Montag, 31. Dezember 2012

28. Etappe: Mössingen-Talheim – Traifelberg



Wegverlauf: Talheim – Riedernberg - Bolberg - Roßberg - Genkingen - Nebelhöhle - Gießstein - Schloss Lichtenstein - Traifelberg

Weglänge: 27 km


Anfahrt: Mit dem Zug direkt nach Mössingen, dort in den Bus nach Talheim umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Reutlingen und von dort mit dem Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 27.10.2011

Die letzte Etappe! Ich bin etwas aufgeregt und will natürlich einen perfekten Tag. In Mössingen hätte ich fast den Bus verpasst, weil man vom Bahnhof aus durch eine lange Unterführung muss, um dann noch weiter von der Bushaltestelle weg zu sein. Und nachdem es die letzten Tag noch recht schön war, zeigt sich heute der Herbst sehr neblig. Die Blätter sind noch alle bunt, aber ab der Nebel hängt voll in den Bergen drin. Nun, man kann nicht alles haben. Mit dem Bus hatte ich ja schon dank der netten Busfahrerin noch Glück und dann wird das eben eine richtige Herbstwanderung.

Nachdem ich von Talheim den Berg rauf gelaufen bin, habe ich den Großteil des Nebels hinter mir gelassen. Im Wald ist nicht mehr viel davon zu sehen, aber einen Blick nach unten habe ich nicht. Ich sehe die Albtraufkante, aber dahinter nichts. Nur milchige Suppe. Von hier aus hat man, glaube ich, einen guten Blick. Aber heute ist nichts zu machen. Ich laufe im Nirgendwo. Im Wald ist kein Nebel, aber sobald ich aus dem Wald trete ist er wieder da. An Aussichtspunkten und auf Wiesenstücken. Eine dieser Wiesen muss ich überqueren. Der breite Weg führt direkt in den Nebel hinein. Was dahinter ist, sehe ich nicht. Als ich in den Nebel trete, sehe ich hinter mir den Wald nicht mehr, aber vor mir taucht verschwommen ein Baum auf. Auch am Bolberg gibt es heute keine Aussicht. Die Wanderhütte sehe ich auch nur hinter einem Schleier. Gespenstisch.

Als ich zum Roßberg laufe, ist der Nebel verschwunden. Gott sei dank. Eine Nebelwanderung ist zwar auch schön, aber nicht unbedingt auf meiner letzten Etappe! Der HW1 führt nicht direkt über den Roßberg, aber ich wollte schon immer mal hoch und so mache ich das heute auch. Oben gibt es ein Restaurant und einen Turm. Da ich mein Vesper wieder mit dabei habe, interessiert mich das heute nicht besonders. Aber der Ausblick umso mehr. Der erste schöne Ausblick von der Alb runter heute!

Unten angekommen laufe ich noch ein bisschen auf dem Roßfeld herum. Es ist eine dieser schönen Albwiesen, auf der man gut picknicken kann. Nach Genkingen geht es dann zum Endspurt. Eine Gegend, die ich gut von anderen Wanderungen kenne. Da es hier viel zu sehen gibt, will ich natürlich alles mitnehmen - Nebelhöhle, Schloss Lichtenstein und und und. Die Nebelhöhle ist meine erste Station. ich löse ein Ticket und laufe gleich nach unten. Man kann in die Höhle ohne Führung rein, was es umso spannender macht. Man kann in aller Ruhe alles entdecken. Und davon gibt es eine Menge. Die Nebelhöhle hat meiner Meinung nach die schönsten und meisten Tropfsteine auf der Alb. Hinter jeder Ecke gibt es weitere und es scheint gar nicht aufzuhören. Ich mache ein Photo nach dem anderen. An einer Stelle wurde ein Tropfstein abgesägt. Zum einen ist das zwar schade um den prachtvollen Tropfstein, denn die Bodenplatt dürfte einen Durchmesser von fast einem Meter haben, zum anderen ist es aber auch faszinierend und spannend den Stumpf und sein Muster anzuschauen.


Ich habe sehr viel Zeit in der Höhle verbracht und bin mir nun nicht mehr sicher, ob ich alles schaffen werde. Daher laufe ich nun etwas schneller. Der Weg rüber zum Gießstein ist sehr schön. Man läuft in einer Art Hohlweg, rechts von einem freie Albfläche, links geht es den Hang hinunter. Am Gießstein angekommen genieße ich den Blick rüber nach Reutlingen und runter nach Unterhausen und dann - mein Atem stockt! Ich sehe den Anfang meiner Albumrundung. Die Felsen vom Traifelberg und die Senke, in der die Bushaltestelle liegt, an der ich vor einem Dreivierteljahr ausgestiegen bin. Vor meinem inneren Auge sehe ich die gesamte Albumrundung, folge ihr und sehe sie in der Senke sich schließen. Ich muss blinzeln. Bin ich das wirklich alles gelaufen? Noch mal hinschauen. Ja, das ist mein Weg. Ich sehe Szenen der Wanderungen, sehe die Südalb, Donauwörth, die Wälder und Wiesen. Die Felsen des Traifelbergs und die Senke wo sich der Kreis schließt. Ich bin da.

Ich weiß, dass mir eine Menge Zeit verloren geht, aber ich muss einfach eine Weile hier stehen und staunen. Das Schloss werde ich wannanders besichtigen. Dieser Augenblick ist kostbar.

Irgendwann laufe ich doch weiter. Leute vom SWR bauen den Funkmast am Gießstein neu auf. Ich laufe weiter durch den Wald. Es ist doch weiter zum Schloss als ich dachte. Das Forsthaus. Das hat mir schon immer gut gefallen. Hier möchte ich einmal essen gehen. Und dann Schloss Lichtenstein. Ein wahres Märchenschloss. Auch wenn ich es längst gewusst habe, hatte ich doch die leise Hoffnung gehabt, eine Besichtigung würde mir heute noch reichen. Aber es ist Oktober und die Sonne steht schon tief am Horizont. Ich schaue durch das Tor im Innenhof und dann muss ich aber weiter. Ich habe zwar eine Taschenlampe dabei, aber ich möchte gerne noch bei Tageslicht die Tour beenden.

Das Hauffdenkmal schaue ich nur kurz an und laufe dann in das letzte Waldstück hinein. Hier geht es bergab. Der Weg ist mir gut bekannt. Dann am Waldparkplatz vorbei und den Berg hinauf. Es beginnt zu dämmern. Schade, dass es im Herbst so schnell dunkel wird. Ich hätte gerne noch etwas getrödelt, die letzte Etappe noch etwas hinausgezögert. Aber ich spute mich, die Sonne wird nicht mehr lange halten. Und dann trete ich aus dem Wald heraus. Ich bin da! Unglaublich. ich bin wirklich da! Ich habe es geschafft. Ich stoße einen Jubelschrei aus und bin froh, dass keiner in der Nähe ist. Ich habe es geschafft! Das sind drei Ausrufezeichen wert!!! Die Tour ist zu Ende. Ich bin einmal um die Alb herum gelaufen. 715km, in weniger als einem Jahr. Dort ist die Bushaltestelle, an der ich ausgestiegen bin. Es beginnt dunkel zu werden. Ich schaue mich um. Hier bin ich den Weg hoch gelaufen zur ersten Etappe. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich im gleichen Jahr einmal um die Alb herum wandern werde. Ich sehe mich von hinten wie ich den Weg hinauflaufe und an dem großen Haus nach links abbiege. Ich bin da.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

27. Etappe: Jungingen – Mössingen-Talheim


Wegverlauf: Jungingen – Köhlberg – Weilerwaldkopf – Salmendinger Kapelle – Dreifürstenstein – Mössinger Bergrutsch – Talheim

Weglänge: 26 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen. Dort in die HZL nach Jungingen umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Mössingen. Von dort mit der HZL nach Tübingen und dann in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 18.10.2011

Nur noch zwei Etappen. Langsam wird mir bewußt, was ich geleistet habe und daß sich diese wunderbare Tour dem Ende nähert. Auf der einen Seite finde ich es großartig, diesem Augenblick entgegenzufiebern. Auf der anderen Seite würde ich jederzeit weiter laufen. In Gedanken formen sich bereits neue Ideen. Es gibt auf der Hohenzollernalb den Hohenzollernweg und auch den Albdonauweg. Und mitten über die Alb den Weg entlang der Wasserscheide. Und dann bietet Deutschland noch viele weitere Fernwanderwege. Schluchtensteig, Malerweg, Rheinsteig. Die Möglichkeiten sind groß!

In Jungingen geht es gleich wieder den Berg hinauf. Auf einer dieser schönen Albwiesen. Das Grad ist taunass. Als ich halb oben bin ist die Sonne durchgebrochen. Ich drehe mich um und schaue auf die Junginger Umgebung hinunter. Auf der letzten Etappe hatte der Herbst gerade mal angeklopft. Aber jetzt setzt er sich schon deutlich durch. Die Bäume sind bunt und das Licht intensiv wie es nur im Herbst sein kann. Als ich oben bin laufe ich wieder zwischen Waldrand und Wiese entlang. Und wieder sehe ich durch die Äste die Hohenzollernburg. Auch das immer wieder einen Blick wert.

Als ich mir überlegt hatte wie ich die letzten Etappen zum Traifelberg, meinem Startpunkt vom Februar, aufteile, ist mir aufgegangen, daß ich entweder eine sehr kurze Etappe dazwischen schieben muss oder irgendwo noch eine extra Schleife drehen muss. Und natürlich habe ich mich für den zusätzlichen Weg entschieden. Was sonst? Auch ist das Wetter heute wunderbar. Es wird immer wärmer. Anfang habe ich mich noch in Pullover und Doppeljacke inegewickelt, aber je weiter ich laufe, desto mehr ziehe ich aus. Bereits vier Kilometer nach Start habe ich nur noch den Pullover an. Umso leichter fällt es mir, mich erneut für einen kompletten Tag draußen in der Natur zu entscheiden und verlängere diese Etappe um einen Abstecher von 8 bis 9km zur Salmendinger Kapelle (und zurück). An dieser Kapelle war ich schon einmal vor langer Zeit und sie hat mir gut gefallen. Seitdem ist sie mir immer mal wieder als Wanderziel im Kopf herumgespukt. Und als ich gesehen habe, daß der HW1 ganz in ihrer Näher vprbei läuft, habe ich mich entschieden, beides miteinander zu verbinden.

Zu finden ist der Weg dorthin ziemlich leicht. Die Kapelle sehe ich bereits von weitem. Sie liegt auf einem Hügel, dem Kornbühl, der sich deutlich von den flachen Äckern um ihn herum abhebt. Ich laufe bis zu einer Stelle, an der ich die Wiesen verlasse und in den Wald hinein laufe. Auf der Karte ist hier ein weg nach rechts mit der roten Gabel verzeichnet. Ich muss ein wenig suchen, welcher der Trampelwege der gekennzeichnete Weg ist, finde ihn aber bald. Es geht nun am Waldrand entlang, direkt auf die Kapelle zu. Als ich zu den Äckern komme erinner ich mich wie hier das letzte Mal ein Bauer mit seinem Trecker das Feld gepflügt hat und schaue nach links, sehe ihn vor meinem inneren Auge. Und dann sehe ich etwas gnaz anderes. Einen Fuchs! Er sieht mich auch und duckt sich sofort, in der Hoffnung ich würde ihn so nicht mehr sehen. Hätte ich ihn vorher nicht schon entdeckt, wäre er mir auch nicht aufgefallen. Rehe sieht man doch recht häufig, aber einen Fuchs nicht so oft. Dieses Jahr ist es der dritte Fuchs, den ich sehe. Diesesmal versuche ich erst gar nicht meinen Photoapparat herauszuholen und beobachte ihn einfach, mache sozusagen ein Photo in mir drin. Als ich ihn eine weile beobachte, läuft er geduckt über das Feld in den Wald hinein, immer hinter sich schauend, ob ich auch stehen bleibe. Es ist ein junger Fuchs.

Ich laufe nun zur Salmendinger Kapelle. Es führt ein gewundener Weg auf den Kornbühl. Der Himmel ist mittlerweile klar und strahlend blau. Die Sonne ist warm, aber oben weht ein Wind. Man kann in die Kapelle hinein und ich schaue mich dort eine weile um. Die Sitzbänke sind durch ein Gitter vom Eingang abgetrennt. So kann man nur schauen. Draußen stehen drei große Kreuze, die hoch in den Himmel ragen. Und vor der Kapelle sind zwei Bänke, auf denen ich Rast mache. Was für ein schöner Tag. Ich genieße lange den Ausblick und die Sonne.

Zum HW1 geht es auf dem gleichen Weg zurück und dann rein in den Wald. Der Weg ist sehr schön zu laufen. Und bald komme ich zum Dreifürstenstein. Die Legende besagt, dass sich hier die drei Fürsten von getroffen haben Fürstenberg, Hohenzollern und Württemberg, und dass ihre Fürtsentümer genau hier zusammenliefen. Sie bereiten sich an einem Tisch, der genau auf der Grenze der drei Fürtsentümer stand und bleiben so alle drei auf eigenem Territorium.

Für mich hat er eine ganz andere Bedeutung. Denn hier begann eigentlich alles. Als ich auf die Hohenzollernburg in weiter Ferne schaue erinnere ich mich wie ich hier schon einmal saß. Auf dem Weg zur Salmendinger Kapelle. Zwei Wanderinnen waren da. Und ein einzelner Wanderer in waldgrüner Kluft und Schlapphut auf. Ungefähr mein Alter. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er den Hauptwanderweg eins läuft. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, dass es hier Hauptwanderwege gibt. Und er zeigte mir ein Buch, in dem dieser beschrieben war. Er erzählte, dass er die eine oder andere Etappe schon gelaufen sei, aber nicht in der Reihenfolge, sondern so wie er Lust habe und am Morgen wisse er noch nicht wo ihn der Weg hinführt. Manchmal auch gar nicht am HW1 entlang, sondern wo ganz anders hin, weil ihn vor Ort etwas anderes zu interessieren begonnen hatte. Und tatsächlich habe ich ihn damals auch an der Salmendinger Kapell wieder getroffen. Er ist dort weiter gelaufen, also gar nicht mehr zum HW1. Ein Wanderer nach Lust und Laune. Das hatte mir imponiert. Ein bißchen mache ich das heute auch. Nicht am HW1, aber an anderen Orten auf der Alb, die mich interessieren. Einfach mal loslaufen und dann schauen wo es mich hinbringt. Die Begegnung ist nun vier Jahre her. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ob er auch ganz um die Alb herum ist weiss ich nicht.

Jedenfalls sind heute auch zwei Frauen aus Belsen hier und sehr gesprächig. Nach einer Weile verabschieden wir uns, jeder in seine Richtung. Für mich geht es nun weiter zum Hirschkopf. Heute wird dieser auch der Mössinger Bergrutsch genannt, da in den 1980er Jahren hier über Nacht der komplette Berg abgerutsch ist. Der Bergrutsch wurde komplett der Natur überlassen. Man kann so beobachten, wie die Natur sich nach solchen Ereignissen selbst regeneriert. Man läuft mit dem HW1 direkt an der Kante über dem Bergrutsch. Es gibt aber auch einen Weg hinunter, dorthin wo die Masse aus Geröll, Matsch und wild durcheinander stehenden Bäumen hingerutscht ist. Da ich diesen Weg bereits gelaufen bin, gehe ich ihn nicht erneut. Aber über die Kante hinunter zu schauen ist auch diesesmal wieder interessant. Seit dem letzten Mal ist wieder mehr zugewachsen. Der abgebrochene Fels ist aber immer noch sher deutlich zu erkennen. Einzig die Gegend, in der der abgebrochene Berg zum Stehen gekommen ist, verschmilzt nundurch den Bewuchs mit der Umgebung. Bald wird man keinen Unterschied mehr sehen. Wer weiss an wievielen uralten Bergrutschen ich anderenorts bereits vorbeigekommen bin und es aus dem gleichen Grund nicht bemerkt habe.

Es ist nun schon spät geworden und ich verwerfe den ursprünglichen Plan noch zusätzlich auf den Farrenberg zu gehen. Ich hatte heute viele Highlights. Der Weg schwingt nun sanft nach Talheim ab und die Sonne scheint immer noch stark. Eine richtig grosse Heuschrecke sonnt sich auf dem Asphalt. Da hier auch ab und an Autos fahren schubse ich sie ins Gras. Aber vielleicht hat sie sich auch nur bevormundet gefühlt. Sie hoppelt gleich weiter weg.

Jetzt ist es nur noch eine Etappe. Hoffentlich schaffe ich es noch diese zu laufen bevor das Wetter ungemütlich wird.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

26. Etappe: Albstadt-Laufen – Jungingen


Wegverlauf: Laufen – Ruine Schalksburg – Böllat – Pfeffingen – Zitterhof – Stich – Heiligenkopf – Zollersteighof – Nägelehaus – Backofenfelsen – Himberg - Jungingen

Weglänge: 27 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen, dort in die HZL umsteigen bis Albstadt-Laufen.

Rückfahrt: Mit der HZL nach Tübingen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 05.10.2011

In Laufen angekommen bin ich die einzige, die aussteigt. Heute ist Markt und schade, daß ich das nicht gewußt habe, denn dann hätte ich mir kein Gemüse mitgenommen. Ich habe immer etwas zum Wandern dabei wie Karotten oder Paprika. Es geht nun aber schnell aus dem Ort heraus den Berg hinauf. Ich laufe an einem Parkplatz vorbei, von dem aus ich schon einmal nach rechts zum Felsenmeer gelaufen bin. Eine schöne romantische Ecke. Aber der HW1 geht hier nach links zur Ruine Schalksburg. Man muß einen kleinen Abstecher nach links machen, da die Ruine nicht direkt auf dem HW1 liegt. Als ich mich umdrehe habe ich einen phantastischen Ausblick auf das Laufener Tal. 


 

Einzelne Bäume verfärben sich schon herbstlich und auch die Atmosphäre, das Licht ist ein anderes. Die Farben sind intensiver.





Ein richtiges Highlight ist heute der Böllat. Hier weht ein ordentlicher Wind, aber ich bleibe lange. Man hat einen weiten und weitläufigen Blick. Ich sehe Ortschaften, an die ich lange nicht mehr gedacht habe, als ich den Südrandweg gelaufen bin. Da ich bisher am Nordrand häufiger Wanderungen gemacht habe und nach über einem halben Jahr wieder drothin zurückkehre ist es wie nach Hause zu kommen. Mir wird der Bogen bewußt, den ich laufe. Ich erkenne vor meinem inneren Auge wie wenig es nur noch braucht bis sich der Kreis der Albumrundung schließt.

Am Wegesrand sind viele Bäume mit roten Beeren. Vielen roten Beeren. Und dann kommt eine Ecke, in der die Bäume mit Schildern versehen sind. Aha, eine Mehlbeere. Wieder etwas gelernt. Ich laufe eine ganze Weile am Waldrand entlang. Mir gefällt dieser Gegensatz. Auf der einen Seite Wiese und Feld zu haben und auf der anderen Seite den Wald, der steil abfällt. 





Das Feld ist in ein ganz tolles herbstliches Licht getaucht. Das Grün der Pflanzen leuchtet satt und intensiv, die Wolken darüber sind imposant und dazwischen sieht man die Sonnenstrahlen.








Ich schaue schon ungeduldig durch die Äste. Weit kann es nicht mehr sein. Die Sicht ist nicht immer gut, weil die Bäume noch viele Blätter haben. Und dann sehe ich sie - die Hohenzollernburg! Perfekt verlängert sie den Berg und wirkt dadurch ganz natürlich auf dem Kegel, wie wenn noch nie etwas anderes auf dem Berg gewesen wäre. Die Burg ist intakt. Etwas, das man selten sieht. Groß, imposant und fasznierend. Ich war schon ein paar Mal oben und auch wenn man von Tübingen mit dem Auto nach Osten fährt kann ich nie meine Augen von der Burg lösen. Genauso geht es mir jetzt auf der Wanderung. Ich schieße unzählige Photos und nehme mir vor zu Hause bis auf drei alle auszusortieren und nur die Besten zu behalten.

Am Zitterhof vorbei geht es kurz über freies Feld, und ein Straße, auf der reger Betrieb ist. Mittagszeit. ich laufe auf das Nägeleshaus zu. Sie haben eine gute Küche. Das weiß cih von einem vergangenen Ausflug. Da ich aber wie immer ein Vesper dabei habe setze ich mich auf die Bank zwischen Nägeleshaus und -turm und esse gemütlich vor mich hin.

Den Turm lasse ich diesesmal links liegen. Ich hatte schon schöne Aussichtspunkte und habe mehr Lust weiter zu laufen als auf den Turm zu gehen. Vor zum Backofenfelsen gelaufen habe ich auch dort wieder einen tollen Blick. Natürlich auf die Burg Hohenzollern. Jetzt muß ich mich langsam von ihr verabschieden, der Weg macht einen Bogen. Er führt zum hangenen Stein. Das ist in der Tat ein riesiger langezogener Stein bzgl. eine dadurch entstandene Felsschlucht, dass sich eine Felspartie von der Alb wegbewegt. In vielen Jahren wir hier vermutlich einmal ein Stück Alb abbrechen. Bis dahin hat man einen tollen Blick in die Spalte. Die Wurzeln der Bäume hängen über die Kante. Es gibt hier viele Rotbuchen, die ihre Bucheckern abwerfen. Ich sammle eine ganze Tasche daon ein und auch ein paar Zapfen von benachbarten Kiefern, um sie später als Deko in meinem Wohnzimmer zu verwenden.

Es ist immer wieder interessant wieviel los ist, wenn in der Nähe ein Parkplatz ist und wie schnell sich das wieder erledigt hat, wenn man ein paar Meter läuft. Zum Glück ist der Großteil der Menschheit zu faul dafür. Das Wandern wäre nicht halb so schön, wenn der Wald überbevölkert wäre. Kaum bin ich vom hangenden Stein weg, bin ich wieder allein im Wald. Mein Lieblingszustand beim Wandern. Die Natur und ich.






Lang geht es durch den Wald bis zum hohen Berg, von dem ich einen schönen Blick auf Jungingen und die nächste Etappe habe. Dort werde ich wandern und wenn ich um die Ecke bin, bin ich meinem Ziel ein Stück näher. Bald habe ich die Alb umrundet. Noch zwei Etappen.

Sonntag, 30. September 2012

Wandertipp: Über die Berge bei Albstadt


Eine anspruchsvolle Wanderung mit zwei steilen Aufstiegen, die ich gerne als Training für einen Alpenurlaub verwende. Belohnt wird man mit tollen Aussichten. Da man immer der roten Raute folgt, es aber in der Gegend sehr viele sich überschneidende Wege mit roten Rauten gibt, ist eine Karte zusätzlich zur Wegbeschreibung unterwegs unerlässlich.

Wegverlauf: Albstadt-Laufen - Gräbelesberg - Hossinger Leiter - Lautlingen - Schloss Stauffenberg - Heersberg - Felsenmeer - Albstadt-Laufen

Weglänge: 19,5 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen und dort in die HZL nach Albstadt-Laufen umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen und dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Vom Bahnhof in Albstadt-Laufen geht man über die Gleise und gleich nach links. Man folgt der roten Raute, die einen aus dem Ort hinaus und dann zum Gräbelesberg in steilem Anstieg führt. Man überwindet hier 300 Höhenmeter. Obern angelangt stößt man auf eine Hinweistafel, die einem erklärt, warum der Berg Gräbelesberg heißt. Man sieht deutlich die Gräben und aufgeschütteten Schutzwälle. Ob es hier mal eine keltische Siedlung wie auf dem runden Berg bei Bad Urach gegeben hat kann man nur vermuten, da es noch keine Grabungen dazu gab. Vielleicht würde man ja fündig werden. Die Schutzwälle sind jedenfalls nicht natürlichen Ursprungs. Man läuft nun dem roten V folgend nach rechts auf die Sitze des Gräbelesbergs. Von hier hat man einen tollen Blick rüber auf das Hörnle und hinunter nach Laufen und bis nach Balingen.

Den gleichen Weg läuft man nun zurück und folgt dann weiter der roten Raute. Aber aufpassen welcher roten Raute man folgt. Es gibt hier gleich drei Wege mit der roten Raute. Man nimmt den ganz linken und läuft in den Wald hinein am Albtrauf entlang bis zur Hossinger Leiter. Die Leiter sieht man nicht gleich vom Weg aus, dafür aber eine Grillhütte und unterhalb des Weges einen metallenen Steg. Wer will kann einen Abstecher nach links machen zur Hossinger Leiter. Es sind nur wenige Meter. Ein Abstecher lohnt in jedem Fall! Man läuft direkt am Felsen entlang über Stege und schließlich eine kurze Leiter hinunter und dann weiter am Felsen entlang. Ein toller Weg und ein toller Anblick. Danach muss man aber wieder zurück, da wir hier noch nicht absteigen.

Man folgt weiter der roten Raute. Es geht ein Stück parallel zum Zeichen des Donau-Albzollernweges, aber kurz vor Messstetten gabelt sich der Weg. Rechts geht eine rote Raute und der Donau-Albzollernweg nach Messstetten hinein und links eine rote Raute Richtung Oberer Berg, Tierberg und Lautlingen. Wir nehmen den linken Weg, der geradeaus auf dem Feldweg führt.

Ein Stück weiter informiert einen ein Schild, dass man sich am oberen Berg, dem höchsten Berg von Albstadt, befindet. Man kann einen Abstecher dorthin machen über die unmarkierte Wiese. Einfach immer weiter bergauf gehen bis es nicht weiter hoch geht, und man steht vor einem Stacheldraht, der einen wenige Meter vom höchsten Punkt des oberen Bergs trennt. Man hat von hier aus zwar keinen Ausblick, aber man kann immerhin behaupten auf dem höchsten Berg von Albstadt gestanden zu haben.

Wieder zurück auf dem Weg läuft man dem Feldweg entlang bis nach Tierberg, einem Ort, der nur aus einem Hof besteht. Weiter geht es dem Weg entlang. Man steigt nach Lautlingen hinab. Von weitem sieht man bereits das Eisenbahnviadukt. Unter der Bahnbrücke durch geht es direkt auf das Gelände des Schlosses Stauffenberg. Hier kommt der Stauffenberg her, der ein Attentat auf Hitler verübt hat. Außerhalb des Schlosses, auf dem Kirchhof, gibt es ein Stauffenbergehrenmahl.

Über den Fluss kommt man nun auf eine Wiese (immer weiter der roten Raute folgen), die man quasi geradeaus den Berg hoch läuft. Auf den Heersberg geht es nun ungewöhnlich geradeaus, wenig über Serpentinen, wei man das sonst gewöhnt ist. Im Zweifelsfall kann man sich so sehr gut orientieren. Im Wald gibt es einen Weg nach rechts, dem Schild Enzweg folgend. Dieser ist eine Alternative und nur für absolut trittsichere Wanderer geeignet. Er führt über steile, alte Waldtreppen hinauf, die nicht gut gepflegt sind. Belohnt wird man mit einer Bank, die auf einem schmalen steil abfallenden Felsen steht. Auch nur etwas für erfahrene Wanderer. Alle anderen Wanderer nehmen links den Weg mit der roten Raute.

Beide Wege führen auf den Heersberg. Hier sieht man nicht immer die rote Raute. Im Zweifelsfall den Schildern "Traufgänge" folgen bis man rechts eine große schöne Albwiese sieht. Hier geht es in einem Abstecher zur höchsten Erhebung des Heersbergs hinauf. Man hat von hier oben einen wunderschönen Blick auf die Schalksburg und Richtung Balingen. Den gleichen Weg geht man zurück zum Waldrand und biegt dann die zweite links ab zum Felsenmeer. Der Weg ist kein deutlicher Trampelweg. Man muss hier auf die Beschilderung achten. Auch hier folgt man der roten Raute.

Erst geht der Weg über Waldboden, dann aber einen geröllhaltigen steilen Weg hinunter. Ein Wegzeichen zeigt nach links zu einem Abstecher ins Felsenmeer. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Meer aus Felsen und verwunschen schön. Die Felsen sind viel mit Moos überwachsen.

Auf dem gleichen weg geht es wieder zurück zum Hauptweg. Diesen läuft man weiter nach unten bis in den Ort Albstadt-Laufen und folgt weiter der roten Raute bis zum Bahnhof.

Sonntag, 23. September 2012

25. Etappe: Gosheim – Albstadt-Laufen


Wegverlauf: Gosheim – Lemberg – Oberhohenberg – Deilingen – Ratshausen - Plettenberg – Lochen – Hörnle - Laufen

Weglänge: 29 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Aldingen, dort in den Bus nach Gosheim umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Tübingen, dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 13.09.2011

Auf diese Tour habe ich mich schon gefreut, da sie über die höchsten Berge auf der Alb führt. Es gibt insgesamt 10 Berge, die knapp über 1000 Höhenmeter haben und gleich zu Beginn laufe ich einen davon hoch: auf den höchsten nämlich – den Lemberg mit 1015m. Der Aufstieg von Gosheim ist erfreulicherweise nicht so steil wie ich dachte, da Gosheim bereits oben liegt, anders als Aldingen zum Beispiel, das direkt vor der Alb liegt. Mit der Busfahrt habe ich mir also auch gleich Höhenmeter gespart.

Am heutigen Tag ist es leicht neblig. Man merkt, dass der Herbst kommt. Leider. Mir wäre es recht gewesen, wenn es noch weiter warm gewesen wäre. Oben angelangt komme ich auf eine recht einsame Lichtung, auf der ein metallener Turm steht. Man soll von dort oben einen tollen Blick haben. Aber ich schaffe es nur zwei Plattformen hoch und dann ist Ende. Ich bin einfach nicht schwindelfrei. Man kann jederzeit wunderbar runter schauen, das ist mir zu viel. Ich beruhige mich damit, dass heute noch einige Aussichtspunkte kommen.

Gleich darauf ist es so weit. Es geht wieder direkt an dem Albtrauf und man sieht sofort in die Weite zum Schwarzwald hinaus. Wieder ein toller Blick! Man ist hier so unglaublich weit oben im Vergleich zum darunter liegenden Gelände.

Anschließend kommt der nächste Tausender: der Oberhohenberg. 1011m hoch. Von hier kann ich zurück zum Lemberg sehen, den man dank des Turms gut sieht. Eine Hinweistafel erzählt mir, dass es hier einmal ein Dorf gab, das aber bei einem Albrutsch ins Tal gerutscht ist. Man stelle sich das mal vor: das Dorf, in dem man lebt rutscht den Berg hinunter! Und dann ist es weg.

Und dann fängt die Berg- und Talfahrt an. Auf dieser Etappe habe ich viele Höhenmeter zu meistern, da zwischen den Bergen auch immer wieder ein tiefes Tal kommt. Das geht an die Kondition! Bei Deilingen steige ich ab und die Sonne kommt heraus. Eine Kuhherde grast im Tal und vor mir erstreckt sich ein langer Bergrücken, auf dem ich bereits den Turm des Plettenbergs sehe. Wie sich später herausstellen wird, steht der Plettenbergturm nicht auf diesem Berg, sondern auf einem dahinter und ich habe zwei Aufstiege bis dahin!

Aber zunächst genieße ich die Sonne und den Blick auf den Bergrücken der Lützelhalb und lege mich ins Gras. Es wachsen dort schon Herbstzeitlose. Auch hier zeigt mir die Natur, dass der Herbst nicht mehr weit ist.

Nur schwer kann ich mich wieder von diesem schönen Flecken lösen. Vielleicht muss ich eines Tages mal wieder kommen und mich hier sonnen. Nach Deilingen geht es den Berg hinauf und dann gleich wieder runter und durch Ratshausen durch. Nur eine kleine Verschnaufpause, denn nun geht es wirklich auf den Plettenberg. Und wie steil. Es gibt natürliche Steinstufen und von Menschhand gemachte Stufen. Ich hätte fast meine neuen Bergschuhe mitnehmen können zum Einlaufen. Das hätte sich hier angeboten. Unterwegs gibt es eine Bank, die direkt am Abgrund ist. Für mich zweierlei gut, weil ich mich kurz ausruhen kann und einen phantastischen Blick nach unten und über die Umgebung habe. Ein toller Platz!

Und dann bin ich oben. Außer Puste, aber glücklich. Denn ich werde nach dem tollen Aufstieg gleich von einer ebenen und großen Wacholderheide begrüßt. An deren Horizont der Plettenbergturm steht. Der Ausblick ist grandios.





Und dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder lieber heulen soll: der Plettenberg ist gerade mal so noch ein tausender. Hinter dem Schild, das die Höhe angibt, geht es gleich viele Meter nach unten, und zwar in einen Steinbruch. Hätten sie den Berg komplett abgeräumt wären die 1002 Höhenmeter passé gewesen. Ich bekomme den Eindruck, dass der schmale Grad über dem Steinbruch extra stehen gelassen wurde, um die tausend Meter noch zu überschreiten. Ziemlich surreal. Wenigstens ist im Steinbruch ein See, der türkisfarben im Sonnenlicht funkelt.

Wer etwas für Industrieromantik übrig hat wird gleich nochmals belohnt. Man läuft über eine überdachte metallene Brücke direkt über das Förderband des Steinbruchs und sieht wie der Schotter ähnlich wie mit einer Gondel ins Tal gebracht wird.

Und weiter geht es mit der Berg- und Talfahrt. Es geht erstmal 150m runter, nur um sie anschließend gleich wieder hoch zu laufen. Die tausend Höhenmeter werden hier oft nur um ein paar Meter nicht erreicht. (Sollte man nicht einfach ein paar Felsen stapeln, um sagen zu können, die Alb hat nicht 10, sondern 11 Tausender? Das müsste ziemlich leicht gehen. Der Hohe Fels misst gerade mal 996m.)

Die Vegetation hier oben ist wunderschön und passt zur spätsommerlichen
Atmosphäre. Kiefern wachsen auf Wiesen direkt am Felsrand. Die Landschaft hier oben ist auf vielfältige Art und Weise ein Traum. Es gibt hier viele Schafe, weitere Wacholderheiden, Abgründe und auch einen gespaltenen Felsen. Man kann in die Spalte hineinlaufen und sehen wie der Prozess des Albbruches vor sich geht. Die Schafe beobachten mich neugierig. Sie liegen größtenteils unter Bäumen und schlafen. Die anderen essen und schauen immer mal wieder auf, um zu sehen wer hier vorbei läuft.

Und dann geht es in weitläufigem Boden zum Lochen. Der Lochen ist ein Fels, der sich schön vom weitläufigen Umland abhebt und steil abbricht. Ich laufe direkt auf ihn zu, sehe unterwegs Disteln und bin ein wenig enttäuscht, dass der HW1 nicht direkt über den Lochen führt. Wenn man hier nicht rauf läuft versäumt man wirklich was. Ich laufe natürlich nach oben und genieße den Ausblick Richtung Norden. Ab jetzt geht der Nordrand weg wieder nach Osten, nicht mehr direkt nach Norden wie bisher. Es bläst ein kräftiger Wind. Ich erinnere mich, dass hier einmal war, als ein Gewitter herauf zog. Es bildete sich am Berg hinter mir und am Horizont zuckten die Blitze. Auf dem Lochen regnete es noch nicht, aber der Wind blies stark. Heute gibt es kein Gewitter, aber die Wolken sammeln sich am Himmel.

Durch die vielen Aufstiege und die überraschende Wärme habe ich meine 2 Liter Wasser bereits ausgetrunken. Von einer früheren Wanderung weiß ich, dass es hinter dem Lochenpass eine Jugendherberge gibt. Ich hoffe, sie hat auf und ich kann dort etwas Wasser mitnehmen. Nach Albstadt-Laufen ist es noch ein Stück.

Und tatsächlich – die Jugendherberge ist geöffnet. Jugendliche laufen rein und raus. Es riecht nach Schuhen und Füßen, die mal darin waren. Ich entdecke einen Getränkeautomaten und frage jemanden, ob man sich hier auch als vorbeilaufender Wanderer etwas holen kann. Ja, man kann! Der Jugendleiter lädt mich noch großzügig zu einer Pizza ein. Wenn ich noch ein wenig warten würde, könnte ich mitessen. Die Versuchung ist groß, das würde sicher Spaß machen. Aber es ist schon relativ spät und ich muss noch weiter und anschließend ja auch noch nach Hause fahren. So schlage ich leider die herzliche Einladung aus.

Man könnte jetzt den Weg ein bisschen abkürzen anstatt am Albtrauf entlang zu gehen und quer über die Wiese laufen. Aber der Blick in der dahinter liegende Tal lohnt sich. So stehe ich dann auf dem Hörnle und schaue in das Tal von Albstadt hinunter. Ich war hier noch nicht oft und deswegen stehe ich lange und schaue. Hier gibt es noch viel zu erkunden.

Kurz darauf aber ist die Tour zu Ende. Ich laufe durch den Wald einen schönen Abstieg entlang nach unten und komme bald in Albstadt-Laufen an. Der Zug kommt gerade rein gefahren und ich renne hin, um gleich mitfahren zu können! So schnell kann eine Wanderung vorbei sein.

Sonntag, 16. September 2012

24. Etappe: Tuttlingen – Gosheim


Wegverlauf: Tuttlingen – Nonnenhöhle – Bettelmannskeller – Russberg – Risiberg – Schotterwerk – Klippeneck - Gosheim

Weglänge: 31,5 km


Anfahrt: Mit dem Zug direkt nach Tuttlingen

Rückfahrt: Mit dem Bus nach Aldingen und von dort mit dem Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 08.09.2011

Ein komisches und berauschendes Gefühl gleichzeitig, den Südrandweg hinter sich zu haben und nun wieder auf dem Nordrandweg zu laufen. Aber großartig. Mir fehlen nur noch 5 Etappen und ich habe die Alb umrundet! Nur noch 5 Etappen? Mist. Dann ist die Tour ja zu Ende! Schon? Und was mache ich danach? Auf mich stürmen eine ganze Menge Gefühle ein. Als ich loslaufe sind diese aber bald vorbei, da die Tour bereits großartig beginnt. Durch die Stadt laufe ich ein Stück auf dem Weg zurück, den ich vom Schild, der das Ende des Südrandwegs markiert, bis zum Bahnhof gelaufen bin. Interessanterweise ist auch dieses Stück mit dem roten Dreieck markiert. An dem Schild angelangt denke ich noch kurz an den tollen Buchladen, in dem ich das letzte Mal gestöbert habe und biege dann links auf die Holzbrücke über die Donau ein. Ich werde den Fluss nun verlassen und laufe wieder nach Norden. Die erste Etappe wieder auf dem Nordrandweg geht fast geradeaus noch Norden, sozusagen nach oben auf der Karte. 

An der nächsten Straße entdecke ich ein viel schöneres Schild aus älteren Tagen. Es ist gemalt und zeigt grob den Verlauf der Albumrundung mit einzelnen Highlights, die nicht nur genannt sind, sondern auch mit einem Wahrzeichen gemalt sind. Eine schöne Orientierung. ich lasse die einzelnen Stationen gedanklich an mir vorbei ziehen als ich mit den Augen den Wegverlauf nachvollziehe.

Kaum aus der Stadt draußen geht es steil bergan. Ich steige 200 Höhenmeter durch den Wald hinauf. Es ist sehr steil, die Natur wuchert üppig und auf dem Gras liegt noch Raureif. Man merkt hier schon, dass sich der Sommer dem Ende neigt. Und dann bin ich endgültig im Wald. ich werde heute hauptsächlich im Wald laufen. Eine weiterer Anstieg und ich bin auf über 900 Höhenmetern! Im äußersten westlichen Teil der Alb erreicht man voralpine Höhen. Das gefällt mir natürlich. Es gibt hier zehn Berge mit etwas über 1000m Höhe. Einige davon werde ich heute erreichen. Nicht alle liegen entlang des Nordrandwegs. Ich habe im Internet gelesen, dass es eine Wanderung gibt, mit der man alle zehn erreichen kann.

Der Wald ist schön. Die Sonne scheint durch die Blätter und macht eine gute Stimmung. Und dann treffe ich den Förster. Er lässt seinen Hund laufen, der stark von Krankheit gezeichnet ist. Man sieht dem Förster seine Trauer an. Er weiß, dass er seinen Hund bald verlieren wird und zeigt mir was für ein toller Hund es ist. Allerdings lässt er seine Trauer auch in blöden Bemerkungen mir gegenüber raus. Ehrlich ich kann nix dafür, dass sein Hund stirbt. Und wenn er ein Ventil für die Gefühle braucht soll er sie woanders suchen. Meine Laune sinkt auf den Nullpunkt. Am Ende des Wegs setze ich mich auf eine Bank an einem Aussichtspunkt und versuche den Ärger wegzudrängen, um mir den Tag nicht versauen zu lassen.

Und weiter geht es immer durch den schönen Wald. Es riecht nach Pilz. Gesehen habe ich allerdings keinen. Man riecht selbst den herbstlichen Einzug im Wald. Auf der Karte lese ich, dass es hier zwei Höhlen gibt. Die Nonnenhöhle liegt nicht direkt am Weg, aber sie ist ausgeschildert! Ich laufe links den Hang hinunter und dann parallel zum Berg weiter unten ein Stück zurück. Und da ist sie: die Nonnenhöhle. Ein Schild erklärt, dass sich hier drei Nonnen vor dem Übergriff von Soldaten versteckt hielten. Die Höhle ist nicht sehr groß, aber für eine Weile hat sie sicher gut als Schutz gedient.

Wieder zurück auf dem Nordrandweg dauert es nicht lange und ich komme zum Bettelmannskeller. Warum die Höhle Keller genannt wird ist schnell klar. Sie liegt regelrecht unter dem Weg. Steil könnte man runter steigen und dann in eine Höhle gelangen, die im Dach ein kleines Loch hat, aber mir ist der Weg zu steil. Ich laufe stattdessen außen herum und gelange an die "Hintertür" der Höhle. Man kann von hier aus nicht rein, weil der Schlitz, der in die Höhle führt nur wenige Zentimeter vom Boden freigibt. Da ich Hunger habe setze ich mich davor und esse mein Baguette. Als ich so vor mich hinkaue und beruhigt feststelle, dass keine Wespe mitessen will sehe ich in der Erde etwas glitzern. Neugierig grabe ich es aus. Es ist eine Münze. Nachdem ich die Erde weggerubbelt habe sehe ich es: es ist eine deutsche Mark! Wie lange die wohl hier liegt? Wir haben schon seit fast zehn Jahren den Euro. Ganz bekomme ich den Dreck nicht ab, stecke die Münze aber wie eine Trophäe in meinen Geldbeutel, wo sie gut ein Jahr bleibt bevor ich sie rausnehme und in ein kleines Kässchen lege. Ich habe einen kleinen Schatz im Keller gefunden.

Die ehemalige Burg Fürstenstein habe ich zwar auf der Karte gesehen aber dann prompt die Abzweigung verpasst und bin einfach auf dem HW1 weiter gelaufen. Ich beschließe nicht mehr zurück zu laufen, weil ich schon einige Ruinen gesehen habe.

In Rußberg laufe ich an üppigen Obstwiesen vorbei. Die Apfelbäume tragen heuer sehr viel. Die Äste sind mit langen Stecken abgestützt, damit sie nicht unter der Last der Früchte brechen. Blumenbeete, ein altes Holzhaus mit einer Außentreppe, die voller prächtiger Blumenkübel ist. Einfach idyllisch. Ein Mann läuft über die Straße und bemerkt, dass ich alles photographiere. Er erzählt mir, dass in diesem Haus einmal sein Vater gewohnt hat und er aber nun im moderneren Haus gegenüber wohnt. Seine Frau sorgt für die vielen Blumen. Und immer wieder kämen Brautleute, um ihr Hochzeitsbild vor dem schönen Haus machen zu lassen.

Am Ortsausgang laufe ich an einem Stall vorbei. die Kühe schauen raus. Vielleicht ein wenig traurig. Ich laufe an ihnen vorbei in Freiheit und sie sind von Gittern eingesperrt. Ich wollt nicht mit ihnen tauschen. Da vergeht einem das Fleischessen. Seitdem ich diese Haltung auf meinen Wanderungen direkt vor Augen gesehen habe, esse ich wieder vermehrt vegetarisch. Da sprechen sie von einem fairen Milchpreis, aber hat schon mal jemand von fairer Viehhaltung gesprochen? Die Tiere müssen den Großteil ihres Lebens in dunklen Ställen verbringen. Wer würde das denn wollen? Und draußen hat es genügend Wiesen, auf die man das Vieh treiben könnte. So habe ich das bei Schelklingen gesehen und würde es mir viel öfters wünschen. Aber da stehen die Kühe auf diesem Betonboden, strecken ihre Hälse durch die metallenen Gitter, kauen ihr Gras und stehen im Dunkeln. Seitdem kaufe ich auch bewusst Milchprodukte von Herstellern, die ihr Vieh auf die Weide treiben. Hofgut nicht mehr. Davon habe ich nun genug gesehen.

Weiter geht es wieder am Trauf entlang wie ich ihn vom Nordrandweg kenne. Es ist wieder ein RANDweg. Einen Rand, den man nur allzu deutlich sehen kann. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte auf die große Ebene vor der Alb. Lange kommen keine Erhebungen. Aber am Horizont sieht man den Schwarzwald. Vielleicht auch die Vogesen? Ich kann es nicht beurteilen, bilde es mir aber mal ein.
 
Als ich aus Risiberg raus laufe komm eich an zwei Pferden vorbei, die vor einer Kapelle stehen. Eines sieht sehr krank aus. Man sieht die Knochen und die Schulter sieht aus wie wenn sie heraussteht. Aber es sieht nicht unglücklich aus. Vielleicht war es einmal ein Unfall? wer weiß. Sie reagieren auf meine Zusprache. Ob sie mich wohl verstehen? ich kann leider kein Pferdisch. Wahrscheinlich verstehen uns die Tiere alle durch das viele und lange Zuhören und amüsieren sich königlich über unsere infantile Sprache, wenn wir sie ansprechen!

Und wieder geht es an den Rand. Wieder die tolle Aussicht Richtung Schwarzwald. Und dann komme ich auf eine Lichtung, die in Nebel gehüllt ist. Das Rasthäuschen aus Holz sehe ich erst gar nicht. Weiter hinten aber ist der Nebel schon wieder verschwunden. Und dann kommt Klippeneck. Ich konnte mir bis dato keine Vorstellungen dazu machen, war aber sofort Feuer und Flamme von diesem Plateau. Ein metallenes Kreuz mit reicher Verzeihung steht neben einer Bank im Gegenlicht. Ein Photomotiv wie aus dem Buch. Dahinter der Albabbruch, die Ebene und ganz hinten der Schwarzwald.

Es wird windig. Die Hochebene öffnet sich nach hinten und wird zu einem Segelflugplatz. Eine Windhose weht waagerecht im Wind. Ich laufe auf dem Trampelpfad über einen Teil des Fluggeländes. Ich muss an den Übersberg denken, über den ich im tiefen Schnee vor mehr als einem halben Jahr auf meiner ersten Etappe gelaufen bin. Ich laufe hier schon seit einiger Zeit gleichzeitig auf drei Wegen: dem Nordrandweg, dem MainNeckarweg und dem Alb-Donauweg. Kein Wunder dass sie sich alle diesen Weg ausgesucht haben. Wirklich schön hier. Da ich mir ohnehin schon vorgenommen habe irgendwann den Alb-Donauweg zu laufen weiß ich, dass ich wieder hier her kommen werde. Eine schöne Vorstellung. Ich könnte gerade so weiter laufen, aber irgendwann neigt sich auch der schönste Tag zu Ende. Gosheim liegt unterhalb des HW2, hat aber eine Bushaltestelle, die mich kurz darauf zum Zug bringt.