Wegverlauf:
Dischingen – Zöschingen - Wahlberg - Oggenhausen – Giengen an der Brenz –
Hürben
Weglänge:
24,5 km
Anfahrt: Mit
dem Zug nach Aalen, dort umsteigen in den Zug nach Ulm und in Heidenheim
aussteigen. Weiter mit dem Bus nach Dischingen.
Rückfahrt: Mit
dem Bus nach Herbrechtingen, von dort mit dem Zug nach Aalen und dort in den
Zug nach Stuttgart umsteigen.
Gelaufen am: 15.06.2011
Heute
habe ich wieder meine alten Trekkingschuhe an. Die zu klein gewordenen
Wanderstiefel stehen vorerst im Eck. Eigentlich sollte ich die Trekkingschuhe
schon längst durch neue ersetzen, aber da Wanderschuhe 1A sitzen müssen, scheue
ich mich immer vor einem Neukauf und zögere diesen meist so lange raus bis es
nicht mehr anders geht. Die Trekkingschuhe sind schon arg ramponiert, aber
irgendwie geht es eben doch noch.
Ich gebe zu, ich war
etwas angefressen, denn eigentlich hätte
ich ja schon in der letzten Etappe den Großteil (zumindest bis Oggenhausen)
dessen laufen wollen, was ich heute vorhatte. Ich war dadurch am Anfang nicht
so motiviert. Zudem gab es wieder viele lange Waldstrecken, die die Wanderung
recht langweilig machen. Ich begann mich auf die Strecke nach Ulm zu
freuen, da ich wusste, dass dann das schöne Blaubeuren nicht mehr weit sein
würde.
Als ich aus Dischingen heraus lief hatte ich aber
von einer Anhöhe nochmals einen schönen Blick auf das Schloss Taxis.
Heute war es ein bisschen diesig, aber man konnte das Schloss gut sehen. Im
Wald überquerte ich wieder die Grenze nach Bayern. In Zöschingen gab es eine
schöne Kapelle, an der ich unbedingt Rast machen musste, um sie anzuschauen und
den Blick auf die weite Fläche vor mir zu genießen. Ich konnte von hier auch
deutlich das Atomkraftwerk Gundremmingen sehen. Vor nicht allzu langer Zeit
hatte sich der Unfall in Fukushima ereignet und in Gundremmingen wurde dadurch
ein Block abgeschaltet. Es war auch nur ein Kühlturm aktiv. Ich musste daran
denken wie ich in der Zeitung gelesen hatte, dass die Leute Angst um ihre
Arbeit dort hatten und dass der Gemeinde viele Einnahmen weg brechen würden,
wenn das Kraftwerk nicht mehr in Betrieb wäre. Auf der einen Seite konnte ich
diese Bedenken verstehen, aber bei Atomkraft verschwindet dieses Verstehen
ziemlich schnell. Schade, dass erst ein solcher Unfall in Japan passieren muss,
dass man aussteigt. Aber so hat der Unfall immerhin ein Gutes für uns Deutschen
gehabt. Ein Jahr später habe ich übrigens auf einer Wanderung bei Giengen
wieder beide Kühltürme rauchen sehen. Da kann ich nur sagen: macht Euern
Atomausstieg selber und wechselt einfach zu Ökostromanbietern. Mein Anbieter EWS Schönau ist nicht teurer als mein
Atomstromanbieter, bei dem ich vorher war. Und meine Firma ist komplett auf
Strom aus Wasserkraft umgestiegen. Das finde ich mal richtig gut. Wo keine
Nachfrage ist, wird auch nicht mehr produziert.
Nun folgt ein sehr großes Waldstück. und in
Ermangelung anderer Sehenswürdigkeiten habe ich die reiche Tierwelt beobachtet.
Hummeln, Schmetterlinge, Amseln und jede Menge anderer Vögel waren unterwegs.
Und viele schwarze Nacktschnecken. Ich musste aufpassen wo ich laufe. Einige
der Hummeln lagen auch tot am Wegesrand und eine tote Amsel habe ich gesehen.
Ganz friedlich lag sie da. Ja genau, wo sind eigentlich die Tiere wenn sie
sterben? Man sieht nur selten einen Vogel oder eben auch andere Tiere im Wald
wenn sie einen natürlichen Tod sterben. Das müssten doch jede Menge
sein. Die einzige Erklärung, die ich mir denken konnte war, dass sie
vielleicht irgendwo im Wald liegen wo wir Menschen nicht gleich vorbei kommen,
oder eben von den fleißigen Helfern im Wald verputzt werden. Ich würde mich
interessieren wie schnell das geht.
Bei Oggenhausen verließ
ich das riesige Waldstück. Es geht durch den Ort hindurch und gleich danach
beginnen wunderschöne Wacholderheiden. Es sieht wieder in etwa nach der Alb
aus, wie ich sie kenne. Das habe ich ein bisschen vermisst auf den letzten
Etappen. Eine Herde Schafe weidete dort und der Schäfer trieb sie ein Stück
weiter. Die Wacholderheiden würden ohne die Schafe nicht so aussehen wie wir
sie kennen. Sie würden zuwachsen. Der Schäferberuf wird auf der Alb daher sehr
hochgehalten.
Anschließend komme ich
an einem wunderschönen Gerstenfeld vorbei. Mit diesem schönen Sonnenlicht sah
es phantastisch aus. Und dann roch ich Kamille. Hier am Feld? Und tatsächlich!
Am Feldrand wuchs wilde Kamille. Das hatte ich noch nie gesehen. Immer wieder
entdecke ich auf dieser Tour Dinge, die mir zuvor nicht bekannt waren. Und dann
kommt einer der größten und lang gezogensten Wacholderheiden, die ich je
gesehen hatte. Mit ihren zusätzlichen vereinzelten Nadelbäumen sah sie aus wie
eine Mischung aus Alb und Toskana. Ich bin oft stehen geblieben, habe fotografiert,
in der Wiese gelegen und einfach nur genossen ein kleines Paradies gefunden zu
haben. Und als ich von der Höhe hinunter auf Giengen zulaufe bleibt es
weiterhin bei Wacholderheide. Ab und an stand ein Trog voller Wasser wie für
Tiere. Das Wasser floss aus einem Metallröhrchen hinein.
Und dann ging es hinein
nach Giengen. Diesen Ort musste ich komplett durchqueren. Ich hatte mir erst
überlegt von hier aus zurück zu fahren, weil die Zugverbindung gut ist und der
HW2 direkt durch das Bahnhofsgelände verläuft, aber dann wäre mir die heutige
Etappe zu kurz gewesen.
Auch in Giengen gab es
einiges zu sehen. An einer Gerstenmühle stand ein riesiger Laster, der seinen
Korntank schräg und so hoch hinauf wie möglich gestellt hatte, so dass die
Körner in einen Schacht rutschten. Später habe ich mich geärgert davon kein
Photo gemacht zu haben. Aber ich war zu fasziniert, um an ein Photo zu denken.
Weiter in der Stadt komme
ich am Steiff Museum vorbei
und den Häusern, in denen die Familie wohnte. Sie sehen noch herrschaftlich aus
und haben tolle verzierte Holztüren. Die von Kindesbeinen an gelähmte Margarete
Steiff fertigte zunächst einen Stoffelefanten an, später weitere Stofftiere und
war sehr erfolgreich damit. Hier wurde der Teddybär erfunden und nach Theodor
Roosevelt benannt, da dieser auf einer Jagd einen jungen Bären nicht erschießen
wollte. Und so kamen sein Spitzname Teddy und der Bär in Verbindung. Man kann
natürlich jede Menge Steiff Tiere im Museum erstehen, aber auch der Produktion
zusehen, in der die Stofftiere weiterhin von Hand angefertigt werden. Ein
Besuch, der sich allemal lohnt.
Durch die
Bahnhofsunterführung kommt man wieder aus der Stadt heraus. Als ich am
Stadtrand an einem Supermarkt vorbei kam ging ich hinein, um mir einen
gekühlten Kakao zu holen. Neben Limonade und Radler für mich eines der erfrischensten
Getränke im Sommer. Sobald man die letzten Häuser hinter sich gelassen hat
sieht man auch schon Schilder zur bekannten Charlottenhöhle, die den Weg nach
Hürben begleiten. Ich hatte bereits gesehen, dass die Höhle direkt am HW 2
liegt und mir gleich vorgenommen diese bei der nächsten Etappe zu besuchen.
Heute war es schon ein bisschen spät dafür. Bis ich in Hürben wäre, hätte die
Höhle geschlossen.
Die Strecke ist schön und
kurz vor Hürben geht es über eine Wiese, die schon hoch eingewachsen war von
vielen Blumen. Ein Blick zurück brachte mir eine wunderschöne Aussicht auf
einen lang gezogenen Hügel, der mit einer Wacholderheide bedeckt war, auf der
Schafe grasten. Wieder ein tolles Photomotiv mit der stimmungsvollen
Spätnachmittagssonne. Die Bushaltestelle am Gasthaus Sonne habe ich gleich
gefunden. Die Wartezeit wurde mir durch den Esel im Garten gegenüber verkürzt.
Wir schauten uns beide neugierig an.
In Herbrechtingen ist es
etwas umständlich umzusteigen und ich hatte Angst den Zug zu verpassen. Die
Bushaltestelle liegt leider nicht wie sonst direkt am Bahnhof. Wenn man dort
aussteigt weiß man eigentlich überhaupt nicht wo der Bahnhof ist. Leider war an
der Haltestelle auch kein Umgebungsplan, der mir weiter geholfen hätte. Etwas
gehetzt lief ich orientierungslos umher, rannte die Unterführung runter und
fragte auf der anderen Straßenseite eine Fußgängerin wo der Bahnhof ist. Es
wurde knapp. Ich musste bis zum Bahnhof joggen. Ich hatte noch keine Fahrkarte.
Als ich ankam fielen bereits beim Lösen der Fahrkarte die ersten Tropfen vom
Himmel. Und kaum stand ich im gläsernen Wartehäuschen an den Schienen, als es
wie aus Eimern schüttete. Andere rennen über die Straße und versuchen sich auch
unterzustellen. Sie kommen klatschnass an und wenig später läuft das Wasser in
das Häuschen rein und über die metallenen Bänke. Gerade noch mal Glück gehabt.
Ich bin kaum nass geworden.
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