Wegverlauf:
Hürben – Charlottenhöhle - Stetten ob Lontal - Lindenau – Öllingen –
Langenau – Oberelchingen – Thalfingen - Ulm
Weglänge:
37,5 km
Anfahrt: Mit
dem Zug nach Aalen, dort in den Zug nach Ulm und in Herbrechtingen aussteigen.
Von dort mit dem Bus nach Hürben.
Rückfahrt: Mit
dem Zug direkt nach Stuttgart.
Gelaufen am: 28.06.2011
Da die Anfahrt so lange und die Busverbindung nach
Hürben so selten ist bin ich heute relativ spät los. Von der Bushaltestelle bin
ich wieder zum HW2 zurück und dann über das Jakobswegle ins Tal hinein und
rüber zur Charlottenhöhle. Man geht
in Serpentinen den Berg hinauf und läuft mit einem Lehrpfad in der Zeit
rückwärts über die Staufer und Römer schließlich in die Steinzeit hinein.
Richtig gut gemacht. Ich habe mir gleich eine Eintrittskarte gekauft und
neugierig die Achatscheiben angesehen, die es dort zu kaufen gibt. Der
Höhlenwart wollte jedoch auf die nächste Gruppe warten, die sich angemeldet
hatte, da zum einen eine Führung bereits in der Höhle war und ich alleine war.
Da die Führung eine Dreiviertelstunde dauern würde, wäre ich dann frühestens
wieder um 12 Uhr aus der Höhle draußen. Das macht mich ziemlich nervös. Ich
beschloss nicht in die Höhle zu gehen. Ich hatte eine recht lange Strecke vor
mir (zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, ich laufe nur bis Oberelchingen) und
konnte mir daher die Zeitverzögerung nicht leisten. Wir hatten uns nett
unterhalten und der Kartenwart gab mir mein Eintrittsgeld zurück während ich
versprach ein andermal wieder zu kommen. Schließlich soll die Charlottenhöhle
ganz toll sein. Eine Ulmer Freundin hat mir mal erzählt, dass das Eselsburger
Tal ganz in der Nähe ist. Das ließe sich ja vielleicht kombinieren und ergäbe
eine schöne Extratour.
Durch die Wälder geht es weiter. Ich laufe oberhalb
des Lonetals, das ich glaube lieber von unten gesehen hätte, weil es nett aussieht
und man durch den grünen Wald keinen Blick nach unten hat. Unten fahren einige
Radler. In
einem Waldstück stoße ich auf ein totes Eichhörnchen. Das scheint einfach so
gestorben zu sein und die Fliegen sind schon da. Es scheint aber noch nicht
lange her zu sein. Wie bei den Vögeln denke ich, dass die Tiere ja
irgendwo liegen müssen wenn sie sterben. Bisher habe ich das kaum im Wald
gesehen. Ich wundere mich wie das wohl bei Vögeln ist, ob die einfach vom
Ast kippen oder sich schon vorher am Boden zur Ruhe setzen wenn sie merken, dass
sie sterben. Im Wald gibt es auch schöne Schmetterlinge. Neugierig schaue ich
auf die Karte und entdecke viele Höhlen im Lonetal, an denen leider der HW2 nicht
vorbei führt. Vielleicht wäre das auch eine Extratour. Ich schreibe mir die
Idee in meinem Notizbuch auf.
Aber dann ist der Wald
zu Ende und es geht über offene Felder. Es gibt mehr zum Schauen, was mich
freut, aber die brütende Hitze heute ist enorm. Ich bin froh meine Kappe doch
mitgenommen zu haben, da ich wohl sonst mit einem Sonnenstich nach Hause
gekommen wäre. Es geht durch Lindenau und Öllingen bevor ich nach Langenau
komme und mir dort bereits das Trinken ausgeht. Ich mache erstmal an der Kirch
Rast und setze mich auf deren Treppe in den Schatten. Von innen weht ein kühler
Luftzug durch den Türspalt heraus. Zum Glück bin ich an einem Wochentag
unterwegs. Die Läden haben auf. Ich gehe in die Bäckerei und kaufe eisgekühltes
Wasser. Eigentlich hätte ich auch gerne einen Schokoriegel mitgenommen, aber
der verformte sich schon als ich ihn anfasste. Ich wagte nicht ihn hochzuheben.
Die Verkäuferinnen waren neugierig und fragten mich woher ich komme und wie
viel ich gewandert bin. Als ich ihnen sage von Reutlingen über Donauwörth
reißen sie die Augen auf. Selbst meine Beteuerung, dass ich das nicht alles am
Stück gelaufen bin lässt ihre Faszination nicht abebben. Ich werde ein
Stückchen größer und laufe stolz aus der Bäckerei.
Vor dem Bahnhof in Langenau
mache ich nochmals Pause auf einer Bank unter Bäumen, da mir die Karte zeigte,
dass es danach keinen Wald mehr geben würde. Die Hitze ist unglaublich. Unter
Autobahnbrücken und im Schatten von Baumgruppen mache ich regelmäßig Pause, um
die Hitze zu mildern. Das erste Mal, dass ich über Autobahnbrücken auf
einer Wanderung froh bin. Meine Hände sind sogar etwas angeschwollen, so dass
ich diese mit ausgestreckten Fingern nicht flach aneinander drücken kann. Auf
den Feldern hat die Heuernte begonnen. So durch die Jahreszeiten zu laufen hat
was. Man sieht die Aktivitäten auf dem Land. Man nimmt einfach mehr am
jahreszeitlichen Leben teil als dauernd im Büro zu sitzen. Meine Füße sind wie
auf Autopilot und die Strecke macht mir nicht so viel aus. 24km will ich heute
laufen und dann sehe ich ein Schild, auf dem ich sehe, dass es bis nach Ulm
"nur" 10 km weiter wäre und schon hat es mich gepackt: da will ich
hin. Rein aus Lust am Laufen und weil ich sonst bei der nächsten Etappe im
Wesentlichen nur durch Ulm laufen würde, was mich nicht besonders motiviert.
Die Überschwänglichkeit verleitet mich sogar dazu gut gelaunt aus einem Garten,
der mitten unter den Feldern im Nirgendwo ist, Johannesbeeren zu klauen. Die
sind gerade bei der Hitze extrem erfrischend. Reines Wasser reicht da nicht
mehr, man braucht etwas Geschmack.
Auf der offenen Strecke von Langenau nach
Oberelchingen habe ich vermehrt Weizen und einmal auch ein Haferfeld gesehen.
Der Weizen steht im Gegensatz zur Gerste echt unordentlich da! So durcheinander.
Jede Ähre zeigt in eine andere Richtung. Die Gerste wird dagegen regelmäßig vom
Wind gekämmt. Lustig welche Gedanken einem durch den Kopf gehen. Das muss doch
schon ein Sonnenstich sein.
Von weitem sehe ich
bereits das Kloster in Oberelchingen. Ein Ziel, auf das man zulaufen kann.
Ansonsten ist hier alles platt. Kein Hügel, nix. Mit Albrand hat das hier nicht
mehr viel zu tun. Man kann es gerade mal als geologische Grenze bezeichnen,
aber der Albtrauf, den ich von der Uracher Alb kenne, sieht anders aus.
Um halb sechs mache ich in Oberelchingen in einem
Biergarten Rast. Erstmal die Hände unter kaltes Wasser halten! Und dann ein
Radler, das sofort in den Kopf steigt und ein Wurstsalat. Hier lässt
es sich aushalten. Es ist ein schöner Biergarten. Hündin Luna kommt immer
wieder für immer mehr Streicheleinheiten vorbei und es ist einfach zum Genießen
dort. Am Nachbartisch kommt nach und nach Dorfprominenz zusammen und
debattiert über Projekte im Städtle. Ich dachte so was gibt es nur im ZDF. Ich
bestelle noch ein Radler.
Und dann gehe ich tatsächlich weiter. Meine längste
Wanderetappe bisher! Etwas über 37 km! Das gibt einen ordentlichen
Motivationsschub und die zusätzlichen Kilometer sind so absolut kein Problem.
Von der Donau sehe ich leider wenig, weil ich dann im Ulmer Stadtwald erhöht
laufe und unten eine Straße und Bahnlinie zwischen mir und der Donau sind. Ein
Konzert schallt mir entgegen. Gute Musik. Das macht richtig Laune. Die
Ulmer wissen wie sie einen Sommertag feiern. In der Stadt bin ich weniger
begeistert. Ich laufe nicht am Münster vorbei, was mich irritiert - wenn man
schon eine solche Landschaftstour komplett durch eine Großstadt laufen lässt
(was ich nebenbei bemerkt unmöglich finde), dann sollte man sie wenigstens an
einer Sehenswürdigkeit vorbei führen. Stattdessen laufe ich durch
ein weniger schönes Viertel, das mich ganz und gar nicht begeistert.
Die Orientierung ist leicht. ich bin schon oft
durch Ulm mit dem Zug gefahren. Wo der Bahnhof ist weiß ich ziemlich genau,
auch wenn ich erst einmal durch die Stadt dorthin gelaufen bin, allerdings vom
Münster kommend. Es ist fast 21 Uhr und gerade so noch hell. Ich wusste, dass
die späte Uhrzeit kein Problem sein würde, weil es abends nun so lange hell ist
und von Ulm andauernd Züge nach Stuttgart fahren. Ich hatte keinen Fahrplan
dabei, aber manchmal muss man auch Glück haben. Als Vielfahrer wusste ich, dass
die Stuttgarter Züge von Gleis 1 abfahren und bin einfach mal hingelaufen und
sehe gerade meinen Zug einfahren! Was für ein schöner Zufall. Es ist allerdings
der Lumpensammler, der in jedem Kaff hält, aber das gibt mir die Gelegenheit zu
entspannen. Eine Fahrkarte von Oberelchingen über Ulm hatte ich schon heute Morgen
in Stuttgart gekauft. Es ist eine Erlösung, dass ich nur so kurz nach Hause
habe und kein einziges Mal umsteigen muss. Auf der Ostalb war das immer mit
viel Zeit und Anstrengung verbunden. Ich musste immer hoffen, den Anschluss
zu bekommen, vor allem wenn ein Bus mit in der Verbindung ist. Wenn man den verpasst
wartet man meist lange auf den nächsten. Zum Glück ist mir das auf der Ostalb
nie passiert.
Zu Hause angekommen
stellte ich fest, dass ich zwar die längste Tour seither gelaufen bin, aber nur
2 Photos gemacht habe! Das ist sicherlich der Hitze und der ereignislosen
Landschaft geschuldet.
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