Wegverlauf:
Gosheim – Lemberg – Oberhohenberg – Deilingen – Ratshausen - Plettenberg –
Lochen – Hörnle - Laufen
Weglänge:
29 km
Anfahrt:
Mit dem Zug nach Aldingen, dort in den Bus nach Gosheim umsteigen.
Rückfahrt:
Mit dem Zug nach Tübingen, dort in den Zug nach Stuttgart umsteigen.
Gelaufen am: 13.09.2011
Auf diese Tour habe ich
mich schon gefreut, da sie über die höchsten Berge auf der Alb führt. Es gibt
insgesamt 10 Berge, die knapp über 1000 Höhenmeter haben und gleich zu Beginn
laufe ich einen davon hoch: auf den höchsten nämlich – den Lemberg mit 1015m. Der
Aufstieg von Gosheim ist erfreulicherweise nicht so steil wie ich dachte, da
Gosheim bereits oben liegt, anders als Aldingen zum Beispiel, das direkt vor
der Alb liegt. Mit der Busfahrt habe ich mir also auch gleich Höhenmeter
gespart.
Am heutigen Tag ist es
leicht neblig. Man merkt, dass der Herbst kommt. Leider. Mir wäre es recht
gewesen, wenn es noch weiter warm gewesen wäre. Oben angelangt komme ich auf
eine recht einsame Lichtung, auf der ein metallener Turm steht. Man soll von
dort oben einen tollen Blick haben. Aber ich schaffe es nur zwei Plattformen
hoch und dann ist Ende. Ich bin einfach nicht schwindelfrei. Man kann jederzeit
wunderbar runter schauen, das ist mir zu viel. Ich beruhige mich damit, dass
heute noch einige Aussichtspunkte kommen.
Gleich darauf ist es so
weit. Es geht wieder direkt an dem Albtrauf und man sieht sofort in die Weite
zum Schwarzwald hinaus. Wieder ein toller Blick! Man ist hier so unglaublich
weit oben im Vergleich zum darunter liegenden Gelände.
Anschließend kommt der
nächste Tausender: der Oberhohenberg. 1011m hoch. Von hier kann ich zurück zum
Lemberg sehen, den man dank des Turms gut sieht. Eine Hinweistafel erzählt mir,
dass es hier einmal ein Dorf gab, das aber bei einem Albrutsch ins Tal
gerutscht ist. Man stelle sich das mal vor: das Dorf, in dem man lebt rutscht
den Berg hinunter! Und dann ist es weg.
Und dann fängt die Berg-
und Talfahrt an. Auf dieser Etappe habe ich viele Höhenmeter zu meistern, da
zwischen den Bergen auch immer wieder ein tiefes Tal kommt. Das geht an die
Kondition! Bei Deilingen steige ich ab und die Sonne kommt heraus. Eine
Kuhherde grast im Tal und vor mir erstreckt sich ein langer Bergrücken, auf dem
ich bereits den Turm des Plettenbergs sehe. Wie sich später herausstellen wird,
steht der Plettenbergturm nicht auf diesem Berg, sondern auf einem dahinter und
ich habe zwei Aufstiege bis dahin!
Aber zunächst genieße ich
die Sonne und den Blick auf den Bergrücken der Lützelhalb und lege mich ins
Gras. Es wachsen dort schon Herbstzeitlose. Auch hier zeigt mir die Natur, dass
der Herbst nicht mehr weit ist.
Nur schwer kann ich mich
wieder von diesem schönen Flecken lösen. Vielleicht muss ich eines Tages mal
wieder kommen und mich hier sonnen. Nach Deilingen geht es den Berg hinauf und
dann gleich wieder runter und durch Ratshausen durch. Nur eine kleine
Verschnaufpause, denn nun geht es wirklich auf den Plettenberg. Und wie steil.
Es gibt natürliche Steinstufen und von Menschhand gemachte Stufen. Ich hätte
fast meine neuen Bergschuhe mitnehmen können zum Einlaufen. Das hätte sich hier
angeboten. Unterwegs gibt es eine Bank, die direkt am Abgrund ist. Für mich
zweierlei gut, weil ich mich kurz ausruhen kann und einen phantastischen Blick
nach unten und über die Umgebung habe. Ein toller Platz!
Und dann bin ich oben.
Außer Puste, aber glücklich. Denn ich werde nach dem tollen Aufstieg gleich von
einer ebenen und großen Wacholderheide begrüßt. An deren Horizont der
Plettenbergturm steht. Der Ausblick ist grandios.
Und dann weiß ich nicht,
ob ich lachen oder lieber heulen soll: der Plettenberg ist gerade mal so noch
ein tausender. Hinter dem Schild, das die Höhe angibt, geht es gleich viele
Meter nach unten, und zwar in einen Steinbruch. Hätten sie den Berg komplett
abgeräumt wären die 1002 Höhenmeter passé gewesen. Ich bekomme den Eindruck,
dass der schmale Grad über dem Steinbruch extra stehen gelassen wurde, um die
tausend Meter noch zu überschreiten. Ziemlich surreal. Wenigstens ist im
Steinbruch ein See, der türkisfarben im Sonnenlicht funkelt.
Wer etwas für
Industrieromantik übrig hat wird gleich nochmals belohnt. Man läuft über eine
überdachte metallene Brücke direkt über das Förderband des Steinbruchs und
sieht wie der Schotter ähnlich wie mit einer Gondel ins Tal gebracht wird.
Und weiter geht es mit der
Berg- und Talfahrt. Es geht erstmal 150m runter, nur um sie anschließend gleich
wieder hoch zu laufen. Die tausend Höhenmeter werden hier oft nur um ein paar
Meter nicht erreicht. (Sollte man nicht einfach ein paar Felsen stapeln, um
sagen zu können, die Alb hat nicht 10, sondern 11 Tausender? Das müsste
ziemlich leicht gehen. Der Hohe Fels misst gerade mal 996m.)
Die Vegetation hier oben
ist wunderschön und passt zur spätsommerlichen
Atmosphäre. Kiefern
wachsen auf Wiesen direkt am Felsrand. Die Landschaft hier oben ist auf
vielfältige Art und Weise ein Traum. Es gibt hier viele Schafe, weitere
Wacholderheiden, Abgründe und auch einen gespaltenen Felsen. Man kann in die
Spalte hineinlaufen und sehen wie der Prozess des Albbruches vor sich geht. Die
Schafe beobachten mich neugierig. Sie liegen größtenteils unter Bäumen und
schlafen. Die anderen essen und schauen immer mal wieder auf, um zu sehen wer
hier vorbei läuft.
Und dann geht es in
weitläufigem Boden zum Lochen. Der Lochen ist ein Fels, der sich schön vom
weitläufigen Umland abhebt und steil abbricht. Ich laufe direkt auf ihn zu,
sehe unterwegs Disteln und bin ein wenig enttäuscht, dass der HW1 nicht direkt
über den Lochen führt. Wenn man hier nicht rauf läuft versäumt man wirklich
was. Ich laufe natürlich nach oben und genieße den Ausblick Richtung Norden. Ab
jetzt geht der Nordrand weg wieder nach Osten, nicht mehr direkt nach Norden
wie bisher. Es bläst ein kräftiger Wind. Ich erinnere mich, dass hier einmal
war, als ein Gewitter herauf zog. Es bildete sich am Berg hinter mir und am
Horizont zuckten die Blitze. Auf dem Lochen regnete es noch nicht, aber der Wind
blies stark. Heute gibt es kein Gewitter, aber die Wolken sammeln sich am
Himmel.
Durch die vielen Aufstiege
und die überraschende Wärme habe ich meine 2 Liter Wasser bereits ausgetrunken.
Von einer früheren Wanderung weiß ich, dass es hinter dem Lochenpass eine
Jugendherberge gibt. Ich hoffe, sie hat auf und ich kann dort etwas Wasser
mitnehmen. Nach Albstadt-Laufen ist es noch ein Stück.
Und tatsächlich – die
Jugendherberge ist geöffnet. Jugendliche laufen rein und raus. Es riecht nach
Schuhen und Füßen, die mal darin waren. Ich entdecke einen Getränkeautomaten
und frage jemanden, ob man sich hier auch als vorbeilaufender Wanderer etwas
holen kann. Ja, man kann! Der Jugendleiter lädt mich noch großzügig zu einer
Pizza ein. Wenn ich noch ein wenig warten würde, könnte ich mitessen. Die
Versuchung ist groß, das würde sicher Spaß machen. Aber es ist schon relativ
spät und ich muss noch weiter und anschließend ja auch noch nach Hause fahren.
So schlage ich leider die herzliche Einladung aus.
Man könnte jetzt den Weg
ein bisschen abkürzen anstatt am Albtrauf entlang zu gehen und quer über die
Wiese laufen. Aber der Blick in der dahinter liegende Tal lohnt sich. So stehe
ich dann auf dem Hörnle und schaue in das Tal von Albstadt hinunter. Ich war
hier noch nicht oft und deswegen stehe ich lange und schaue. Hier gibt es noch
viel zu erkunden.
Kurz darauf aber ist die
Tour zu Ende. Ich laufe durch den Wald einen schönen Abstieg entlang nach unten
und komme bald in Albstadt-Laufen an. Der Zug kommt gerade rein gefahren und
ich renne hin, um gleich mitfahren zu können! So schnell kann eine Wanderung
vorbei sein.
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