Wegverlauf:
Jungingen – Köhlberg – Weilerwaldkopf – Salmendinger Kapelle – Dreifürstenstein
– Mössinger Bergrutsch – Talheim
Weglänge:
26 km
Anfahrt: Mit
dem Zug nach Tübingen. Dort in die HZL nach Jungingen umsteigen.
Rückfahrt: Mit
dem Bus nach Mössingen. Von dort mit der HZL nach Tübingen und dann in den Zug
nach Stuttgart umsteigen.
Gelaufen am: 18.10.2011
Nur noch zwei Etappen. Langsam wird mir bewußt, was
ich geleistet habe und daß sich diese wunderbare Tour dem Ende nähert. Auf der
einen Seite finde ich es großartig, diesem Augenblick entgegenzufiebern. Auf
der anderen Seite würde ich jederzeit weiter laufen. In Gedanken formen sich
bereits neue Ideen. Es gibt auf der Hohenzollernalb den Hohenzollernweg und
auch den Albdonauweg. Und mitten über die Alb den Weg entlang der
Wasserscheide. Und dann bietet Deutschland noch viele weitere Fernwanderwege.
Schluchtensteig, Malerweg, Rheinsteig. Die Möglichkeiten sind groß!
In Jungingen geht es
gleich wieder den Berg hinauf. Auf einer dieser schönen Albwiesen. Das Grad ist
taunass. Als ich halb oben bin ist die Sonne durchgebrochen. Ich drehe mich um
und schaue auf die Junginger Umgebung hinunter. Auf der letzten Etappe hatte
der Herbst gerade mal angeklopft. Aber jetzt setzt er sich schon deutlich
durch. Die Bäume sind bunt und das Licht intensiv wie es nur im Herbst sein
kann. Als ich oben bin laufe ich wieder zwischen Waldrand und Wiese entlang.
Und wieder sehe ich durch die Äste die Hohenzollernburg. Auch das immer wieder
einen Blick wert.
Als ich mir überlegt
hatte wie ich die letzten Etappen zum Traifelberg, meinem Startpunkt vom
Februar, aufteile, ist mir aufgegangen, daß ich entweder eine sehr kurze Etappe
dazwischen schieben muss oder irgendwo noch eine extra Schleife drehen muss.
Und natürlich habe ich mich für den zusätzlichen Weg entschieden. Was sonst?
Auch ist das Wetter heute wunderbar. Es wird immer wärmer. Anfang habe ich mich
noch in Pullover und Doppeljacke inegewickelt, aber je weiter ich laufe, desto
mehr ziehe ich aus. Bereits vier Kilometer nach Start habe ich nur noch den
Pullover an. Umso leichter fällt es mir, mich erneut für einen kompletten Tag
draußen in der Natur zu entscheiden und verlängere diese Etappe um einen
Abstecher von 8 bis 9km zur Salmendinger Kapelle (und zurück). An dieser
Kapelle war ich schon einmal vor langer Zeit und sie hat mir gut gefallen.
Seitdem ist sie mir immer mal wieder als Wanderziel im Kopf herumgespukt. Und
als ich gesehen habe, daß der HW1 ganz in ihrer Näher vprbei läuft, habe ich
mich entschieden, beides miteinander zu verbinden.
Zu finden ist der Weg
dorthin ziemlich leicht. Die Kapelle sehe ich bereits von weitem. Sie liegt auf
einem Hügel, dem Kornbühl, der sich deutlich von den flachen Äckern um ihn
herum abhebt. Ich laufe bis zu einer Stelle, an der ich die Wiesen verlasse und
in den Wald hinein laufe. Auf der Karte ist hier ein weg nach rechts mit der
roten Gabel verzeichnet. Ich muss ein wenig suchen, welcher der Trampelwege der
gekennzeichnete Weg ist, finde ihn aber bald. Es geht nun am Waldrand entlang,
direkt auf die Kapelle zu. Als ich zu den Äckern komme erinner ich mich wie hier
das letzte Mal ein Bauer mit seinem Trecker das Feld gepflügt hat und schaue
nach links, sehe ihn vor meinem inneren Auge. Und dann sehe ich etwas gnaz
anderes. Einen Fuchs! Er sieht mich auch und duckt sich sofort, in der Hoffnung
ich würde ihn so nicht mehr sehen. Hätte ich ihn vorher nicht schon entdeckt,
wäre er mir auch nicht aufgefallen. Rehe sieht man doch recht häufig, aber
einen Fuchs nicht so oft. Dieses Jahr ist es der dritte Fuchs, den ich sehe.
Diesesmal versuche ich erst gar nicht meinen Photoapparat herauszuholen und
beobachte ihn einfach, mache sozusagen ein Photo in mir drin. Als ich ihn eine
weile beobachte, läuft er geduckt über das Feld in den Wald hinein, immer
hinter sich schauend, ob ich auch stehen bleibe. Es ist ein junger Fuchs.
Ich laufe nun zur
Salmendinger Kapelle. Es führt ein gewundener Weg auf den Kornbühl. Der Himmel
ist mittlerweile klar und strahlend blau. Die Sonne ist warm, aber oben weht
ein Wind. Man kann in die Kapelle hinein und ich schaue mich dort eine weile
um. Die Sitzbänke sind durch ein Gitter vom Eingang abgetrennt. So kann man nur
schauen. Draußen stehen drei große Kreuze, die hoch in den Himmel ragen. Und
vor der Kapelle sind zwei Bänke, auf denen ich Rast mache. Was für ein schöner
Tag. Ich genieße lange den Ausblick und die Sonne.
Zum HW1 geht es auf dem
gleichen Weg zurück und dann rein in den Wald. Der Weg ist sehr schön zu
laufen. Und bald komme ich zum Dreifürstenstein.
Die Legende besagt, dass sich hier die drei Fürsten von getroffen haben
Fürstenberg, Hohenzollern und Württemberg, und dass ihre Fürtsentümer genau
hier zusammenliefen. Sie bereiten sich an einem Tisch, der genau auf der Grenze
der drei Fürtsentümer stand und bleiben so alle drei auf eigenem Territorium.
Für mich hat er eine
ganz andere Bedeutung. Denn hier begann eigentlich alles. Als ich auf die
Hohenzollernburg in weiter Ferne schaue erinnere ich mich wie ich hier schon
einmal saß. Auf dem Weg zur Salmendinger Kapelle. Zwei Wanderinnen waren da.
Und ein einzelner Wanderer in waldgrüner Kluft und Schlapphut auf. Ungefähr
mein Alter. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er den
Hauptwanderweg eins läuft. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, dass es
hier Hauptwanderwege gibt. Und er zeigte mir ein Buch, in dem dieser
beschrieben war. Er erzählte, dass er die eine oder andere Etappe schon
gelaufen sei, aber nicht in der Reihenfolge, sondern so wie er Lust habe und am
Morgen wisse er noch nicht wo ihn der Weg hinführt. Manchmal auch gar nicht am
HW1 entlang, sondern wo ganz anders hin, weil ihn vor Ort etwas anderes zu
interessieren begonnen hatte. Und tatsächlich habe ich ihn damals auch an der
Salmendinger Kapell wieder getroffen. Er ist dort weiter gelaufen, also gar
nicht mehr zum HW1. Ein Wanderer nach Lust und Laune. Das hatte mir imponiert.
Ein bißchen mache ich das heute auch. Nicht am HW1, aber an anderen Orten auf
der Alb, die mich interessieren. Einfach mal loslaufen und dann schauen wo es
mich hinbringt. Die Begegnung ist nun vier Jahre her. Ich habe ihn seitdem
nicht mehr gesehen. Ob er auch ganz um die Alb herum ist weiss ich nicht.
Jedenfalls sind heute
auch zwei Frauen aus Belsen hier und sehr gesprächig. Nach einer Weile
verabschieden wir uns, jeder in seine Richtung. Für mich geht es nun weiter zum
Hirschkopf. Heute wird dieser auch der Mössinger Bergrutsch
genannt, da in den 1980er Jahren hier über Nacht der komplette Berg abgerutsch
ist. Der Bergrutsch wurde komplett der Natur überlassen. Man kann so
beobachten, wie die Natur sich nach solchen Ereignissen selbst regeneriert. Man
läuft mit dem HW1 direkt an der Kante über dem Bergrutsch. Es gibt aber auch
einen Weg hinunter, dorthin wo die Masse aus Geröll, Matsch und wild
durcheinander stehenden Bäumen hingerutscht ist. Da ich diesen Weg bereits
gelaufen bin, gehe ich ihn nicht erneut. Aber über die Kante hinunter zu
schauen ist auch diesesmal wieder interessant. Seit dem letzten Mal ist wieder
mehr zugewachsen. Der abgebrochene Fels ist aber immer noch sher deutlich zu
erkennen. Einzig die Gegend, in der der abgebrochene Berg zum Stehen gekommen
ist, verschmilzt nundurch den Bewuchs mit der Umgebung. Bald wird man keinen
Unterschied mehr sehen. Wer weiss an wievielen uralten Bergrutschen ich
anderenorts bereits vorbeigekommen bin und es aus dem gleichen Grund nicht
bemerkt habe.
Es ist nun schon spät
geworden und ich verwerfe den ursprünglichen Plan noch zusätzlich auf den
Farrenberg zu gehen. Ich hatte heute viele Highlights. Der Weg schwingt nun
sanft nach Talheim ab und die Sonne scheint immer noch stark. Eine richtig
grosse Heuschrecke sonnt sich auf dem Asphalt. Da hier auch ab und an Autos
fahren schubse ich sie ins Gras. Aber vielleicht hat sie sich auch nur
bevormundet gefühlt. Sie hoppelt gleich weiter weg.
Jetzt ist es nur noch
eine Etappe. Hoffentlich schaffe ich es noch diese zu laufen bevor das Wetter
ungemütlich wird.
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