubse ich sie ins Gras. Aber vielleicht hat sie sich auch nur bevormundet gefühlt. Sie hoppelt gleich weiter weg.

Jetzt ist es nur noch eine Etappe. Hoffentlich schaffe ich es noch diese zu laufen bevor das Wetter ungemütlich wird.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

26. Etappe: Albstadt-Laufen – Jungingen


Wegverlauf: Laufen – Ruine Schalksburg – Böllat – Pfeffingen – Zitterhof – Stich – Heiligenkopf – Zollersteighof – Nägelehaus – Backofenfelsen – Himberg - Jungingen

Weglänge: 27 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen, dort in die HZL umsteigen bis Albstadt-Laufen.

Rückfahrt: Mit der HZL nach Tübingen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 05.10.2011

In Laufen angekommen bin ich die einzige, die aussteigt. Heute ist Markt und schade, daß ich das nicht gewußt habe, denn dann hätte ich mir kein Gemüse mitgenommen. Ich habe immer etwas zum Wandern dabei wie Karotten oder Paprika. Es geht nun aber schnell aus dem Ort heraus den Berg hinauf. Ich laufe an einem Parkplatz vorbei, von dem aus ich schon einmal nach rechts zum Felsenmeer gelaufen bin. Eine schöne romantische Ecke. Aber der HW1 geht hier nach links zur Ruine Schalksburg. Man muß einen kleinen Abstecher nach links machen, da die Ruine nicht direkt auf dem HW1 liegt. Als ich mich umdrehe habe ich einen phantastischen Ausblick auf das Laufener Tal. 


 

Einzelne Bäume verfärben sich schon herbstlich und auch die Atmosphäre, das Licht ist ein anderes. Die Farben sind intensiver.





Ein richtiges Highlight ist heute der Böllat. Hier weht ein ordentlicher Wind, aber ich bleibe lange. Man hat einen weiten und weitläufigen Blick. Ich sehe Ortschaften, an die ich lange nicht mehr gedacht habe, als ich den Südrandweg gelaufen bin. Da ich bisher am Nordrand häufiger Wanderungen gemacht habe und nach über einem halben Jahr wieder drothin zurückkehre ist es wie nach Hause zu kommen. Mir wird der Bogen bewußt, den ich laufe. Ich erkenne vor meinem inneren Auge wie wenig es nur noch braucht bis sich der Kreis der Albumrundung schließt.

Am Wegesrand sind viele Bäume mit roten Beeren. Vielen roten Beeren. Und dann kommt eine Ecke, in der die Bäume mit Schildern versehen sind. Aha, eine Mehlbeere. Wieder etwas gelernt. Ich laufe eine ganze Weile am Waldrand entlang. Mir gefällt dieser Gegensatz. Auf der einen Seite Wiese und Feld zu haben und auf der anderen Seite den Wald, der steil abfällt. 





Das Feld ist in ein ganz tolles herbstliches Licht getaucht. Das Grün der Pflanzen leuchtet satt und intensiv, die Wolken darüber sind imposant und dazwischen sieht man die Sonnenstrahlen.








Ich schaue schon ungeduldig durch die Äste. Weit kann es nicht mehr sein. Die Sicht ist nicht immer gut, weil die Bäume noch viele Blätter haben. Und dann sehe ich sie - die Hohenzollernburg! Perfekt verlängert sie den Berg und wirkt dadurch ganz natürlich auf dem Kegel, wie wenn noch nie etwas anderes auf dem Berg gewesen wäre. Die Burg ist intakt. Etwas, das man selten sieht. Groß, imposant und fasznierend. Ich war schon ein paar Mal oben und auch wenn man von Tübingen mit dem Auto nach Osten fährt kann ich nie meine Augen von der Burg lösen. Genauso geht es mir jetzt auf der Wanderung. Ich schieße unzählige Photos und nehme mir vor zu Hause bis auf drei alle auszusortieren und nur die Besten zu behalten.

Am Zitterhof vorbei geht es kurz über freies Feld, und ein Straße, auf der reger Betrieb ist. Mittagszeit. ich laufe auf das Nägeleshaus zu. Sie haben eine gute Küche. Das weiß cih von einem vergangenen Ausflug. Da ich aber wie immer ein Vesper dabei habe setze ich mich auf die Bank zwischen Nägeleshaus und -turm und esse gemütlich vor mich hin.

Den Turm lasse ich diesesmal links liegen. Ich hatte schon schöne Aussichtspunkte und habe mehr Lust weiter zu laufen als auf den Turm zu gehen. Vor zum Backofenfelsen gelaufen habe ich auch dort wieder einen tollen Blick. Natürlich auf die Burg Hohenzollern. Jetzt muß ich mich langsam von ihr verabschieden, der Weg macht einen Bogen. Er führt zum hangenen Stein. Das ist in der Tat ein riesiger langezogener Stein bzgl. eine dadurch entstandene Felsschlucht, dass sich eine Felspartie von der Alb wegbewegt. In vielen Jahren wir hier vermutlich einmal ein Stück Alb abbrechen. Bis dahin hat man einen tollen Blick in die Spalte. Die Wurzeln der Bäume hängen über die Kante. Es gibt hier viele Rotbuchen, die ihre Bucheckern abwerfen. Ich sammle eine ganze Tasche daon ein und auch ein paar Zapfen von benachbarten Kiefern, um sie später als Deko in meinem Wohnzimmer zu verwenden.

Es ist immer wieder interessant wieviel los ist, wenn in der Nähe ein Parkplatz ist und wie schnell sich das wieder erledigt hat, wenn man ein paar Meter läuft. Zum Glück ist der Großteil der Menschheit zu faul dafür. Das Wandern wäre nicht halb so schön, wenn der Wald überbevölkert wäre. Kaum bin ich vom hangenden Stein weg, bin ich wieder allein im Wald. Mein Lieblingszustand beim Wandern. Die Natur und ich.






Lang geht es durch den Wald bis zum hohen Berg, von dem ich einen schönen Blick auf Jungingen und die nächste Etappe habe. Dort werde ich wandern und wenn ich um die Ecke bin, bin ich meinem Ziel ein Stück näher. Bald habe ich die Alb umrundet. Noch zwei Etappen.