Donnerstag, 30. August 2012

22. Etappe: Hausen im Tal – Beuron


Wegverlauf: Hausen im Tal – Burg Werenwag – Korbfels - Eichfels – Burg Wildenstein – Alpenblick - Beuron

Weglänge: 21 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tuttlingen, dort umsteigen in den Bus nach Hausen.

Rückfahrt: Mit dem Zug nach Tuttlingen, dort umsteigen in den IC aus Zürich nach Stuttgart.

Gelaufen am: 28.08.2011

Was hat mich nur geritten, dass ich so früh aufstehe? Das habe ich mich oft gefragt, vor allem hier auf dem Südrandweg, wenn die Anfahrt so lange war, dass ich extrem früh aufstehen musste. Aber sobald ich im Zug sitze, oder spätestens im Wald ist alles vergessen, denn dann bin ich glücklich. Die meiste Zeit habe ich mir morgens auch noch etwas zu essen für unterwegs gemacht. Weckle aufbacken, dann ins Bad solange diese auskühlen (vorher nochmals im Bett die 10 Minuten dösen, die die Weckle im Ofen sein müssen bis der Küchenwecker mich aus dem Schlummer gerissen hat) und dann belegt. Meist hat es gerade so gereicht dann loszugehen. Aber irgendwann war ich dieser Weckle überdrüssig und habe mir etwas am Bahnhof gekauft. Und so konnte ich morgens noch ein bisschen länger liegen bleiben.

Ich habe mir auch angewöhnt vor einem Wandertag abends früher ins Bett zu gehen, um das frühe Aufstehen auszugleichen. Oder abends duschen statt morgens, im Zug frühstücken, usw. Zugegeben, ich hätte öfters mehrere Etappen direkt nacheinander machen können und auf der Alb übernachten, dann hätte ich morgens nicht so früh aufstehen müssen. Aber mir hat das so gut getan immer wieder wandern zu gehen, wenn möglich einmal in der Woche. Jede Woche Bewegung anstatt nur im Büro zu sitzen, jede Woche Natur. Die Natur, das ist einfach mein Ding. Diese Art über das Jahr verteilt zu wandern hat mir ein ganz anderes Lebensgefühl gegeben. Und dafür hat sich auch das frühe Aufstehen gelohnt. Vielleicht werde ich eines Tages ich meine Arbeitszeit reduzieren, so dass ich nur noch 4 Tage die Woche arbeite und die Zeit für solche Dinge nutzen kann. Noch bin ich nicht so weit, aber die Zeit wird kommen.

Der Busfahrer heute war wieder sehr nett. Am Bahnhof in Tuttlingen habe ich zufällig gesehen, dass ein Bus viel früher in meine Richtung fährt als der ursprünglich geplante Zug. Obwohl meine Zugkarte streng genommen nicht im Bus gilt lässt der Fahrer mich so mitfahren. Die Strecke geht über Beuron (mein heutiges Etappenziel sehe ich also schon am Morgen) und über den Irndorfer Hardt. Der Busfahrer hat mich gefragt wo ich wandere, wir haben uns ein bisschen über das schöne Donautal unterhalten und dann ließ er mich in Hausen direkt dort aussteigen wo ich den Weg hoch zum Südrandweg nehme. Ganz ohne Bushaltestelle. Solche netten Busfahrer trifft man eigentlich überall auf der Alb. In Hausen bin ich erstmal zum Dorfladen gegangen, um dort noch ein Croissant mitzunehmen. In dem laden gibt es alles: Getränke jeder Art Süßigkeiten, Backwaren, Zeitschriften... Ein echter Tante Emma Laden. Ich muss ich ein Stück den Berg hinauf bis ich wieder auf den HW2 komme. Der Südrandweg verläuft hier nur auf der Höhe. Es geht steil hinauf und nebenher zu essen war vielleicht doch nicht so eine gute Idee. Ich bin gleich außer Puste.

Als erstes geht es zur Burg Hausen und Schloss Werenwag - beides in Privatbesitz. Schloss Werenwag sieht von unten super aus, aber von der Rückseite sieht man eigentlich nicht viel, gerade mal eine alte Scheune. Als ich sie auf der letzten Etappe von vorne gesehen habe, hatte ich mich schon gefreut direkt daran vorbei zu laufen - dachte man kann vielleicht in den Hof. Aber die Burg ist nicht zugänglich.


Der Weg geht nun durch den Wald zu einem schönen Aussichtsfelsen - dem Korbfelsen. Das Donautal ist hier wunderschön. Das müsste man auch mal durchpaddeln. Von unten sieht das bestimmt nochmals anders aus. Der Blick von hier oben ist wie von den Donautalbroschüren. Man kann hier eigentlich gar kein schlechtes Bild machen. Einfach draufhalten. Rechts und links Felsen und im Tal schlängelt sich die schmale Donau durch die grünen Wiesen. Auf dem Felsen lasse ich mir lange Zeit bis mir die Höhe zu viel wird. Es geht hier steil nach unten und ich bin nicht schwindelfrei.

Ein Highlight aber ist der Eichfelsen, von dem aus man einen tollen Blick ins Tal und zu den phantastischen Felsen hat, die beidseitig der Donau aufragen. Dort habe ich erstmal Mittagspause gemacht und den Ausblick genossen. Ich hätte es vorhin nicht gedacht, aber der Blick von hier toppt sogar den vom Korbfelsen.

Und dann erlebe ich eine Seltenheit auf dem Albrundweg. Die Schilder führen mich in die Irre. Ich verpasse eine Abzweigung und merke das erst als ich auf dem rauen Stein stehe und kein weiteres Schild finde. Der Ausblick ist super, in der Näher gibt es einen tollen Biergarten. Hier lässt es sich aushalten. Aber wo ist das nächste Schild? Also schaue ich doch mal auf die Karte und stelle fest, dass der HW2 gar nicht über den rauen Stein geht. Mmh, aber warum stand der dann vorhin auf dem Schild mit dem roten Dreieck? Na ja, vielleicht war das früher mal so. Ich präge mir den Wegverlauf von der Karte gut ein und schaue auch runter ins Tal. Man sieht schon wo es lang geht. 

Das erleichtert die Orientierung. Unterhalb des Hanges gibt es einen Bergkegel, um den die Donau rum fließt und an dem die Bahn den Fluss auf einer schönen alten Eisenbrücke überquert. Ok, also zurück und dort sehe ich das Anschlussschild auf der Serpentine nach unten. Von der anderen Seite sieht man das Schild jedenfalls nicht. Aber egal. Bei der genialen Beschilderung, die ich bisher vorgefunden habe will ich mal nicht meckern. Schließlich hatte ich einen tollen Blick vom rauen Stein und weiß für das nächste Mal wo man einkehren kann.

Ich laufe über die Brücke, was mir immer gut gefällt, dann über eine Wiese zu einer reich verzierten Kapelle. Auf einem weiteren Schild sehe ich wieder den rauen Stein unter dem roten Dreieck. Na ja. Radler sind auch unterwegs. Ich glaube, wenn man im Tal wandert wird man von denen überfahren. Es sind ziemlich viele. Und dann sehe ich schon die Burg Wildenstein. Mein Vater hat mir erzählt, dass er dort als Junge mal übernachtet hat. Die Burg ist heute eine Jugendherberge. Der Aufstieg ist klasse! Gleich am Anfang eine tolle Ausbuchtung im Feld und romantisch verwildertes Grün. Ein älteres Ehepaar kommt mir entgegen und sie erzählt, dass ihr Mann schon so ziemlich alles auf der Alb gemacht hat. Er kenne jeden Weg und war auch schon viel Kanufahren. Als ich schon viel weiter bin könnte ich mich in den Allerwertesten beißen, dass ich nicht gefragt habe, ob er Werner Schmidt ist, von dessen Wanderbüchern ich so begeistert ist. Manchmal hat man so ein Gefühl. Ich hätte wetten können, dass er es war!

Die Burg betritt man über eine Hängebrücke. Es stehen schon Wägen mit Bettwäsche rum. Wäre auch eine Idee gewesen hier zu übernachten und so die restliche Etappe des HW2 gleich anzuschließen. Im Innenhof sind Sitzbänke und es gibt eine Burgschänke. Ich hole mir ein Radler und eine heiße Wurst. Als ich mein Radler kurz auf dem Tisch stehen lasse, um die Wurst abzuholen stürzen sich die Wespen drauf. Den Rest in der Flasche kippe ich aus, um die Wespe vor dem Ertrinken zu retten und währenddessen fällt die nächste in mein Glas. Ey! Das war mein Bier!!! Dieses mal schütte ich es nicht aus, sondern fische die Wespe mit einer Gabel raus. Ihre Nachfolgerin ist schon im Anflug. Als ich endlich einen Bierdeckel schützend über das Glas bekomme sehe ich, dass es den anderen Gästen nicht anders geht.

Von der Burg dort geht es auf der Höhe durch Wald. Man sieht im Sommer leider nicht runter ins Tal. Das ist auf dem HW2 auf diesem Abschnitt schade, weil man so viel Wald sieht, aber nicht das malerische Donautal. Vielleicht ist es besser diesen Weg im Winter oder Herbst zu laufen, oder dann eben durch das Tal zu gehen. Allerdings gibt es hier einen Alpenblick. Mit etwas Phantasie kann ich sogar die blauen Berg im diesigen Sonnenlicht erkennen. ich mache mehrere Aufnahmen, um zu Hause zeigen zu können, dass ich die Alpen gesehen (wenigstens erahnt) habe, aber es ist gar nicht so leicht so etwas auf ein Photo zu bekommen. Nur wenn man es vergrößert sieht man etwas. Und dann vermutlich auch nur, wenn man weiß wonach man schauen muss. Aber: ich habe die Alpen gesehen!

Gleich anschließend geht es in Serpentinen im Wald nach unten zum Kloster Beuron. Ein schöner Abstieg zum Schluss und vor allem ein schönes Tagesziel. Das Kloster liebe ich und vor allem auch sein Klosterladen. Ich laufe erst in die Kirche, in der jemand Orgel übt. Ich setze mich eine weile hin und höre zu. Schließlich laufe ich vor zur seitlichen Kapelle, die toll ausgeschmückt ist. Die Malerei hat hier einen ganz eigenen Stil. In der Kapelle ist ein kleiner Raum eingelassen, in dem unzählige rote Kerzen brennen. Die Wände sind mit Marmor ausgekleidet und der Raum wird nur von den flackernden Kerzen erhellt. Sie sind in einer Spirale auf einem Gestell angeordnet und an der Wand hängt eine weitere Eisenkonstruktion herunter. Eine wunderschöne Kombination. Ich zünde auch eine Kerze an für meine Wanderung.

Anschließend gehe ich in den Klosterladen, der ein riesiges Sortiment hat. Ganz viele Bücher und jede Menge eigene Klostererzeugnisse wie Obstbrand, Tee, Wurst und Salben verkauft werden. Das Kloster hat eine eigene Metzgerei, pflanzt selber Kräuter und Obst an. Ich hab mich gleich mit einer Mischung quer durch das Sortiment eingedeckt. Ich liebe es von unterwegs solche Sachen mit nach Hause zu nehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen