Freitag, 31. August 2012

23. Etappe: Beuron – Tuttlingen


Wegverlauf: Beuron – Jägerhaus - Bergsteig – Tuttlingen

Weglänge: 25,5 km


Anfahrt: Mit dem Zug nach Tuttlingen und dort in den Zug nach Beuron umsteigen.

Rückfahrt: Mit dem Zug direkt nach Stuttgart.

Gelaufen am: 31.08.2011

Die letzte Etappe auf dem Südrandweg! Ich bin richtig stolz auf mich. Wer hätte gedacht, dass ich tatsächlich so weit kommen würde! Ich blicke in Gedanken zurück auf den Südrand. Er ist nicht so durchgängig toll wie der Nordrand, aber in der zweiten Hälfte auch einfach nur gut. Und der Rest gehört einfach mit dazu. Wenn man die Alb komplett erleben will, muss man auch die flacheren Abschnitte im Osten gesehen haben, die im Südosten sogar noch flacher werden, so dass man nur noch von einem geologischen aber nicht topographischen Rand sprechen kann. Viele Abenteuer liegen hinter mir und viele Erzählungen. Mittlerweile verfolgen einige meiner Freunde und meine Familie den Weg mit jeder Etappe. Immer wieder werde ich darauf angesprochen. Ich bin selbst total begeistert von dieser Wanderung.

Dass das Donautal hier so schnell wieder zu Ende ist macht mich fast schon traurig. Es ist wirklich ein wunderschönes Tal, in das man immer wieder kommen kann. Und außer dem HW2 gibt es noch jede Menge andere Möglichkeiten es zu erleben. Der Alb-Donauweg und der Hohenzollernweg streifen es beispielsweise auch.

Da der Klosterladen von Beuron so schön ist konnte ich nicht widerstehen und bin gleich morgens nach meiner Ankunft rein und habe dort nochmals eingekauft. So habe ich den ganzen Tag ein Flasche Obstbrand mit mir herum getragen. Ich kann nicht sagen, dass ich es bereut hätte. Und heute ging es endlich im Tal weiter. Das hat mir bisher auf den Etappen im Donautal gefehlt: die Talsicht. Ich gebe zu, dass ich mich auf dem SüdRANDweg befinde und dieser bevorzugt oben auf den Felsen entlang läuft, aber hier hätte ich mir ab und an die Talsicht gewünscht. Der Hohenzollernweg führt durch das Tal - den werde ich vielleicht mal wannanders laufen. Allerdings ist es im Tal auch nicht ganz ungefährlich für Wanderer: es gibt hier viele Radfahrer und am Wochenende denke ich läuft man Gefahr von denen umgenietet zu werden. Vielleicht ist es sinnvoller das Tal mit dem Fahrrad oder Kanu durchzugehen. Ideen für die Zukunft gibt es genügend!

Nachdem man die Bahnlinie unterquert hat kann man wählen, ob man nun auf der Höhe oder im Tal laufen möchte. ich entscheide mich für das Tal. Auch weil ich unbedingt den Donaudurchbruch und die Donauversickerung sehen will. Der Weg führt an wunderbaren Felsen vorbei und am Jägerhaus, in dem man gut isst. Dort sollte man unbedingt runter an den Fluss. Man kann über Steine (oder auch über eine kleine Brücke) auf die andere Seite gelangen. Wannimmer ich dort bin muss ich mindestens zweimal hin und her auf den Steinen laufen. Wunderbare Stepping Stones! Die Strecke bis hierhin ist wunderschön. 

Man kommt an Obstbäumen vorbei, die zwischen Fels und Donau wachsen. Die Donau ist sehr schmal. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieser kleine Fluss einmal so breit werden wird! Aber was aus Kindern einmal wird weiß man ja vorher auch nicht. Man läuft direkt am Felsen entlang und dann sehe ich etwas weiter oben links einen Spalt im Fels. Eine Höhle? Muss ich gesehen haben! Neugierig laufe ich hoch und tatsächlich: ein schmaler und hoher Schlitz im Fels durch den man in eine kleine Höhle kommt. Schnell die Taschenlampe gezückt und langsam rein laufen. So sehr mich die großen Höhlen mit ihren Tropfsteinen faszinieren so sehr begeistern mich dann doch immer wieder diese kleinen Höhlen, die man zufällig am Weg entdeckt. Gerade weil man überrascht wird und beim ersten Blick nicht weiß was einen erwartet sind sie so toll. Mitten in der Zivilisation wird man zum Entdecker.

Am Jägerhaus liegen einige Kühe müde im Gras und schauen gelangweilt zu mir rüber. Die Kühe interessieren mich dieses Mal nicht. Ich laufe lieber über die Steine im Fluss, mehrmals hin und her. Wenn man hier über den Fluss und nach oben wandert kommt man auch auf schöne Wege. Auch dort oben gibt es eine interessante Höhle. Um zusätzlich dort hinauf zu laufen fehlt mir jedoch die Zeit und ich laufe weiter. Mehrmals treffe ich zwei Hollänger auf ihren Fahrrädern. Als sie Rast machen unterhalten wir uns. Sie erzählen, dass sie mehrere Tage hier im Tal sind und schon einiges gesehen haben. Ich frage sie, ob sie schon den Donaudurchbruch gesehen haben und wo man lang muss. Leider haben sie ihn noch nicht gesehen, werden aber selbst neugierig. Und als ich nach ihnen weiter laufe und neugierig um eine Ecke schaue ermutigen sie mich reinzulaufen. Ich denke, das könnte passen. Ich laufe einen Waldweg hinein und komme auf eine freie Wiese an einer Donaubiegung. Der erste Blick als ich aus dem Wäldchen heraus laufe ist phantastisch. Jenseits der Wiese ragen Felsen steil vom Fluss empor. An einigen Stellen bröckeln sie ab. Es sieht aus wie eine Miniaturmoräne. Enttäuscht musste ich feststellen, dass das gesamte Ufer dicht mit Brennnesseln zugewachsen ist. Nirgends ist an ein Durchkommen zu denken, egal wie weit ich am Ufer entlang laufe. Mist. Den Donaudurchbruch kann ich mir für heute in die Haare schmieren.

Ganz vorne kann ich an den Fluss aber dort plätschert die Donau lustig über das flache Kiesbett. Einen Durchbruch kann man das nicht nennen. Der muss weiter unten kommen, denn hier ist etwas wenig Wasser. Na ja, egal. Ich ziehe meine niegelnagelneuen Schuhe aus und laufe durch das Wasser. Ich habe endlich neue Schuhe gefunden bzw. mich auch dafür entschieden. Nach meiner Tour durch die Wanderläden bin ich nun bestens darüber informiert, was gute Wanderschuhe ausmacht und welche man zu welcher Gelegenheit tragen sollte. Die wichtigste Information für mich war, dass man härtere Sohlen haben sollte, wenn man mehr Gewicht auf den Schultern trägt, damit die Füße nicht so schnell erlahmen. Ich habe dann gleich doppelt zugeschlagen: ein Paar für die Alb und ein Paar Bergstiefel für die Alpen komplett mit Geröllschutz und Kerbe für Schneeschuhe und Steigeisen. Die doppelte Anschaffung hat zwar ein großes Loch in meine Kasse gerissen, mich aber ziemlich glücklich gemacht. Und ich laufe hervorragend in beiden Pärchen. Es hat sich gelohnt, sich ein bisschen Zeit dafür zu nehmen. Und so muss ich die Stiefel natürlich gleich am Fluss photographieren.

Die Füße hänge ich weiter in den Fluss. Es ist wieder ein toller sonniger Tag, den es sich am Flussufer hervorragend verbringen lässt. Ich hole mein Vesper heraus und beiße genüsslich hinein, werde aber bald so arg von Wespen geplagt, dass ich  dauernd hin und her laufe und das Baguette schneller in mich hineinschlinge als ich es eigentlich wollte. Und Schwupps habe ich meine Ruhe. Die Wespen sind fort und ich kann immerhin noch die Kühle des Flusses genießen. Welch Wohltat nach der nervigen Wespenattacke.

Die Donauversickerung habe ich mir dann aus dem gleichen Grund erspart. Da der HW2 nicht direkt daran vorbei führt wollte ich den Umweg zu einem Meer aus Brennnesseln nicht machen und bin auch zum Bergsteig gelaufen. Schweren Herzens verließ ich das Donautal und wusste: jetzt neigt sich der Südrandweg zur Neige. Ein bisschen Wehmut machte meine Füße schwerer.
Ein Jahr später war ich an der Donauversickerung hier bei Fridingen. Wenn man jedoch nicht weiß, dass diese hier ist, könnte man auch meinen eine Stromschnelle zu sehen. Es ist ein Schild angebracht, das die Versickerung erklärt und wie viel unglaubliche Mengen an Wasser hier in einer Minute versickern, aber die Donau hat offenbar genug Wasser, dass man es an dieser Stelle nicht sieht. Es gibt allerdings noch eine weitere Versickerungsstelle bei Möhringen und Immendingen, an der man das viel besser sieht. Dort kann man im Sommer sogar im trockenen Flussbett der Donau laufen!

Als ich den Berg fast ganz hoch gelaufen bin und den Bergsteig schon vor mir sehe beschleunigen sich meine Schritte wieder. Die Landschaft verändert sich hier jeden Meter. Man kann regelrecht zuschauen wie sich die für die Alb charakteristische Landschaft nun in jene des Schwarzwalds verwandelt! Unglaublich. Die Vegetation wird eine andere und auch die Häuser sind nun anders gebaut. Mehr Holz, Schindeln, ein Holzbalkon, Borden. Die Alb ist zu Ende.

Ob es nun an der Wegmarkierung lag oder an meiner Verwunderung über den landschaftlichen Wandel - ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls habe ich mich sofort verlaufen. Und als ich so in den Wald blickte und mich fragte wie ich laufen hätte sollen sehe ich ein Reh! Es schaut mich kurz neugierig an und im nächsten Augenblick läuft es davon. Heute habe ich mich gerne verlaufen.

Der Weg geht nun größtenteils durch Wald und als nächstes sieht man auch schon Tuttlingen, das nicht so besonders ist. Keine Stadt, die man unbedingt am Ende des Weges besichtigen muss. Wirklich gut ist der letzte Buchladen vor der Einkaufsstraße wo ich noch das Buch "AlbAnsichten" mitgenommen habe. Das Schild am Ende des Weges ist eher unscheinbar an einem Pfosten neben einer Holzbrücke angebracht. Der Weg verläuft danach weiter zum Bahnhof. An einer Ecke war ich etwas verwirrt, weil es plötzlich ein Schild HW1 nach rechts gab. Links ging dann der mit dem Dreieck beschilderte Weg zum Bahnhof weiter. Aha, hier geht es also bei der nächsten Etappe dann Richtung Norden. Wow. Ich habe es tatsächlich geschafft! Manchmal kann ich es selbst noch nicht glauben. Ich bin den Südrandweg komplett durchgelaufen!!! Von Donauwörth nach Tuttlingen! Was für ein Gefühl! Das muss ich mir noch öfters auf der Zunge zergehen lassen. Und es sind nur noch 5 Etappen bis ich die Alb komplett umrundet habe. Ein wunderschönes Projekt.

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